SAPs Tempo bereitet Kunden Sorgen

25.01.2006
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Nach dem ESA-Konzept besteht die Software nicht mehr aus umfänglichen R/3-Modulen etwa für das Rechnungswesen und die Materialwirtschaft, sondern aus Diensten, die sich flexibel für unterschiedliche Geschäftsprozesse verbinden lassen. Diese Dienste verfügen über Schnittstellen, die es erlauben, die dahinter liegenden Programmfunktionen flexibel in unterschiedlichen Softwareprozessen zu verwenden.

Grundlage für die Prozessorientierung bildet die Anfang 2005 vorgestellte "Business Process Platform" (BPP), ein aus der Infrastrukturplattform "Netweaver" und einer Sammlung ("Enterprise Services Repository") von Softwarediensten bestehendes Framework, das im Jahr 2007 fertig sein soll. Ein ehrgeiziges Projekt, meinen Experten. "Grundsätzlich liegt die SAP mit BPP richtig. Das Unternehmen muss jedoch aufpassen, die Entwicklungsgeschwindigkeit nicht zu übertreiben", warnt Gartner-Manager Wesche.

Historie

1972 Gründung durch die Ex-IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner.

1973 R/1 erscheint (R steht für Realtime) und bietet gegenüber damals noch Batch-orientierte DV eine Finanzbuchhaltung mit Transaktionsverarbeitung im Dialog.

1993 Das Client-Server-System "R/3" folgt auf die Mainframe-Lösung "R/2". Auf R/3 begründet sich der weltweite Erfolg des Unternehmens.

1999 SAP stellt "Mysap.com" vor, zunächst als Web-basierenden Marktplatz. Später wird daraus die "Mysap Business Suite".

2002 Die Übernahme der israelischen Firma Top Manage soll das Mittelstandsgeschäft beflügeln. Aus dem Deal geht "SAP Business One" hervor.

2003 Vorstellung des Konzepts der "Enterprise Services Architecture" (ESA), "SAP Netweaver" und "Mysap ERP". Letzteres enthält anfangs im Kern noch R/3.

2004 Auf Kundendruck erarbeitet SAP einen übersichtlicheren Wartungsplan für R/3 und Mysap.

2005 Ankündigung der "Business Process Platform" (BPP). Auslieferung des R/3-Nachfolgers Mysap ERP 2004. Künftig sollen ERP-Basisfunktionen Bestandteil der BPP sein.

Der Weg von R/3 zur SOA-Plattform ist weit

Welche Vorteile SAP-Kunden aus BPP und Netweaver ziehen können - von der modernen Technik einmal abgesehen - haben viele noch nicht erkennen können. Dies liegt zum einen daran, dass ein großer Teil der Firmen derzeit noch damit beschäftigt ist, seine R/3-Systeme auf Vordermann zu bringen. Diese Anwender stehen vor der Entscheidung, in der R/3-Welt zu verbleiben und künftig höhere Wartungsgebühren an SAP abzuführen oder auf den Nachfolger "Mysap ERP" zu migrieren. Neben technischen Erwägungen müssen sich Kunden, die noch einen R/3-Vertrag besitzen, entscheiden, wann sie einen Mysap-Vertrag erwerben, da ihr Softwarelieferant die Anrechnung der R/3-Investitionen auf den Neuvertrag jedes Jahr verringert.