650 Millionen Dollar mehr

SAP setzt auf junge IT-Firmen und stockt Wagniskapital auf

02.10.2013
Europas größter Softwarehersteller SAP setzt auf Investitionen in junge IT-Unternehmen und weitet sein Wagniskapitalgeschäft drastisch aus.

Mit rund 650 Millionen US-Dollar stocken die Walldorfer das Investitionskapital für Beteiligungen an kleinen Firmen auf mehr als 1,4 Milliarden Dollar auf, teilte SAP Ventures am Mittwoch mit. Mit diesem Geld will der Softwarekonzern die Nase nah an neuen Marktentwicklungen haben. "Wir sind Scouts", sagte SAP-Ventures-Chef Nino Marakovic der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wir helfen SAP dabei, auf große Trends aufmerksam zu werden und haben regelmäßigen Kontakt zu SAP-Produktvorstand Vishal Sikka."

SAP Ventures ist eine normale Wagniskapitalfirma, mit dem Unterschied, dass das Investitionskapital ausschließlich von SAP stammt. "Wir haben sehr attraktive finanzielle Erträge an SAP abgeführt", sagte Marakovic. "Weltweit gehören wir beim Ertrag zum oberen Viertel der Branche." Im bisherigen Jahresverlauf wurden sieben Unternehmen aus dem Portfolio verkauft. Vier weitere kamen an die Börse. Dabei soll es aber nicht bleiben. In den nächsten drei Wochen sollen noch zwei an die Börse gehen. "In den vergangenen fünf Jahren hat SAP uns fünf Firmen abgekauft." In der Zukunft sollen es noch mehr werden, hofft Marakovic.

Mit einem rund 400 Millionen Dollar starken Fonds investiert SAP Ventures in Start-ups - vor allem in solche, die Technik zur Sichtung großer Datenmengen entwickeln. Mehr als eine Milliarde Dollar steht für reifere Unternehmen zur Verfügung. Dazu zählt etwa LinkedIn. Bei Investitionen in reifere Unternehmen liegt die Verlustquote niedriger. Die ganz jungen Firmen haben hingegen den Vorzug, dass sie noch dabei sind, die Technikplattform, auf der sie aufbauen, zusammenzustellen. Hier kann sich SAP früh strategisch aufstellen. Zudem profitiert SAP davon, dass die jungen Unternehmen Produkte auf Grundlage von SAP-Technik entwickeln.

Mit dem frischen Geld will SAP Ventures das Portfolio nun kräftig ausweiten. Derzeit sind es 120 Unternehmen. "Unser Ziel ist, jährlich direkt in 10 bis 15 Unternehmen zu investieren", sagte Marakovic. In fünf Jahren will SAP Ventures direkt und in Form von Investmentfonds an 1.000 Unternehmen beteiligt sein. Der Schwerpunkt liegt bisher ganz klar auf den USA. Von dort stammen 70 Prozent der Unternehmen, weitere 20 Prozent kommen aus Europa und Israel. (dpa/sh)