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SAP verheiratet BI mit Geschäftsprozessen

21.10.2005

DÜSSELDORF (COMPUTERWOCHE) - Business Intelligence (BI) bekommt eine neue Bedeutung. Standen bisher Lösungen im Vordergrund, die einzelne Abteilungen und versierte Anwender bei der Analyse von Geschäftsinformationen unterstützten, wird nun die Forderung laut, Auswertungen enger mit den operativen Prozessen zu verknüpfen. Ziel ist es, zeitnah Informationen bei der täglichen Arbeit einzubinden und diese nicht mehr nur den Spezialisten, sondern je nach Prozess und Rolle allen Anwendern freizugeben. Diese nicht ganz neue Forderung war das Leitthema des diesjährigen SAP-Kongesses für BI und Analytics, zu dem laut Veranstalter rund 1800 Teilnehmer aus Nordamerika und EMEA (Europa, Nahost und Afrika) gekommen waren.

Tatsächlich befindet sich das Unternehmen mitten im Umbau seiner unter dem Netweaver-Dach vereinten Infrastruktursoftware, zu der auch die BI-Produkte zählen, hin zu einer Business Process Platform (BPP). "Statt der bisherigen Code-basierenden wollen wir eine modellbasierende Foundation aufbauen, die serviceorientiert ist und auf deren Basis sich zusammengesetzte (Composite) Prozesse erstellen lassen, die sich nach Aufgaben, Rollen und Funktionen richten", warb Roman Bukary, Vice President Analytics.

Für das BI-Portfolio bedeutet dies, dass Kunden es künftig immer mehr mit Composite Analytical Applications zu tun bekommen und Anwendungen und Content auf diese Weise mit dem Rest der Anwendungslandschaft integrieren und nutzen können. Zentrales Hilfsmittel wird dabei das neue grafische Werkzeug "Visual Composer" sein. Es stellt eine grafische Design-Umgebung bereit, mit der laut Hersteller auch weniger versierte Anwender Prozesse modellieren und schnell zu Prototypen gelangen können. Das Besondere ist dabei, dass SAP die Grenzen zwischen BI und operativen Abläufe aufheben will: Künftig können Anwender (einzelne) Prozesse etwa aus der mySAP-ERP-Welt mit BI-Input sowie Workflows in einem Portal-basierenden "Workstore" kombinieren.

Wie solche Lösungen aussehen, hatte SAP bereist auf der letzten Sapphire angedeutet. Damals wurden rund 100 solcher Netweaver-basierenden Analytics wie "Order-to-cash" vorgestellt, die das Unternehmen anhand von Best Practices und der technischen Schützenhilfe durch den Anbieter Macromedia erstellt hat. Sie sind als Standardprozesse Teil des kommende Woche in die Ramp-up-Phase gehendenden nächsten Releases "Netweaver 2004s", das im zweiten Quartal 2006 allgemein verfügbar sein soll. Laut Bukary gehe es nicht darum die vorhandene Infrastruktur umzukrempeln, sondern auf ihrer Basis neue Prozesse aufzusetzen und BI unternehmensweit verfügbar zu machen. Analysten warnen indes, dass dies mit einem erheblichen Aufwand und Neuausrichtung der IT-Landschaft verbunden sein könnte. (as)