SAP-Suche zapft viele Quellen an

20.10.2006
Mit "Enterprise Search" entsteht ein Produkt, das in Dokumenten und ERP-Daten recherchieren kann.

Enterprise Search (Codename: "Project Argo") wird über Mechanismen verfügen, um Inhalte sowie Indizes von unterschiedlichen Quellen einzubinden. Ein "Federation Layer" integriert Content-Management-Systeme, File-Server, E-Mail-Repositories, RSS-Feeds sowie Business-Software. Damit können Anwender nach Informationen suchen, ohne sich über deren Herkunft Gedanken machen zu müssen. Suchanfragen durchlaufen jedoch eine Kontrollinstanz, die sicherstellt, dass der Anwender nur für ihn freigegebene Daten sieht.

Suchen können Anwender über ein an Google erinnerndes Interface unter anderem in Office-Dokumenten, Web-Seiten aus dem Internet und Intranet sowie in Stamm- und Bewegungsdaten aus ERP-Systemen. Auf diese Weise wäre es möglich, einem Kunden die buchhalterischen Informationen Vertragsdokumente von einem File-Server sowie Berichte in einer Ergebnisliste anzuzeigen.

Über die Suche lassen sich darüber hinaus zum Beispiel Personen mit bestimmten Qualifikationen herausfinden. Eine Suchsyntax ermöglicht Abfragen wie etwa "qualification project management". Die Software analysiert den Index über entsprechende Informationen in einer ERP-Umgebung. Eine Suchhistorie gestattet es, zu vorhergehenden Rechercheergebnissen zurückzukehren.

Preview im Web

Die neuen Features zeigte SAP auf der letzten "Teched" in Amsterdam in einer Produktdemonstration mit einer Preview-Fassung der für nächstes Jahr angekündigten Suchsoftware. Die dort präsentierte Preview stellte das Unternehmen auf der Online-Plattform für Entwickler (SAP Developer Network, kurz SDN) für registrierte Mitglieder zur Verfügung. Im Download-Umfang sind enthalten:

• Kernmodule von Argo;

• die Datenbank "Max DB 7.6";

• "Netweaver Application Server" und

• "SAP Management Console".

Über die Management-Kon- sole werden sowohl der Java- Server als auch die Datenbank-Engine gestartet und überwacht. Der Download umfasst rund 700 MB, auf der Festplatte sind bei einer typischen Installation mehr als ein GB erforderlich. Nach dem Setup und dem Start der Komponenten kann der Anwender auf die Suchmaschine per Browser zugreifen.

Entwickler sind in der Lage, die Funktionen der Suchmaschine für die eigene Softwareent- wicklung zu nutzen. Hierzu stehen Web-Services-Schnittstellen ("Web Services Connectors") zur Verfügung. Über diese Web-Interfaces lassen sich zudem weitere Internet-Suchdienste einbinden. Auf der Teched zeigte der Softwareanbieter, wie die für Firmennetze konzipierte "Google Search Appliance" an die SAP-Suchmaschine angedockt werden kann.

Suche in BAPIs

In die Suche einbeziehen lassen sich auch kundenspezifische R/3-BAPIs, so dass Anwender ihre bestehende ERP-Landschaft integrieren können. Einbetten lässt sich die Suchfunktion unter anderem in das "Netweaver Portal", in "Duet", den SAPGUI-Nachfolger "Project Muse" sowie in "Yahoo Widgets". Letztere sind kleine Programmmodule, die direkt auf dem Desktop ausgeführt werden. Sie laufen in einer eigenen Runtime-Umgebung, der Widget-Engine.

Ein Add-on für den Browser "Firefox" integ-riert Enterprise Search in die "Search Bar", so dass der Nutzer direkt über den Web-Client Suchanfragen stellen kann, wie er das von Google gewohnt ist.

Preise und Lizenzmodelle

Enterprise Search bietet SAP als Zusatzprodukt an. Weder Preise noch Lizenzmodelle sind bislang ausgearbeitet. Unklar ist ferner, wie und zu welchen Konditionen Anwender von Mysap-Produkten zusätzliche Suchtechnik erwerben können. Ein günstiges Upgrade käme den Nutzern von Mysap ERP 2005 entgegen, denn das Produkt enthält die "Search Engine Services". Sie gestatten es, nach Business-Objekten zu suchen. In regelmäßigen Abständen werden Indizes von den im Mysap-Programm geführten Daten erzeugt, so dass zur Recherche aktuelle Informationen zur Verfügung stehen. Auch Trex, die Basiskomponente von Enter- prise Search, liefert SAP an Kunden aus. Sie ist im Umfang von Netweaver 2004s enthalten.

SAP wird Enterprise Search sowohl als Soft-wareprodukt als auch in Verbindung mit einer Appliance vertreiben. Diese auf Blade-Technik basierende Hardware soll Suchläufe erheblich beschleunigen, da die Daten im Ar-beitsspeicher gehalten werden. Das Hardwarekonzept nutzt SAP auch für das Produkt "Business Intelligence Accelerator".