In-Memory-Datenbank

SAPs Business Suite läuft auf HANA

11.01.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

HANA zündet dritte Stufe

Für Co-CEO Jim Hagemann Snabe ist die Business Suite auf HANA ein echter Generationswechsel.
Für Co-CEO Jim Hagemann Snabe ist die Business Suite auf HANA ein echter Generationswechsel.
Foto: Wolfram Scheible / SAP AG

Mit der aktuellen Ankündigung läutet SAP die dritte Ausbaustufe von HANA ein, die Snabe bereits im vergangenen November angekündigt hatte. Nachdem es 2011 hauptsächlich um Grundlagentechnik und die Beschleunigung des Daten-Handlings sowie im vergangenen Jahr um die Integration in bestehende Infrastrukturen gegangen sei, soll künftig das System auch als Basis für transaktionale Systeme etabliert werden.

Bereits auf der Sapphire 2012 hatten die SAP-Chefs mit "SAP 360 Customer" eine für HANA zertifizierte Lösung für das Kunden-Management (CRM) angekündigt. Die Anwendung soll verschiedene Techniken aus den Bereichen Collaboration, Mobile, Cloud und eben auch In-Memory bündeln. Das erste transaktionale System auf HANA bringe CRM auf ein komplett neues Level, warb Snabe schon damals. Inwieweit das auch für die Business Suite gelten wird, bleibt abzuwarten. Zumindest erfüllt das SAP-Management damit frühzeitig seine Ankündigung, 2013 auch sein großes Anwendungspaket für die In-Memory-Appliance zur Verfügung zu stellen.

So kam für die meisten Analysten die Ankündigung nicht unerwartet. Überraschend sei jedoch der Umfang der Ankündigung gewesen, stellten Wolfgang Schwab, Jürgen Weiß und Andreas Zilch von der Experton Group fest. Diese Ankündigung sei "extrem wichtig für die SAP, den gesamten ERP-Markt, das Wettbewerbsumfeld und insbesondere auch die SAP-Anwender". Strategisch bedeute dies nichts anderes als den zweiten revolutionären Architektur-Wechsel in der Geschichte von SAP, konstatieren die Experten - vergleichbar mit dem Schritt von R/2 nach R/3. Die neue Architektur-Plattform werde auch eher Informations-/Datenbankzentriert sein, als Applikationszentriert, obwohl Applikationen natürlich auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen würden.

HANA-Entwicklung noch nicht abgeschlossen

Das Potenzial bezeichneten die Experten angesichts der riesigen installierten Kundenbasis indes als "gigantisch". Allerdings, so warnen sie, sei die Entwicklung noch nicht komplett abgeschlossen. SAP habe in den zurückliegenden 30 Monaten zwar erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Entwicklung von HANA zu einer Enterprise Datenbank voranzutreiben. Lösungen wie Oracle, IBM DB/2 und Microsoft SQL Server hätten jedoch einen mehrjährigen Vorsprung. SAP habe die HANA-Architektur schon in der Entwicklungsphase für OLAP und OLTP ausgelegt. Das dürfte allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass die Leistungsfähigkeit einer Datenbank nicht nur von dieser selbst, sondern auch von deren Umfeld abhänge. Gerade dieses sei bei HANA noch längst nicht voll entwickelt.

Dafür muss es SAP noch gelingen, ein Ökosystem um HANA aufzubauen. Die ersten Schritte in diese Richtung scheinen getan. Zur Sapphire zählte der Konzern über 150 Partner in einem speziellen HANA-Förderungsprogramm. Darin sponsert SAP mit einem dreistelligen Millionenbetrag die Entwicklung von Anwendungsszenarien. Außerdem arbeiteten SAP zufolge rund 20 Startups an Applikationen, die auf der Amazon-Cloud-Variante "HANA One" aufbauen. Zuletzt hatte Snabe zudem eine Initiative angekündigt, um mehr Entwickler für SAP-Plattformen zu begeistern. Ziel sei es, sich stärker zu öffnen.

Insgesamt bescheinigten Experten HANA für den derzeitigen Release-Status zuletzt aber eine gute Reife. Das Problem sei jedoch, dass bis dato erst die wenigsten Kunden Nutzen daraus ziehen könnten. Das liege allerdings nicht an mangelhafter Technik, sondern vielmehr daran, dass den meisten Firmen die notwendige Manpower und das Bugdet fehlten.