Überzeugungsarbeit gefragt
Für die SAP-Verantwortlichen dürfte es daher in den kommenden Monaten vor allem darum gehen, ihre Kunden von Business-Vorteilen rund um den HANA-Einsatz zu überzeugen. Im Mittelpunkt müssen dabei konkrete Einsatzszenarien stehen. Derzeit dürften die meisten HANA-Installationen einen eher experimentellen Charakter haben. Es gilt, HANA als belastbares Produktivsystem im Markt zu etablieren. Nur dann werden die Anwender Budgets für HANA freigeben. Die letzten Investitionsumfragen beispielsweise der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) hatten ergeben, dass kaum ein Unternehmen konkrete Ausgaben für SAPs In-Memory-Lösung in seinen Budgets eingeplant hat.
- Holger Kisker, Principal Analyst, Forrester Research
Ich wünsche SAP, dass das, was an Offenheit in Kundendialog und -beziehung begonnen beziehungsweise wieder aufgebaut wurde, weiter fortgesetzt wird. SAP ist auf dem richtigen Weg und sollte diesen konsequent fortsetzen. - Wolfgang Martin, Wolfgang Martin Team
Ich wünsche SAP, dass sie nicht ihre deutschen Wurzeln und Tugenden im Zuge fortschreitender Globalisierung über Bord wirft. - Rüdiger Spies, Analyst, IDC
Ich wünsche SAP, dass sie ihre Co-CEOTradition beibehält – das kann nur SAP. Und dass sie weiterhin auf die Innovationskarte setzt, ohne dabei die Kunden abzuhängen. - Andreas Klein, Managing Director, Techconsult
Ich wünsche SAP schnelleres Wachstum hinsichtlich Partnern und Kunden für ByD. Wichtig wäre es, die Nähe zum Mittelstand und dessen Partnerlandschaft auszubauen. - Carlo Velten, Senior Advisor, Experton Group
Ich wünsche SAP Larry Ellison als Kellner auf der Jubiläumsfeier! - Frank P. Sempert, Senior Program Executive, Europe von Saugatuck Technology
Meine besten Wünsche dem wahren Marktführer, zur Fortsetzung einer Führungsrolle in der Business Technology für weitere 40 Jahre! - Frank Niemann, Principal Consultant - Software Markets von Pierre Audoin Consultants (PAC) GmbH
Ich wünsche der SAP, dass sie: weiterhin Erfolg in bestehenden und neuen Marktsegmenten hat; immer ein offenes Ohr für die Belange der Kunden hat; sich bei der Verbreiterung des Lösungs- und Technikportfolios nicht verzettelt; die Komplexität des Kernsystems in den Griff bekommt; beim Ausbau des Partner-Ecosystems erfolgreich ist; die Finger vom Geschäft mit Hardware lässt; es schafft, die Frontends ihrer Applikationen zu verschönen; ihren Geburtstag mit den Mitarbeitern gebührend feiern kann. - Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG)
Ich wünsche der SAP, dass sie an Ihre Stärken glaubt und ihren Weg weiter so erfolgreich geht wie bisher. Wir als Kunden wünschen uns und der SAP, dass SAP auch zukünftig ein selbstständiges Unternehmen bleibt und nicht in einen übergeordneten Konzern integriert wird. Dadurch würde SAP viel von ihrer Schlagkraft verlieren. Aber auch dass SAP den vertrauensvollen, konstruktiv-kritischen Dialog mit der DSAG als zukunftsweisend beibehält und weiterhin fest in ihrer Unternehmensphilosophie verankert. Eines der bestmöglichen Geschenke hat sich SAP selbst und auch ihren Kunden vor gut zwei Jahren bereits gemacht: das Führungsduo Jim Hagemann-Snabe und Bill McDermott, deren Berufung wir damals sehr begrüßt haben.
