Finanzwelt

SAP-Spezialisten stehen alle Türen offen

30.09.2011
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
SAP-Experten werden in allen Branchen gesucht - so auch in der Finanzwelt. Von ihren potenziellen Mitarbeitern verlangen die Verantwortlichen Branchenwissen und Erfahrung.
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Banken sind kein Arbeitsplatz wie jeder andere. "Im Bankenumfeld werden spezielle Anforderungen an IT-Systeme und IT-Spezialisten gestellt", erklärt Professor Helmut Krcmar vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der TU München. Da viele große Finanzinstitute auf dem deutschen Bankenmarkt eigene IT-Lösungen entwickelt hätten, setze sich die Verwendung von Standardsoftware oder Standardsoftwarekomponenten erst langsam durch. Krcmar: "In diesem Zusammenhang steigt auch der Bedarf an qualifizierten Experten, die zum einen die Grundlagen der Standardsoftwareanwendungen beherrschen, zum anderen aber auch die spezifischen Anforderungen der Bankbranche verstehen."

Diese sind nach seiner Erfahrung im Retail-Banking ganz andere als im Investment-Banking oder im Wertpapier-Geschäft. "Da es nur wenige Ausbildungsinstitutionen, Universitäten und Fachhochschulen gibt, die sich auf das Thema Banking spezialisiert haben, entwickelt das SAP University Competence Center an der TUM gemeinsam mit der Frankfurt Schools of Finance ein IS-Banking Curriculum", betont Krcmar. Die dringend benötigten Spezialisten könnten nicht einfach aus Industrieunternehmen übernommen werden, da die Anforderungen und Prozesse in Finanzinstituten sich wesentlich unterscheiden. Gerade auf Bankprozesse wie Zahlungsvorgänge, bei denen es sich vielfach um sehr komplexe Vorgänge handelt, bereiten laut Krcmar nur wenige Bildungsstätten hierzulande ihre Absolventen vor. "Das bedeutet natürlich auch, dass diejenigen Fachkräfte, die Experten auf diesen Gebieten sind, zumeist länger in einem Finanzinstitut bleiben", so der Wirtschaftsinformatikprofessor.

Kunden wollen nur erfahrene Berater

Die SAP-Spezialisten, die Know-how im Banken-Umfeld vorweisen können, haben daher derzeit gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Für die Arbeitgeber bedeute dies jedoch, dass der Bewerberpool der qualifizierten Profis in diesem Sektor limitiert ist. "Dass die Kunden vor allem SAP-Experten mit Erfahrung wollen, macht es nicht einfacher", betont Michael Kannemacher, der beim IT-Beratungsunternehmen GFT Technologies AG für das SAP Kompetenz-Zentrum verantwortlich ist. Vor allem für Kunden, die über die Einführung von Standardsoftware nachdenken, sei genau im Auswahlprozess und dann nachfolgend in der Implementierung, die Erfahrung der Berater - idealerweise aus vergleichbaren Aufgabenstellungen - ein entscheidendes Auswahlkriterium. Kannemacher: "Durch die Verwendung von Best-Practice-Aspekten kann der Kunde den Faktor 'Unsicherheit' im Hinblick auf Dauer und Kosten der Umstellung reduzieren." Von den Senior-Beratern erwarte man, dass sie den Kunden in strategischen, architektonischen sowie prozessualen Fragestellungen beraten können. Darüber hinaus müssten sie den jeweiligen Stand der SAP-Banking-Roadmap und die Vor- wie auch Nachteile der SAP-Lösungen kennen, um in diesem Kontext für den Kunden die beste Lösung zu finden.

Im Bereich der Funktions- und Integrationstests kann es laut Kannemacher für den Kunden sinnvoll sein, eine Kombination aus Senior- und Junior-Beratern einzusetzen, denn hinter den unterschiedlichen Fähigkeiten stünden unterschiedliche Tagessätze. In diesem Fall würde die Dokumentation der Testergebnisse als Grundlage für die notwendigen Anpassungen sowie für Revisionszwecke durch den Junior-Berater erfolgen, die Sicherstellung der Qualität und Einschätzung, inwiefern die Abweichung systemtechnisch oder User-induziert ist, durch den Senior Berater. Weitere Einsatzmöglichkeiten eines gemischten Teams seien die Unterstützung im Bereich Projektmanagementoffice - hier beispielsweise die Vor- und Nachbereitung der Steering Committee oder Projektleitermeetings oder auch das Projektcontrolling.

Sei der Kunde bereit, ganze Aufgabenpakete an den Dienstleister auszulagern, so dass dieser ein Team zur Aufgabenerfüllung zusammenstellen könne, bestünde die Chance, junge Kollegen in das Team zu integrieren und an die Themen heranzuführen.