In-Memory-Datenbank

SAPs Business Suite läuft auf HANA

11.01.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Überzeugungsarbeit gefragt

Für die SAP-Verantwortlichen dürfte es daher in den kommenden Monaten vor allem darum gehen, ihre Kunden von Business-Vorteilen rund um den HANA-Einsatz zu überzeugen. Im Mittelpunkt müssen dabei konkrete Einsatzszenarien stehen. Derzeit dürften die meisten HANA-Installationen einen eher experimentellen Charakter haben. Es gilt, HANA als belastbares Produktivsystem im Markt zu etablieren. Nur dann werden die Anwender Budgets für HANA freigeben. Die letzten Investitionsumfragen beispielsweise der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) hatten ergeben, dass kaum ein Unternehmen konkrete Ausgaben für SAPs In-Memory-Lösung in seinen Budgets eingeplant hat.

Nur wenige Unternehmen planten derzeit einen Ersatz zentraler Enterprise-Systeme, bestätigten Analysten von Ovum. In Datenbanken und ERP-Umgebungen seien in den vergangenen Jahren hohe Investitionen geflossen. Diese würden nicht einfach so über Nacht ausgewechselt. Grundsätzlich biete HANAs In-Memory-Architektur den Business-Suite-Kunden zwar eine Reihe von Vorteilen wie die Vereinfachung und Beschleunigung im Daten-Handling. Außerdem verwiesen die Ovum-Analysten auf die Möglichkeit, Analysen direkt mit transaktionalen Prozessen verknüpfen zu können. Die Herausforderung für SAP liege jetzt jedoch darin, HANA richtig im Markt zu positionieren. In den vergangenen beiden Jahren sei das System in erster Linie als Analytics-Plattform angepriesen worden. Die SAP-Verantwortlichen müssten nun darauf achten, den Markt mit dem neuen HANA-Branding als komplette Datenbank auch für transaktionale Systeme nicht zu verwirren.

HANA erfordert hohe Anfangsinvestitionen

Migration und Umstellung würden alles andere als ein Selbstläufer, stellen auch die Analysten der Experton Group klar. Die Herausforderung für die Anwender liege dabei insbesondere in der langfristigen und ganzheitlichen Sichtweise. Für einzelne HANA-Projekte im Analytics Bereich lasse sich eine Wirtschaftlichkeitsrechnung relativ einfach aufstellen. Schwieriger sei es jedoch, den Business Case für die komplette Migration auf die HANA-Architektur für das ganze Unternehmen zu rechnen. Wie in der Vergangenheit die Erfahrungen mit SOA-Investments gezeigt hätten, sei ein hohes Erstinvestment notwendig.

Somit müssten Anwenderunternehmen der Experton Group zufolge eine langfristige und strategische Entscheidung treffen. Neben der Betrachtung des potenziellen Nutzens sollte dabei auch der Status der aktuellen SAP Installation im Unternehmen eine Rolle spielen. Vielfach wurden die Systeme in der Vergangenheit nur technisch weiterentwickelt. Bei Release-Wechseln hätten die Unternehmen oft darauf verzichtet, Geschäftsprozesse anzupassen, zu standardisieren und zu modernisieren. Die neuen Möglichkeiten der HANA-Architektur könnten hier einen Anstoß geben, das ERP System von Grund auf zu renovieren und fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen.

SAP macht Zugeständnisse beim HANA-Pricing

Um HANA den Weg in den Markt zu ebnen, hat SAP Zugeständnisse beim Pricing gemacht. Man habe das Preismodell an das aktuelle Einkaufsverhalten im Bereich Datenbanken angepasst, hieß es von Seiten des Softwarekonzerns. Bislang galt die Größe des Hauptspeichers als Maß für die Preiskalkulation, was jedoch in Anwenderkreisen immer wieder massiv kritisiert wurde. Künftig orientiere sich das Preismodell prozentual am Anwendungswert, erklärten die SAP-Verantwortlichen. Damit gleicht SAP sein Preismodell an den Vertrieb herkömmlicher Datenbanken seiner Partner an. Anwender zahlen zurzeit über SAP für eine Oracle-Datenbank 15 Prozent Aufschlag auf den Preis der Business Suite.

Das Umschwenken schreiben sich die Anwendervertreter auf ihre Fahnen. "SAP hat unsere Vorschläge angenommen, das Preismodell am Vertragswert der SAP-Installation zu orientieren und nicht hauptspeicherbasiert", sagte Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG. Damit sei SAP auf eine Kernforderung der Anwendervertretung eingegangen. Außerdem haben die SAP-Kunden offenbar eine größere Flexibilität in der Lizenzierung durchgesetzt. SAP-Kunden müssen nur die Lizenzen upgraden, die wirklich auf die HANA-Datenbank zugreifen, und nicht pauschal den gesamten Lizenzvertrag", berichtete DSAG-Vorstand Andreas Oczko.