64-Bit-Computing/Kommentar

Schafft Intel den Durchbruch?

07.12.2001
Martin Bayer Redakteur CW

Nach sieben Jahren Entwicklungsarbeit war es Ende Mai dieses Jahres endlich so weit: Intel stellte nach zahllosen Verzögerungen der wartenden IT-Gemeinde seinen "Itanium"-Chip vor. Doch anders als bei früheren Produktpräsentationen, schlug der kalifornische Chipriese leise Töne an. Man werde den Prozessor langsam über Pilotanwender in den Markt einführen.

Offenbar haben die Intel-Strategen gemerkt, dass im Markt für 64-Bit-Computing andere Gesetze herrschen als im herkömmlichen PC-Geschäft. Während sich die Privatanwender schnell mit hohen Megahertz-Zahlen zum Kauf verleiten lassen, können Enterprise-Kunden nur mit stichhaltigen Argumenten überzeugt werden. Dazu zählen beispielsweise Verfügbarkeit und Skalierbarkeit der Plattform.

Unter diesen Gesichtspunkten muss sich der Itanium erst noch beweisen. Während Intel im 32-Bit-Geschäft auf viele installierte Geräte und starke Marktanteile pochen kann, haben sich im 64-Bit-Markt längst andere Hersteller mit ihren Plattformen etabliert. Risc-CPUs wie der "Alpha" von Compaq, Suns "Ultrasparc", der "PA-Risc" von Hewlett-Packard oder IBMs "Power-PC" bilden zusammen mit den dazugehörigen Unix-Derivaten zuverlässige Plattformen, auf denen fast alle geschäftskritischen Applikationen und Datenbanken laufen. Die Intel-Manager werden einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, um die Anwender zu einem Wechsel zu bewegen.

Doch langfristig scheinen die Weichen in Richtung Itanium gestellt. Compaq und HP haben angekündigt, ihre Risc-Plattformen aus dem Verkehr zu ziehen und auf die Intel-Architektur umzusteigen. IBM wird zweigleisig fahren, und nur Sun verharrt strikt auf seiner Sparc-Solaris-Spur. Nur wenn die Itanium-Plattform alle Bedürfnisse der Kunden von der Performance bis zur Verfügbarkeit von Betriebssystemen und Applikationen erfüllen kann, wird die neue Intel-Architektur eine Chance haben.