CODE_n

Schaulaufen der Startups

06.03.2014
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Interview mit Ulrich Dietz, CEO, GFT Technology AG

CW: Das alles klingt schon recht ambitioniert. Immerhin beschäftigen sich die größten IT-Firmen weltweit ebenfalls seit geraumer Zeit mit dem Trend Big Data. Warum, glauben Sie, können die 50 Wettbewerbsfinalisten mithalten?

Dietz: Wenn man nicht ambitioniert ist, braucht man gar nicht erst anzufangen. Und das Selbstbewusstsein haben CODE_n und die Finalisten sicherlich gemein. Den Unterschied zu den etablierten IT-Unternehmen habe ich schon angedeutet: Unsere Startups gestalten mit ihren Lösungen konkrete Geschäftsanwendungen auf ganz neue Art und Weise – maßgeschneidert, manchmal in der Nische, aber immer mit dem konkreten Nutzen für den Kunden im Blick.

Das können große IT-Unternehmen so individuell gar nicht leisten. Sie müssen mit ihren Big-Data-Ansätzen immer Kompromisse eingehen, da sie Standards produzieren möchten, die für möglichst viele Unternehmen passen sollen. Firmen müssen sich aber von Beginn an im Klaren sein, was sie mit Big Data erreichen wollen: Da kann eine Standard-IT-Lösung passen, wahrscheinlicher trifft aber eher ein spezialisierter Ansatz den Punkt. Und diesen finden sie bei CODE_n.

Ulrich Dietz, CEO, GFT Technology AG: "Das ist ein noch nie da gewesenes, spektakuläres Hallenkonzept. Und das ist nicht übertrieben."
Ulrich Dietz, CEO, GFT Technology AG: "Das ist ein noch nie da gewesenes, spektakuläres Hallenkonzept. Und das ist nicht übertrieben."
Foto: GFT

CW: Der Wettbewerb scheint sich zunehmender Beliebtheit in Deutschland und der Welt zu erfreuen. Die Zahl der Bewerbungen hat sich von 250 im vergangenen auf 450 in diesem Jahr fast verdoppelt. Wie erklären Sie sich diesen Zuspruch?

Dietz: Wir haben zwei sehr erfolgreiche Jahre hinter uns. Das hat für Reputation gesorgt Aber: Wir fangen durch die neuen Themensetzungen jedes Jahr wieder bei null an. Wir müssen immer wieder Entrepreneure von CODE_n überzeugen, die vielleicht durch ihre Branchenausrichtung noch nie etwas von uns gehört haben. Im Falle Big Data zeigt der große Zuspruch aus so vielen Ländern, dass das Thema weltweit aktuell ist und sich CODE_n zunehmend etabliert.

CW: Unter die 50 Finalisten haben es 13 deutsche Kandidaten geschafft. Ist die hohe Zahl deutscher Bewerbungen damit zu erklären, dass der CODE_n-Wettbewerb hierzulande präsenter ist als anderswo? Oder birgt Deutschland besonders viel Potenzial, was gute neue Ideen und deren Realisierung angeht? Platt gesprochen: Ist der deutsche IT-Nachwuchs möglicherweise innovativer, als er in manchen Medien gern dargestellt wird?

Dietz: Der Anteil der deutschen Bewerbungen war in den vergangenen Jahren deutlich höher. Big Data ist ein globales Thema, über 450 Unternehmen aus 60 Ländern haben sich dem Juryentscheid gestellt. Wir haben sehr gute Bewerbungen aus den USA und Großbritannien gesehen. Das zeigt, dass diese Länder schon sehr weit sind. Aber, und das zeigen die deutschen Finalisten, hierzulande arbeiten Entrepreneure auch auf einem hohen Niveau. In der Spitze sind wir sehr gut unterwegs, wir brauchen aber noch mehr Breite.

CW: Wie viele der Finalisten der vergangenen Jahre konnten ihre Einreichungen denn in ein erfolgreiches Geschäftsmodell umsetzen? Einer der Sieger der vergangenen Jahre, myTaxi, hat ja sehr wohl einen wahrnehmbaren Erfolg feiern dürfen. Allerdings scheint das eher die Ausnahme zu sein oder?

Dietz: Das stimmt nicht. CODE_n ist kein Businessplan-Wettbewerb, sondern wendet sich an junge Unternehmen mit einem funktionierenden Geschäftsmodell. Wir sehen viele Erfolgsgeschichten, auch wenn wir nicht jedes der nun über 1000 Start-ups, die sich für CODE_n beworben haben, dauerhaft im Blick haben. Es gab viele neue Finanzierungsrunden und Partnerschaften mit etablierten Unternehmen. Ein Beispiel ist Orderbird, die nach ihrer Teilnahme 2012 nicht nur zum zweiten Mal mit ihrem iPad-Kassensystem die Zahlungen in der CODE_n-Halle 16 abwickeln, sondern auch mit Paypal kooperieren. Weitere Beispiele sind etwa unser Gewinner aus dem letzten Jahr, Changers.com, der vor wenigen Wochen eine neue siebenstellige Finanzierung erhalten hat.