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SAP sorgt für gemischte Gefühle

17.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - SAP wartete bei seinen vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal 2003 mit einer guten und einer schlechten Nachricht auf: Einerseits konnte der Walldorfer Softwarekonzern seine Ergebnisse gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum stärker als erwartet verbessern. Andererseits fiel der Umsatzrückgang, insbesondere bei den wichtigen Lizenzerlösen, unerwartet hoch aus. Trotz positivem Ausblick rutsche die Aktie am heutigen Donnerstagmorgen um mehr als fünf Prozent ins Minus.

Wie das Unternehmen mitteilte, belief sich der Nettogewinn im Berichtszeitraum auf 219 Millionen Euro oder 71 Cent pro Aktie. Im Vorjahresquartal hatte SAP noch einen Verlust von 232 Millionen Euro ausgewiesen. Das damalige Ergebnis enthielt allerdings eine einmalige Abschreibung von 297 Millionen Euro auf die Beteiligung an Commerce One.

Den um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn verbesserte SAP um 20 Prozent von 324 Millionen auf 388 Millionen Euro. Der größte europäische Softwarehersteller übertraf damit die Erwartungen der Analysten, die lediglich mit einem Plus von 343 bis 385 Millionen Euro gerechnet hatten.

Bei den Einnahmen verfehlte SAP dagegen die Expertenschätzungen. So meldete der Konzern einen Umsatzrückgang um acht Prozent von 1,78 Milliarden auf 1,64 Milliarden Euro. Die Analysten hatten dagegen im Schnitt nur mit vier Prozent niedrigeren Einnahmen als im Vorjahresquartal gerechnet. Bei stabilen Wechselkursen hätte die Walldorfer Softwareschmiede dagegen ihren Umsatz um zwei Prozent gesteigert.

Im Detail konnte das Unternehmen lediglich bei den Wartungseinnahmen gegenüber dem zweiten Quartal 2002 wachsen. In allen anderen Segmenten verbuchte SAP zum Teil empfindliche Einbrüche. So sank etwa der Serviceumsatz um 16 Prozent von 660 Millionen auf 554 Millionen Euro. Die für zukünftige Erträge wichtigen Lizenzerlöse fielen stärker als befürchtet um 13 Prozent auf 431 Millionen Euro. Dennoch geht SAP davon aus, den Wettbewerbern i2, J.D. Edwards, Oracle, Peoplesoft und Siebel weitere Marktanteile weggenommen zu haben. Nach eigenen Berechnungen stieg SAPs Anteil an den weltweiten Softwarelizenzerlösen im Berichtszeitraum gegenüber dem ersten Quartal um ein Prozent auf 55 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug der Anstieg sogar zehn Prozent.

SAP habe sich in einem schwierigen ökonomischen Umfeld besser behauptet als die meisten Wettbewerber, kommentierte denn auch Vorstandssprecher Henning Kagermann die Ergebnisse. Er verwies außerdem auf die bereinigte operative Marge, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 22,7 auf 24 Prozent erhöht wurde. Das Management geht davon aus, dass der als Renditemaßstab herangezogene Wert dank weiterem Wachstum bei den Marktanteilen sowie Kostensenkungen im laufenden Jahr auf bis zu 24,2 Prozent zulegen wird.

SAP gelang es bereits im Berichtszeitraum, die Betriebskosten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro zu drücken. Das Unternehmen nahm dabei insbesondere Einschnitte in den Bereichen Service sowie Vertrieb und Marketing vor. Entgegen dem gegenwärtigen Trend wurde jedoch auf Stellenabbau verzichtet. Statt dessen stieg die Zahl der Mitarbeiter im Dreimonatszeitraum um 307 auf 28.961 Vollzeitkräfte. (mb)