SBS schöpft Hoffnung

22.03.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die RAG Informatik, die vor der Übernahme eigenen Angaben zufolge etwa 20 Prozent der Einnahmen im externen Markt erzielte, firmiert seit Ende Februar unter dem Namen Service for Business IT Ruhr GmbH (SBI Ruhr). Außer der Bezeichnung bleibt beim IT-Dienstleister jedoch vieles beim Alten: Vornehmlich kümmert sich SBI Ruhr um den wichtigsten Kunden RAG. Des Weiteren wird SBI Ruhr wie gehabt im nordrhein-westfälischen Mittelstandsgeschäft Flagge zeigen. Damit verzichtet SBS darauf, dem IBM-Vorbild zu folgen. Big Blue hatte im November 2002 die Rheinmetall Informationssysteme GmbH (RIS) übernommen und darauf aufbauend die IBM Mittelstand Systeme GmbH (IMS) entwickelt.

Mit der Übernahme von RAG Informatik begrüßt SBS rund 800 neue Mitarbeiter von RAG am Haupteingang und schickt durch die Hintertür 950 der rund 15 000 deutschen SBS-Angestellten nach Hause. Gehen müssen auf jeden Fall diejenigen Mitarbeiter aus dem Competence Exchange Center (CEC), die ohne Arbeit sind. Insgesamt hatte SBS 400 Kollegen ins CEC verschoben, deren Fähigkeiten und Kompetenzen im Projektgeschäft nicht mehr angefordert werden. 170 konnten so geschult und weitergebildet werden, dass sie wieder in Lohn und Brot stehen. Für die übrigen 230 Mitarbeit besteht keine Hoffnung auf Weiterbeschäftigung bei SBS.

Wohin steuert SBS?

Über Siemens und SBS rätselt die Branche: Welches Ziel verfolgt der Konzern mit seiner IT-Tochter? Ein baldiger Verkauf erscheint ebenso möglich wie eine gestärkte Rolle als konzerninterner IT-Dienstleister. Dadurch, dass Siemens künftig die komplette IT an die eigene Tochter auslagert, gewinnt SBS für potenzielle Käufer an Attraktivität. Auch HP und Atos Origin haben die IT-Ausgründungen Triaton beziehungsweise Itellium nur aufgrund der riesigen Outsourcing-Aufträge mit den Konzernmüttern Thyssen-Krupp und Karstadt-Quelle gekauft. Angeblich haben Atos Origin und CSC bei Siemens bereits angeklopft. Andererseits gewinnt SBS selbst derzeit viele große Auslagerungsverträge außerhalb des Siemens-Konzerns, etwa mit der britischen Rundfunkanstalt BBC oder dem RAG-Konzern. Für potenzielle Käufer wird die Integrationsaufgabe damit komplexer, außerdem dürfte der Preis steigen. Gegen die Verkaufsoption spricht auch die Expansion von SBS in Osteuropa. Dort verleibt sich der Münchner IT-Dienstleister mit dem Segen der Mutter kleine Servicefirmen ein, um sich ein zukunftsträchtiges Standbein zu schaffen.

Siemens-Auftrag, Portfolio-Bereinigung und Entlassungen - alles ordnet sich dem Ziel unter, endlich die vom Konzernvorstand seit Jahren geforderte Marge von fünf bis sechs Prozent zu erreichen. Die Spekulationen, Siemens wolle SBS verkaufen, sind auch nach der aktuellen Entwicklung nicht verstummt. "Sie schmücken die Braut ", kommentierte etwa Ovum-Analystin Katharina Grimme: Siemens mache seine IT-Dienstleister hübsch für die Veräußerung.