Scaraboo GmbH: Mit WAP-Einsatz zum großen Glück

04.10.2001
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Noch kurz vor einem Elfmeter eine Wette abzuschließen oder auf Schumi tippen zu können, bevor er mit seinem Ferrari als Sieger die Ziellinie eines Formel-1-Grand-Prix überquert - auf diesen Wunschvorstellungen von Sport- und Wettbegeisterten basiert eine der Geschäftideen der Scaraboo GmbH. Das im Herbst vergangenen Jahres ins Leben gerufene Startup versteht sich dabei aber nicht als B-to-C-Anbieter, sondern entwickelt und betreibt für Wettfirmen, Mobilfunkunternehmen sowie Medienhäuser mobile Realtime-Anwendungen. So können Bieter mit Scaraboo betting aufgrund sich ständig aktualisierender Quoten per SMS oder WAP Sportwetten abgeben, live und bis fünf Minuten vor Ende des jeweiligen Ereignisses. Das erstmals auf der diesjährigen CeBit vorgestellte Produkt verspricht damit eine Flexibilität, die herkömmlichen Konkurrenten wie Oddset oder Sportwetten Gera fehlt.

Als Kunden für ihr System konnte Scaraboo bereits den Vodafone-Partner Vizzavi gewinnen. Der Portalbetreiber bietet auf seiner Website sowie mobil unter www.wap.vizzavi.de Wetten für die Fußball-Bundesliga und Formel 1 an, allerdings nur mit virtuellem Geld, sogenannten Coints. Den Gewinn können die Wettfans anschließend im Vizzavi-Shop gegen Sachprämien wie Mobiltelefone oder Kickboards eintauschen. Ab Januar können Anwender dann über einen österreichischer Anbieter um hartes Geld spielen. Auch für Scaraboo hat sich der Einsatz offensichtlich gelohnt: "Wir erzielen damit bereits Umsätze im fünfstelligen Euro-Bereich", berichtet Geschäftsführer Jürgen Lukas.

Mit den Launch der breitbandigen Mobilfunkstandards GPRS und UMTS verspricht das Mitwetten per Handy künftig noch mehr Spannung. So ist mit UMTS etwa die Live-Übertragung von Videosequenzen aus dem Rennen oder aus einem Bundesligaspiel denkbar. Um dabei quasi aus einer Pool-Position zu starten, sitzt das Startup in München und Bremen, wo die ersten beiden 3G-Teststrecken in Deutschland aufgebaut werden. Scaraboo versucht sein Glück aber nicht allein mit der Wettapplikation. Neben den mobilen Entertainment-Applikationen lottery und quiz hat die Firma vor kurzem eine Lifestyle-Anwendung fürs Handy namens psycho fertig gestellt.

Das Potenzial von interaktiven Spielen im Mobilfunkgeschäft der Zukunft erkannte auch Dietrich Ulmer, Chef der Siemens Mobile Acceleration GmbH, (smac). Die Tochter des Bereichs Information and Communication Mobile (IC Mobile) beteiligte sich vor kurzem mit über einer Million Euro an dem jungen Startup. Um Scaraboo zum Durchbruch zu verhelfen, will smac dem Unternehmen Kontakte zu potenziellen Partnern vermitteln und Zugang zu den Ressourcen des Mutterkonzerns ermöglichen. Außerdem bietet der Kapitalgeber Hilfe durch einen Management-Coach und beherbergt das Münchner Team in seinen Räumen in Oberhaching. Scaraboo-Gründer Lukas fühlt sich durch die 35-prozentige Beteiligung von smac aber nicht zu stark unter Druck gesetzt. Natürlich will der Geldgeber auch mitreden, erklärt er, aber die Gegenleistung stimme. Außerdem, so räumt Lukas ein, sei die Zeit der Überbewertung von kleinen

Unternehmen vorbei.