Broadcast-Lösung für ISPs und Unternehmen

Satelliten sollen das Internet entlasten

02.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Den Datenfluss im Internet will der Anbieter Cidera verbessern. Durch die Nutzung von Satelliten, gekoppelt mit intelligentem Caching, sollen die Engpässe im Festnetz umgangen und so beispielsweise die Übertragung von Videodaten beschleunigt werden.

Die Datenautobahn Internet ist noch längst nicht voll ausgebaut. Obwohl momentan eine ganze Reihe von Unternehmen viel Geld investiert, um die Kapazität des weltweiten Datennetzes zu verbessern, merken die meisten Anwender davon noch wenig. Die Übertragung großer Dateien und der Empfang von Audio- oder Videofiles läuft in der Regel sehr schleppend. Aussetzer oder gar Abbrüche der Verbindung sind dabei eher die Regel als die Ausnahme.

Der Anbieter Cidera will dieses Problem lösen, indem er häufig verlangte Daten statt über das Festnetz-Backbone über sein eigenes, weltweites Satellitenfunknetz direkt zum lokalen Internet-Service-Provider (ISP) sendet. Dabei ersetzt Cidera nicht die Internet-Infrastruktur, sondern ergänzt sie, um Engpässe bei der Übertragung zu vermeiden. Vereinfacht dargestellt, funktioniert das so: Ein von dem Anbieter entwickeltes Verfahren fragt den lokalen Cache eines ISP ab. Die Zusammenarbeit mit Anbietern wie Cacheflow, Novell oder Inktomi soll dabei sicherstellen, dass die von dem jeweiligen ISP eingesetzte Caching-Technik zusammen mit der von Cidera funktioniert. Stellt sich bei der Überprüfung des Cache heraus, dass bestimmte Dateien von einzelnen Servern stark nachgefragt sind, erfolgt eine Rückmeldung an das Network Operation Center von Cidera. Von dort werden die Daten von dem Server des betroffenen Anbieters dann geladen und direkt via Satellit mit 45 Mbit/s zu den angeschlossenen ISPs geschickt. Die Anwender können nun die Inhalte direkt vom Cache-Server ihres lokalen Providers abfragen.

Der Vorteil dieser Vorgehensweise: Es müssen nicht mehr für jede Anfrage einzelne Datenströme von der Website des Anbieters gestartet und quer durch das Internet geleitet werden. Die Übertragung der Daten erfolgt stattdessen direkt vom ISP zum Kunden, eventuelle Problemzonen wie die transatlantischen Verbindungen werden damit elegant umgangen. Dies hat zudem den Vorteil, dass das Internet-Backbone von bandbreitenhungrigen, multimedialen Datenströmen entlastet wird.

Auch Unternehmen können von der Cidera-Technologie profitieren: Schulungsvideos beispielsweise lassen sich mit Hilfe des Verfahrens von der Zentrale stör- und ruckelfrei direkt zu den Cache-Servern in den Außenstellen und von dort auf den PC des Endanwenders übertragen. Zudem ist der Einsatz des Verfahrens beispielsweise zur Verteilung von Software-Updates denkbar.

ISPs oder Unternehmen, die Cideras Dienste in Anspruch nehmen wollen, mieten das notwendige technische Equipment gegen eine monatliche Gebühr von dem Anbieter. Weltweit sind bereits über 350 Internet-Service-Provider (ISPs) mit der Technik von Cidera ausgestattet, allein in Europa sollen es über 100 sein.