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SAP übertrifft Umsatzprognose und verfehlt Gewinnerwartung

20.04.2006
Europas größter Softwarehersteller SAP hat zwischen Januar und März die hoch gesteckten Analystenerwartungen beim Umsatz übertroffen und beim Gewinn verfehlt.

Für 2006 bestätigte SAP-Vorstandschef Henning Kagermann am Donnerstag in Walldorf die von Analysten als ehrgeizig eingestuften Ziele. Die im EuroSTOXX 50 notierte Aktie gab in den ersten Handelsminuten deutlich nach. SAP gehörte in den vergangenen Monaten zu den stärksten Gewinnern unter den europäischen Standardwerten und überholte zuletzt in puncto Marktwert die Deutsche Telekom.

Der von Analysten viel beachtete Lizenzumsatz kletterte im traditionell schwächsten Jahresabschnitt um 22 Prozent auf 528 Millionen Euro. Experten hatten mit 512 Millionen Euro gerechnet. Wachstumstreiber beim Verkauf von Softwarelizenzen war wieder einmal das Amerika-Geschäft, aber auch hierzulande konnte SAP fast zweistellig zulegen. Im laufenden Jahr rechnet Kagermann weiter mit einem überproportional starkem Wachstum in Amerika und einem Plus im unteren einstelligen Bereich in Deutschland. Insgesamt solle der Lizenzerlös 2006 um 15 bis 17 Prozent steigen.

Zweistelliges Plus bei Gewinn und Umsatz

Der Gesamtumsatz legte im ersten Quartal um 18 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro zu. Damit übertraf SAP die Erwartung der Experten, die im Durchschnitt mit einem Anstieg auf 1,95 Milliarden Euro gerechnet hatten. Der Überschuss stieg um elf Prozent auf 282 (Prognose: 290) Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie vor Sonderposten legte um 22 Prozent auf 1,02 Euro zu. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen hier weiter mit einem Anstieg auf 5,80 bis sechs (Vorjahr: 5,01) Euro.

Die Experten von Merrill Lynch stuften die Ergebnisse des ersten Quartals insgesamt Rahmen der Erwartungen ein und bestätigten sowohl ihre Kaufempfehlung für das Papier sowie das Kursziel von 200 Euro. Bei der Credit Suisse hieß es, dass die Zahlen zwar besser als erwartet ausfielen, aber nicht ausreichen, um die Aktie kurzfristig weiter zu beflügeln. Zuletzt hatten einige Analysten wie der ABN Amro und der Deutschen Bank ihre Kursziele deutlich angehoben und damit für einen starken Kursanstieg gesorgt. Anfang April erreichte die Aktie mit 190,75 Euro den höchsten Stand seit dem Jahr 2000.

Operative Marge hinkt weiter hinterher

Der operative Gewinn vor Sonderposten stieg den Angaben zufolge im ersten Quartal von 381 Millionen Euro auf 457 (Prognose: 464) Millionen Euro. Da der operative Proforma-Gewinn nicht so stark und der Umsatz stärker als erwartet stieg, blieb die operative Proforma-Marge mit 22,4 (Vorjahr 22,0) Prozent deutlich hinter den durchschnittlichen Analystenerwartungen. Im laufenden Jahr geht SAP weiter von einem Anstieg der operativen Proforma-Marge auf 28,8 bis 29,3 Prozent nach 28,3 Prozent 2005 aus. Im kommenden Jahr soll dieser Wert dann auf 30 Prozent steigen.

Mit der höheren operativen Marge will SAP auch in der Profitabilität zur amerikanischen Konkurrenz aufschließen. Hier liegt der 1972 gegründete deutsche Hersteller bislang hinter dem weltgrößten Softwarekonzern Microsoft, der Nummer zwei IBM und dem Datenbankspezialisten Oracle zurück. Beim Wachstum hat SAP dagegen seit Jahren vor allem im Vergleich zu Oracle die Nase vorn. Während Oracle vor allem mit Übernahmen seine Position in dem als zukunftsträchtig geltenden Markt für Unternehmenssoftware ausbauen will, setzt Kagermann auf internes Wachstum - bislang mit Erfolg.

Mitarbeiterzahl weiter erhöht

Der schärfste Konkurrent Oracle verlor zuletzt trotz zahlreicher Zukäufe wie Peoplesoft und Siebel im Unternehmenssoftware-Markt an Boden, während SAP Marktanteile gewann. Beim Lizenzumsatz, der als verlässlicher Indikator für den künftigen Gesamtumsatz gilt, lieferten sich Oracle und SAP zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Position hinter Microsoft und IBM. Eine exakter Vergleich zwischen Oracle und SAP ist vor allem wegen der unterschiedlichen Quartalsenden und den Währungsschwankungen schwierig. SAP ist dabei die klare Nummer eins im Bereich Unternehmenssoftware und will diese Position durch zahlreiche neue Produkte ausbauen.

Zwischen Januar und März schuf SAP vor allem in Asien und Amerika erneut zahlreiche neue Stellen. Insgesamt stieg die Zahl der Vollzeitstellen um 774 auf 36.647. Im Laufe des Jahres will SAP die Mitarbeiterzahl weiter erhöhen und die Zahl der Vollzeitbeschäftigten auf knapp 39.400 aufstocken. In Deutschland baute SAP die Vollzeitstellen im ersten Quartal um 37 auf 13.953 aus. Am 21. Juni wird bei SAP in Deutschland gegen den Willen der Mehrheit der Mitarbeiter erstmals ein Betriebsrat gewählt. Bislang ist der Softwarehersteller der einzige DAX-Konzern ohne einen Betriebsrat. (dpa/tc)