Neues Release für Mainframes und Minis

SAS Institute pirscht sich an kommerzielle Anwender heran

01.06.1990

PARIS (qua) - Release 6.06 ihres Produktes "SAS System" präsentierte die SAS Institute Inc. aus Cary im US-Bundesstaat North Carolina auf ihrer europäischen Benutzertagung in Paris. Mit der neuen Software-Ausführung für IBM-Mainframes und DEC-Minis versucht das bislang vornehmlich im technischen DV-Sektor aktive Softwarehaus, den "kommerziellen" Markt zu erschließen.

Zusätzliche Funktionen wie What-if-Analysen, Forecasting-Techniken und übersichtliche Exception-Anzeigen sollen dem Anwender die Erstellung sogenannter Executive-Information-Systeme (EIS) ermöglichen. Als Teil eines solchen Entscheidungs-Unterstützungssystems könnte zudem das Tabellenkalkulations-Programm SAS/Cal fungieren, das voraussichtlich Ende des laufenden Jahres für MVS und CMS sowie VMS verfügbar sein wird. Eine OS/2-Version des Spreadsheet-Produkts ist ebenfallls in Planung.

SAS/Assist jetzt auch auf Mainframes und Minis

Um den in Sachen DV oft relativ unerfahrenen Top-Managern die Arbeit mit dem SAS System zu erleichtern, bietet das Software-Unternehmen seine für den PC entwickelte Benutzerschnittstelle SAS/Assist jetzt auch auf Mainframes und Minis an. Das neue Release vom SAS-System ist in Kürze lieferbar - zunächst nur in englischer Sprache.

Für MS-DOS und die von SAS Institute unterstützten Unix-Derivate wird laut Anbieter spätestens im vierten Quartal dieses Jahres das Release 6.07 auf den Markt kommen. Neben der Decstation von Digital Equipment und IBMs RISC-Maschinen der 6000-Serie sowie den Unix-Rechnern von Apollo und der HP 9000 soll das SAS System dann auf der Aviion-Familie von Data General sowie unter DPX/2 von Bull ablauffähig sein - später auch auf Sun /3 und /4 sowie auf dem Next-Computer von Steve Jobs.

Noch im Herbst dieses Jahres will der Anbieter sein Kernsystem auch unter OS/2 verfügbar machen. AIX auf PS/2 und AIX/370 sind ebenfalls in der Pipeline. Zu diesem Zweck hat das Software-Unternehmen bereits ein Marketing- und Entwicklungsabkommen mit der IBM geschlossen. Auf diese Weise hoffen die SAS-Manager Zugriff auf ESA und Vector-Processing zu bekommen.

Neuerdings kann sich SAS Institute auch IBM-Vertriebspartner nennen. Das Vertriebsabkommen bezieht sich allerdings nur auf die Serie 6000. Außerdem behält sich das Softwarehaus vor, lediglich beratend tätig zu werden und keine Komplettlösungen auf Basis der IBM-Rechner zu vertreiben, um ähnliche Abkommen mit Digital Equipment und Hewlett-Packard nicht zu beeinträchtigen.

Die derzeit noch mit der alten Produktausführung 5.18 abgespeisten Anwender des IBM Betriebssystems DOS-VSE werden auf das für Ende 1991 geplante Release 6.08 warten müssen. Dafür brauchen sie sich dann, so verspricht SAS-Präsident Jim Goodnight, nicht mehr mit ICCF zu plagen; SAS System 6.08 soll als VTAM-Anwendung laufen.

Ob das Softwaresystem auch auf der AS/400 angeboten wird, ist bislang noch ungeklärt. Goodnight rechnet wohl nicht damit, durch eine Produktversion für die Midrange-Maschine einen ausreichenden Profit erzielen zu können. "Die AS/400 ist eine nicht-technische Maschine", erläutert der oberste Manager und Haupteigentümer der Softwareschmiede: "Die meisten Modelle haben nicht einmal eine Gleitkomma-Funktion; also werden die AS/400-Anwender nicht viel von unserer Software kaufen wollen."