Millionenschäden drohen

SAP-Sicherheit - denn sie wissen nicht, was sie tun

11.07.2016
Von 


Mariano Nunez ist Experte für SAP-Sicherheit. Schon früh veröffentlichte er Risiken in SAP-Konfigurationen und zeigte Möglichkeiten zur Minimierung auf. Zudem entwickelte als erster ein Open-Source-basiertes SAP- und ERP-Penetration-Test-Verfahren. Mit zahlreichen Fortune-100-Unternehmen und auch mit Vertretern von Sicherheitsdienstleistern oder Streitkräften steht er im Kontakt. Nunez ist Bachelor of Science für Computerwissenschaften.

Unsicherheit hat viele Ursachen

Ein möglicher Grund für diese unklaren Verantwortlichkeiten liegt vielleicht darin, dass viele Verantwortliche sich nicht in der Lage fühlen, Gefahren und Angriffe zu erkennen und abzuwehren. Daher tun sie sich in der Folge schwer, Verantwortungen zu verteilen oder zu übernehmen. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

Ressourcenmangel: Viele Verantwortliche kommen gar nicht erst hinterher, die neuen Sicherheitsupdates einzuspielen. Diese erfordern oft aufwändige Neukonfigurationen. In der Folge nutzen Angreifer bereits bekannte und gut dokumentierte Schwachstellen aus.

Unwissenheit: Die Beteiligten kennen die Topologie der eigenen SAP-Infrastruktur mitsamt der Entwicklungs- und Qualitätssicherungssysteme sowie die Wechselwirkungen von Daten und Anwendungen nur ungenau. Ein Überblick über bestehende Sicherheitslücken fehlt.

Unverständnis: Beim rein technischen Beschreiben einer Lücke bleibt deren Auswirkung für das Geschäft unklar. Oft ermöglicht eine unsichere Konfiguration einen Betrug durch Usurpation oder Ausweitung privilegierter Nutzerrechte - zum Beispiel durch das Anlegen eines neuen Zulieferers, für den man die Rechnungen auf das eigene Konto überweist. Oder sie ermöglicht Sabotage, weil sie die Verfügbarkeit von Prozessen und Daten beeinträchtigt. Ebenso unterstützt sie eventuell Spionage, weil Tabellen mit Kunden-, Personal- oder Produktionsdaten ausgelesen werden können. In der Folge fehlt eine Priorisierung der Gefahrenabwehr nach betriebswirtschaftlichen Kriterien.

Resignation bis hin zur "Verantwortungslosigkeit": Durch die unklare Risikolage können Unternehmen Lücken weder schließen, noch zu deren Schließung auffordern oder Gefahren abwehren. Eine faire Verteilung von Verantwortlichkeiten bleibt in der Folge aus. Keiner kann verlangen, was nicht möglich zu sein scheint und keiner übernimmt freiwillig diese Aufgabe.

Grundlagenarbeit sorgt für Abhilfe

Zuallererst verursachen fehlende Technologien zur automatischen, kontinuierlichen Überwachung und Kontrolle von SAP-Implementierungen sowie zur Abwehr von Angriffen diese Unsicherheit. Aussagen der Beteiligten zeigen aber auch, wie viele Ansprechpartner im Unternehmen in den SAP-Sicherheitsprozess involviert sein können und sein müssen. Erst breit aufgestellte Teams, die alle Beteiligten - CISO, den IT-Security-Zuständigen, die Fachabteilungen und das SAP-Basisteam - an einen Tisch bringen, schaffen Sicherheit.

Dafür fehlt es aber oft schon an der Diskussionsgrundlage: den Ergebnissen eines automatischen und kontinuierlichen Verzeichnisses von Sicherheitslücken. Diese zeigen auf, welche Lücke man wie und in welcher Reihenfolge schließen muss. Erst die dadurch geschaffene Diskussionsgrundlage ermöglicht es, alle Beteiligten am runden Tisch zusammenzubringen und Verantwortlichkeiten fair und nachvollziehbar zu verteilen. Damit können sich SAP-Sicherheitsteams den Anforderungen stellen, die Sicherheitslage zu analysieren, zur Abwehr von Angriffen durch Behebung von Fehlkonfigurationen aufrufen und ungewöhnliche Aktivitäten überwachen.