Satire/CW-Wert

10.05.1996

Der Grundsatz "schneller, höher, weiter" gilt längst nicht mehr im Sport allein. Nein, wir haben uns daran gewöhnt, daß die Marketiers in der Industrie dieses Prinzip bald besser beherrschen als die Athleten selbst. Ein Musterbeispiel sind die Olympischen Spiele in Atlanta, die ihren kommerziellen Schatten schon lange vorauswerfen, noch ehe der Startschuß gefallen ist. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert müssen wir mit der gnadenlosen Ausschlachtung solcher Topereignisse durch Coca Cola und Konsorten eben leben. Doch was zuviel ist, ist zuviel. Die Stadtverwaltung von San Francisco und 3Com haben den Bogen überspannt. Bis zum Jahr 2000 geht die bekannteste US-Football-Mannschaft, die "49ers", nicht mehr im ehrwürdigen Candlestick Stadium auf Touchdown-Jagd, sondern im "3Com Park". Wie leer müssen die Kassen der Stadt sein, daß sie dieses Sakrileg begeht? Dem traditionellen Sportfan blutet jedenfalls das Herz. Das wäre genauso, als würden die Borussen aus Dortmund nicht mehr im Westfalen-Stadion, sondern in der Nike-Arena, die Bayern im Hewlett-Packard-Stadion und die roten Teufel am Oki-Betze gegen das runde Leder treten. Das Tüpfelchen auf dem i wäre jetzt noch, wenn 3Com ein Stadion in Gestalt eines Hub-Chassis bauen würde. Die Ausgänge könnten dann als Ports und das Spielfeld als Backplane gestaltet werden. Übrigens: Konkurrent Cisco soll am Namensrecht von San Francisco interessiert sein. Für die Laufzeit des Vertrages würde dann San Fran... gestrichen werden, und ...cisco hätte die beste Werbung.