Anschub für internationale E-Business-Projekte

SAP stärkt das Beratungsgeschäft

05.10.2001
MÜNCHEN (mo) - Mit dem Aufbau einer internationalen Professional-Service-Organisation will die SAP AG, Walldorf, globale Mysap-Projekte besser unterstützen. Das Unternehmen verspricht sich davon höhere Verkaufszahlen und zufriedenere Kunden.

Die Global Professional Service Organization (Global PSO) soll mit den internationalen Beratungspartnern des Walldorfer Anbieters für unternehmensweite Standardsoftware zusammenarbeiten und weltweite Projekte unterstützen. Die Organisationseinheit soll Anfang kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Leiter wird Richard Stewart, der direkt an den Vorstandssprecher Henning Kagermann berichten wird. Aus Walldorf ist zu hören, dass die Zahl der Mitarbeiter in den vierstelligen Bereich gehen wird. Bislang sind auch bei internationalen Projekten die in der jeweiligen Landesorganisation angesiedelten Mitglieder für die Arbeiten zuständig - was bei globalen Vorhaben problematisch ist.

Doch nicht nur mit den eigenen Filialen hat SAP Schwierigkeiten. "Mit der Initiative gibt SAP auch Mysap.com einen Schub, für das sich die Partner bisher nicht in dem Maße engagieren, wie sich SAP das wünscht", verweist Jean-Christian Jung, Analyst bei Pierre Audoin Conseil (PAC), auf das bislang schleppende Engagement der Partner im Bereich der neuen Applikationen wie Kundenbeziehungs-Management (Customer-Relationship-Management = CRM), Supply-Chain-Management (SCM) und E-Business. So gibt es auf internationaler Ebene noch keinen einzigen Alliance Partner Service (siehe CW 36/01, Seite 12). Mit ein Grund dafür ist, dass viele Berater abwarten, wie sich SAP mit ihren neuen Modulen am Markt durchsetzen kann, und daher auch mit der Konkurrenz wie Siebel oder i2 Technologies kooperieren.

Global PSO soll nun Kunden in E-Business-Projekten wirksamer unterstützen und Partner besser betreuen, als es bisher der Fall war, erläutert Jung und attestiert SAP, damit den richtigen Weg zu gehen. Natürlich verspreche das Unternehmen sich dadurch auch einen stärkeren Umsatz im Beratungs- wie im Produktbereich. Auf jeden Fall wollen die Walldorfer aber den Eindruck vermeiden, den Partnern im Beratungsgeschäft Anteile abzunehmen. Global PSO werde "eng mit den globalen Beratungspartnern der SAP zusammenarbeiten" heißt es offiziell, und Vorstandssprecher Kagermann stellt klar: "Unser Ziel ist es, den Anteil unserer Beratungsleistungen am Gesamtumsatz etwa auf der derzeitigen Höhe zu halten."

Dass SAP aber auch darüber hinausgehende Ambitionen hat, zeigt SAP SI. An diesem Beratungsunternehmen hält das Softwareunternehmen 60 Prozent. Bislang konzentriert sich SAP SI auf Deutschland. Das muss aber nicht so bleiben. "Global PSO bietet auch ein gutes Rückgrat für eine mögliche Internationalisierung von SAP SI", spekuliert Jung. Kurzfristig sehe er keine ernsthafte Gefahr für die bestehenden Partner. "Langfristig könnte sich aber eine echte Konkurrenzsituation ergeben."