SAPs Tempo bereitet Kunden Sorgen

25.01.2006
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Die Konkurrenten

Oracle

Auch wenn die Einkaufsstrategie von Oracle in Walldorf zuweilen als "Ausbau des Softwarefriedhofs" verspottet wird, ist der Datenbankspezialist der einzige echte Konkurrent im Geschäft mit betriebswirtschaftlichen Applikations-Suites für das Highend.

Der Datenbankanbieter profitiert von der SAP: Noch immer werden die meisten Installationen der Business-Software auf Datenbanken des kalifornischen IT-Konzerns betrieben.

Oracle hat sich mit "Project Fusion" Ähnliches vorgenommen wie SAP mit der Business Process Platform. Aus den zugekauften Produkten von Peoplesoft und Siebel baut der Hersteller eine SOA-gestützte Applikationsplattform. Das Pendant zu Netweaver ist hierbei die "Fusion Middleware". Damit wendet sich der Konzern auch an Firmen, die keine betriebswirtschaftliche Software von Oracle einsetzen. Deshalb versucht die Firma, diese Middleware auch SAP-Kunden als Integrationslösung alternativ zu Netweaver schmackhaft zu machen.

Microsoft

Die Gates-Company steht zwar grundsätzlich ebenfalls mit SAP im Wettbewerb und versteht sich auch als Generalist. Der amerikanische Softwarekonzern tummelt sich aber lediglich im Wachstum verheißenden Mittelstandsgeschäft. Nur die Software "Axapta" könnte in puncto Skalierbarkeit auch für kleinere R/3- und Mysap-Anwender ausreichen.

Zwar dürften sich nur sehr wenige Anbieter zugunsten von Axapta von ihren bewährten ERP-Backbones Marke SAP verabschieden, wohl aber können sie auf Niederlassungen, Töchter und Geschäftsbereiche mit dem Microsoft-Produkt ausstatten. Dieses Revier wird SAP zu verteidigen versuchen, denn das Neugeschäft mit der Stammkundschaft ist ein wichtiger Umsatzbringer.

Im Wettbewerb stehen Microsoft und SAP auch in Sachen Infrastruktur: Dort treffen die .NET-Plattform und Windows auf Netweaver.

Trotz ihrer Rivalität agieren Microsoft und SAP auch als Partner: Im gemeinsamen Projekt "Mendocino" entwickeln Software-spezialisten beider Firmen ein Produkt, mit dem Anwender des Office-Pakets von Microsoft auf Backend-Daten und Geschäftsprozesse von Mysap ERP zugreifen. Eine erste Version soll Mitte des Jahres auf den Markt kommen. SAP hofft, so weitere Nutzerlizenzen verkaufen zu können und Microsoft will Office als ERP-Frontend pushen.

IBM

Ähnlich wie Microsoft ist auch IBM gleichsam Freund und Feind. IBMs Beratungssparte implementiert bei Kunden in großem Stil SAP-Lösungen. Andererseits steht Big Blues die Infrastrukturplattform "Websphere" im Wettbewerb mit SAPs Netweaver. Zwar lassen sich auf Websphere keine SAP-Applikationen betreiben, doch vermag die Integrationstechnik der IBM sowohl SAP- als auch Nicht-SAP-Systeme für übergreifende Geschäftsprozesse zu koppeln - mit diesem Anspruch tritt auch die SAP mit Netweaver an die Kunden heran. SAP ist vor allem dort im Vorteil, wo die wichtigsten Geschäftsprozesse des Kunden über die eigene Business-Software abgewickelt werden. Lösungen von Dritten sollen sich über Adapter integrieren lassen. IBM dagegen ist wesentlich länger im Middleware-Geschäft und kann als applikationsunabhängiger Integrations- und Geschäftsprozessanbieter auftreten.

Infor, SSA Global und Sage

Diese und andere ERP-Player konzentrieren sich meist auf bestimmte Industrien wie etwa die Fertigung, vermarkten ihre Produkte nur an mittelständische Kunden oder sind lediglich in bestimmten Regionen stark.

Salesforce.com

Die Vermieter von Anwendungsfunktionen haben Zulauf, allen voran der CRM-Anbieter Salesforce.com. Inzwischen vermarktet das Unternehmen nicht mehr nur eine Vertriebssteuerung, die Kunden per Browser bedienen, sondern stellt den SOA-Konzepten der ERP-Giganten die Web-basierende Entwicklungsplattform App Exchange entgegen. Zwar steht der kalifornische Anbieter hier noch ganz am Anfang, hat aber, falls genügend Softwarepartner aufspringen - die zum Teil auch mit SAP zusammenarbeiten - grundsätzlich Potenzial.