CW-Kolumne

SAP-Zukunft - auf die Verpackung kommt es an

01.04.2012
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Die SAP AG feiert ihren 40. Geburtag - für uns ein Grund, auf die Geschichte des einzigen deutschen Softwarehauses von Weltrang zurückzublicken, zumal sich die Wege von SAP und der COMPUTERWOCHE vielfach kreuzten - einmal sogar richtig schmerzhaft.
Foto: SAP AG

Das war 1995, als wir einen Beitrag veröffentlichten, in dem unter anderem behauptet wurde: "SAP erstickt an der Komplexität der eigenen Produkte." Der Softwareriese reagierte angefressen und strafte uns auf Unfreundlichste.

Wir haben es ausgehalten und geben heute konziliant zu: SAP ist nicht erstickt! Doch das Komplexitätsproblem beklagen Anwender nach wie vor. Es waren weniger die Fakten, die dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Hopp sauer aufstießen, als die Tatsache, dass der "Wirtschaftswoche" das SAP-Problem nun eine Titelstory wert war. Die Investoren wurden aufmerksam, das Börsenwunder aus Walldorf spürte erstmals Gegenwind.

Heute ist SAP erfolgreicher denn je, die kleinen Unebenheiten in der Außendarstellung sind vergessen. Doch die Herausforderungen sind größer als in den 90ern, als SAP die Client-Server-Lösung R/3 her-ausbrachte. Die Lage ist unübersichtlich geworden. Mit Cloud Computing, dem Social Web und dem Software-Distributionsmodell der App-Marktplätze verändern sich in kürzester Zeit ganze Softwarelandschaften. Manchen IT-Abteilungen ist die Softwarehoheit bereits ein gutes Stück aus den Händen geglitten, weil sich Anwender und Fachabteilungen im Netz selbst bedienen. Sicherheits-, Integrations- und Architekturfragen geraten in den Hintergrund, Schnelligkeit, firmen- und projektübergreifende Vernetzung sowie Zusammenarbeit scheinen wichtiger.

SAP muss auf diese Veränderungen reagieren. Mit den richtigen Cloud- und App-Angeboten, der geeigneten Strategie im Backend und einem Partnernetz, das entsprechend vorbereitet ist. SAP ist groß geworden mit dem Verkauf von in Software verpacktem betriebswirtschaftlichem Know-how. Der Inhalt stimmt noch, doch jetzt kommt es vor allem auf die Verpackung an.