Standards im ECM

Saperion-Experten erklären MoReq2, CMIS und JCR

05.11.2009
Von fniemann 
Der Hersteller von Dokumenten-Management-Lösungen Saperion erläutert Standards, die Anwender von Enterprise-Content-Management-Software betreffen.

Saperion befasst sich selbst intensiv mit diesen Standards, arbeitet in den Gremien mit. Zum Teil hat der Hersteller die Spezifikationen bereits in den eigenen Produkten implementiert. Im Folgenden wird erläutert, was es mit JCR, CMIS und MoReq2 auf sich hat.

JCR - Java Content Repository

JCR spezifiziert eine Java-Plattform-API, um einheitlich auf Content zugreifen zu können (API = Application Programming Interface, Schnittstelle zur Anwendungsprogrammierung). Der Standard soll die Interaktion zwischen Content-Repositories und verschiedenen Content-Applikationen vereinfachen. Hierbei werden applikations- und speicherspezifische Schnittstellen durch eine einzige allgemeingültige API für die Nutzung von Content Repositories ersetzt. Für Unternehmen bedeutet dies: Sie reduzieren sowohl Risiken als auch Kosten. Unterstützt eine Client- oder Fachanwendung den JCR-Standard, kann diese ohne großen Aufwand mit einem JCR-fähigem Repository verbunden werden. Dadurch werden die Kosten für die Repository-Integration erheblich reduziert, die aufwändige Anpassung und Pflege von proprietären Schnittstellen entfallen. Gleichzeitig hilft dieser Standard, die Bildung von "Content-Silos", die durch applikationsbezogene Speichermechanismen und proprietäre APIs entstehen, zu vermeiden und einen unternehmensweiten Content-Zugriff zu ermöglichen.

Ein weiterer Vorteil dieses Standards: Anwendungen, die sich den JCR zunutze machen, können in der Theorie auf beliebigen Repositories arbeiten.

Die zweite Version des Standards, JSR 283, wurde jüngst verabschiedet. Viele Hersteller im ECM-Umfeld bieten Unterstützung. Es hat aber auch schon Kritik gegeben: Der Standard sei zu komplex und nur im Java-Umfeld anwendbar, was eine Beteiligung Microsofts ausschließt.

Konkurrenzstandard CMIS?

CMIS steht für Content Management Interoperability Services (siehe auch "Abschied von den Content-Inseln"). Dieser Standard ist soeben für den Public Review freigegeben worden. Der CMIS-Standard befindet sich nach wie vor in der Definition; das Standardisierungsgremium ist OASIS. Die meisten großen internationalen ECM-Hersteller haben sich der entsprechenden Arbeitsgruppe angeschlossen. CMIS verfolgt ähnlich wie der JCR das Ziel der Interoperabilität, ist allerdings deutlich weniger komplex, aber zugleich auch nicht so flexibel.

Im Gegensatz zum JCR-Standard definiert CMIS kein API, sondern Protokolle. Ein weiterer Unterschied: Bei dieser Spezifikation arbeitet auch Microsoft mit. Der CMIS-Standard soll Anfang 2010 verfügbar sein. Nach Ansicht von Saperion bleibt abzuwarten, ob der Standard am Markt akzeptiert wird. Zwar sei es für Hersteller interessant, über eine definierte Schnittstelle wie CMIS Dokumente verwalten zu können. "Ob sich allerdings neben den bekannten Vorteilen von Standards für Endanwender zusätzlicher Nutzen gegenüber existierenden, teilweise auch proprietären APIs ergibt, bleibt abzuwarten. Zudem ist auch das Interesse der Anwender bislang eher verhalten", meint Volker John, Director Product Management bei Saperion.

MoReq2

Bei "Model Requirements for the Management of Electronic Documents and Records" (MoReq2) handelt es sich um einen Kriterienkatalog für die Evaluierung von Software-Systemen sowie zugehöriger Testszenarien im Bereich Records Management (RM). Die EU hat die Entwicklung dieses Standards gefördert, um nationale Initiativen mit dem Ziel einer Harmonisierung abzulösen. In Deutschland ist dies Domea (Dokumentenmanagement und elektronische Archivierung im IT-gestützten Geschäftsgang). Die Verbreitung von MoReq2 ist aufgrund nationaler Vorbehalte begrenzt. Auch die Akzeptanz bei Nutzern und Herstellern ist bislang noch gering. Derzeit gibt es erst ein MoReq2-zertifiziertes Produkt. Im amerikanischen Raum hat der Standard zudem aufgrund der weiten Verbreitung von DoD 5015.2 keine Bedeutung. Mit der Weitererarbeitung dieses Standards ist das DLM-Forum betraut, das in wenigen Tagen abermals aufeinander trifft.