In-Memory-Computing

SAP sucht Märkte für HANA

10.02.2012
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Von der In-memory-Appliance soll es künftig auch Versionen für kleine und mittelständische Unternehmen geben. Doch die Kunden sind skeptisch.

SAP hat zwei neue Versionen seiner HANA-Appliance angekündigt, mit denen der Hersteller künftig auch kleine und mittelständische Kunden in das In-Memory-Computing mit schnellen Analysen großer Datenmengen locken möchte. "HANA für Business One" adressiert Klein­unternehmen. Die Lösung schließt "SAP Chrystal Reports" ein und wurde speziell an das Datenmodell und die Dashboards von Business One (BO) angepasst, erläutert Bobby Vetter, Senior Vice President für den Bereich Ecosystem & Channels Readiness bei SAP. HANA für BO soll Ende Februar in die Rampup-Phase starten und bis Ende des Jahres marktreif sein.

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Ab sofort verfügbar ist SAP-Angaben zufolge "HANA Edge", das sich in Kombination mit SAP Business Objects an mittelständische Kunden des Softwarepakets "Business-All-in-One" richtet. Diese HANA-Version entspricht der Enterprise-Edition der In-Memory-Datenbank und soll auch den gleichen Entwicklungszyklen folgen, berichtet Vetter. Allerdings gebe es bei der Mittelstandsvariante Limitierungen hinsichtlich der Nutzerzahl und Größe des Arbeitsspeichers.

Beide Hana-Versionen werden über Partner vertrieben, erläutert Eric Duffaut, President für den Bereich Global Ecosystem & Channels von SAP. Der Manager betonte die Bedeutung der Partner für den Softwarehersteller. Rund 30 Prozent der SAP-Einnahmen resultierten aus diesem Kanal. In den kommenden Jahren soll der Anteil auf 40 Prozent steigen.

Kaum Budgets für Hana

Ob Hana dazu signifikant beitragen kann, bleibt zumindest zweifelhaft. Noch hält sich das Interesse der Kunden in Grenzen, wie die jüngste Investitionsumfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) ergab. Derzeit seien kaum Budgets für In-Memory-Computing eingeplant. In DSAG-Kreisen wird immer wieder kritisiert, HANA sei zu teuer. Die Preise der Mittelstandsvarianten wollten die SAP-Verantwortlichen nicht verraten. Man wisse jedoch, dass der Markt preissensitiv sei, versicherte Duffaut. SAP werde den richtigen Preispunkt treffen.

Der Preis entscheidet

Aus Sicht von Frank Naujoks, Director Research & Market Intelligence bei i2s, wird letztlich der Preis über den Erfolg von HANA im Mittelstand entscheiden. Stefan Ried, Principal Analyst von Forrester, ist skeptisch, ob die Business-One-Kunden das Geld für einen HANA-Server aufbringen werden. Diese Klientel betreibe ihre SAP-Systeme auf Windows-Servern für 3000 Euro. Die Hardwarepreise für HANA begännen dagegen erst bei rund 30.000 Euro. Für Hosting-Angebote, die für die BO-Kunden interessant sein könnten, sei HANA technisch noch nicht ausgelegt. Das dauere bestimmt noch ein Jahr. Dagegen seien Ried zufolge die Chancen im Umfeld der Business-All-in-One-Kunden deutlich größer. Diese seien komplexere und teurere Systeme gewohnt.

Kampfansage an Oracle

SAP bleibt indes zuversichtlich. Allein im vergangenen Jahr habe der Konzern bereits 160 Millionen Euro mit HANA eingenommen. Technikchef Vishal Sikka kündigte erst kürzlich an, dass bis Ende des Jahres ERP als erstes Modul der Business Suite an HANA angepasst sein werde. Weitere Module würden folgen. Es bleibe das Ziel, bekräftigten die SAP-Manager, HANA als Datenbankbasis für sämtliche SAP-Produkte zu etablieren und damit Konkurrenzsysteme wie beispielsweise von Oracle abzulösen.