Nur wenige Unternehmen planten derzeit einen Ersatz zentraler Enterprise-Systeme, bestätigten Analysten von Ovum. In Datenbanken und ERP-Umgebungen seien in den vergangenen Jahren hohe Investitionen geflossen. Diese würden nicht einfach so über Nacht ausgewechselt. Grundsätzlich biete HANAs In-Memory-Architektur den Business-Suite-Kunden zwar eine Reihe von Vorteilen wie die Vereinfachung und Beschleunigung im Daten-Handling. Außerdem verwiesen die Ovum-Analysten auf die Möglichkeit, Analysen direkt mit transaktionalen Prozessen verknüpfen zu können. Die Herausforderung für SAP liege jetzt jedoch darin, HANA richtig im Markt zu positionieren. In den vergangenen beiden Jahren sei das System in erster Linie als Analytics-Plattform angepriesen worden. Die SAP-Verantwortlichen müssten nun darauf achten, den Markt mit dem neuen HANA-Branding als komplette Datenbank auch für transaktionale Systeme nicht zu verwirren.
HANA erfordert hohe Anfangsinvestitionen
Migration und Umstellung würden alles andere als ein Selbstläufer, stellen auch die Analysten der Experton Group klar. Die Herausforderung für die Anwender liege dabei insbesondere in der langfristigen und ganzheitlichen Sichtweise. Für einzelne HANA-Projekte im Analytics Bereich lasse sich eine Wirtschaftlichkeitsrechnung relativ einfach aufstellen. Schwieriger sei es jedoch, den Business Case für die komplette Migration auf die HANA-Architektur für das ganze Unternehmen zu rechnen. Wie in der Vergangenheit die Erfahrungen mit SOA-Investments gezeigt hätten, sei ein hohes Erstinvestment notwendig.
Somit müssten Anwenderunternehmen der Experton Group zufolge eine langfristige und strategische Entscheidung treffen. Neben der Betrachtung des potenziellen Nutzens sollte dabei auch der Status der aktuellen SAP Installation im Unternehmen eine Rolle spielen. Vielfach wurden die Systeme in der Vergangenheit nur technisch weiterentwickelt. Bei Release-Wechseln hätten die Unternehmen oft darauf verzichtet, Geschäftsprozesse anzupassen, zu standardisieren und zu modernisieren. Die neuen Möglichkeiten der HANA-Architektur könnten hier einen Anstoß geben, das ERP System von Grund auf zu renovieren und fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen.
SAP macht Zugeständnisse beim HANA-Pricing
Um HANA den Weg in den Markt zu ebnen, hat SAP Zugeständnisse beim Pricing gemacht. Man habe das Preismodell an das aktuelle Einkaufsverhalten im Bereich Datenbanken angepasst, hieß es von Seiten des Softwarekonzerns. Bislang galt die Größe des Hauptspeichers als Maß für die Preiskalkulation, was jedoch in Anwenderkreisen immer wieder massiv kritisiert wurde. Künftig orientiere sich das Preismodell prozentual am Anwendungswert, erklärten die SAP-Verantwortlichen. Damit gleicht SAP sein Preismodell an den Vertrieb herkömmlicher Datenbanken seiner Partner an. Anwender zahlen zurzeit über SAP für eine Oracle-Datenbank 15 Prozent Aufschlag auf den Preis der Business Suite.
Das Umschwenken schreiben sich die Anwendervertreter auf ihre Fahnen. "SAP hat unsere Vorschläge angenommen, das Preismodell am Vertragswert der SAP-Installation zu orientieren und nicht hauptspeicherbasiert", sagte Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG. Damit sei SAP auf eine Kernforderung der Anwendervertretung eingegangen. Außerdem haben die SAP-Kunden offenbar eine größere Flexibilität in der Lizenzierung durchgesetzt. SAP-Kunden müssen nur die Lizenzen upgraden, die wirklich auf die HANA-Datenbank zugreifen, und nicht pauschal den gesamten Lizenzvertrag", berichtete DSAG-Vorstand Andreas Oczko.