SAP schmiedet Allianzen für ESA

25.05.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Um ESA den Boden zu bereiten, setzt SAP auf einen Schmusekurs mit anderen Branchengrößen. Hatte 2002 der damalige SAP-Chef Hasso Plattner noch IBM und Microsoft als die größte Bedrohung seines Unternehmens gebrandmarkt, rauchte sein Nachfolger Kagermann bereits im Jahr darauf mit beiden Konkurrenten die Friedenspfeife. Diese Kooperationen hat SAP seit 2003 kontinuierlich ausgebaut.

So kündigten beispielsweise Vertreter von Microsoft und SAP Ende April auf der europäischen Sapphire in Kopenhagen das gemeinsame Projekt "Mendocino" an. Ziel des Vorhabens: Office-Applikationen enger mit Business-Anwendungen der Walldorfer zu verknüpfen. So sollen Anwender künftig von ihrem gewohnten Office-Frontend auf Daten im SAP-System zugreifen können. Außerdem kündigte IBM in der dänischen Hauptstadt eine an SAPs Business-Applikationen angepasste Version seiner DB2-Datenbank an.

Die jüngste SAP-Konferenz in Boston fügt sich nahtlos in diese Entwicklung ein. Kagermann präsentierte den über 8000 Zuhörern eine Reihe weiterer Kooperationspartner. So wollen IT-Anbieter wie Adobe, Cisco, Computer Associates (CA), EMC, Intel, Macromedia, Mercury, Symantec und Veritas ESA in Lizenz nehmen, um eigene Lösungen an die SAP-Architektur anzupassen.

Service-Repository füllt sich

Um ihre Produkte auf SAP-Umgebungen abstimmen zu können, sollen die ESA-Lizenznehmer Entwicklungswerkzeuge und Laufzeitumgebungen erhalten, um "Enterprise-ready"-Lösungen zu entwickeln. Außerdem bekämen die neuen Partner SAP zufolge alle notwendigen Informationen zu Enterprise Services. Dies sind auf einzelne Geschäftsprozesse zugeschnittene Web-Services, die von SAP, Partnern oder Kunden definiert werden können. SAP will diese in einem Repository zusammenfassen und seinen Partnern zur Verfügung stellen. Aktuell fasst SAPs Service-Container nach eigenen Angaben rund 500 Einträge.

Nils Niehörster, Geschäftsführer des Beratungshauses Raad Consult, bescheinigt SAP ein bislang geschicktes Händchen beim Schmieden seiner Allianzen. Mit den jüngsten Ankündigungen sei es den Walldorfern gelungen, eine durchgehende Integration vom Backend bis zum Frontend in Aussicht zu stellen. Allerdings dürfe man die Bündnisse auch nicht überbewerten. "Cisco wird seine Protokolle nicht neu erfinden, damit ESA besser funktioniert." Letztendlich würden sich SAP und seine Verbündeten an den Ergebnissen messen lassen müssen: "Kooperationen müssen gelebt werden."