SAP schafft ein Umfeld für mehr Innovation

02.10.2012
Weniger Hierarchie und mehr Ideen: SAP will die innovativste Firma für Business-Software sein, sagen Jim Hagemann Snabe und Hasso Plattner in Potsdam.

Hasso Plattner und Jim Hagemann Snabe hätten sich kaum einen besseren Ort aussuchen können, um ihre Vision von einer innovationsstarken und für die Zukunft gerüsteten SAP AG zu proklamieren. 600 Gäste waren zum Hasso-Plattner-Institut nach Potsdam gekommen, um dort das fünfjährigen Jubiläum der School of Design Thinking (kurz "D-School" genannt) zu feiern. Dieser Bereich des HPI propagiert ein stark kundenorientiertes Vorgehen. SAPs Co-Vorstandsvorsitzender Snabe formulierte die Marschroute: Sein Unternehmen wolle der "innovativste Anbieter von Business-Software" sein. Daran arbeitet SAP seit rund zwei Jahren, indem man die Design-Thinking-Methode - vor allem in der Entwicklungsabteilung - einführt. Bis Ende nächsten Jahres sollen alle 18.000 Entwickler in dieser Methode fortgebildet werden. Bisher sei die Resonanz sehr positiv.

Kürzere Projekte, kleine Teams

Snabe befürchtet auch nicht, dass einige Entwickler sich mit Neuem schwertun und es blockieren könnten, wie das früher gelegentlich beim Übergang der Mainframe-Software R/2 auf das Client-Server-Pendant R/3 der Fall war. Es gehe heute einfach darum, die Entwicklungszeiten zu reduzieren und innovatives Denken zu fördern. Ziel müsse es sein, zum Beispiel ein 18-monatiges Vorhaben auch in der Hälfte der Zeit oder noch schneller umzusetzen. Dafür benötige er kleine, starke Teams, die sich selbst steuern können. "Wir brauchen weniger traditionelles Management und mehr Zeit für Kreativität im Team mit klaren Rahmenbedingungen", sagt Snabe. "Nur so bekommen wir beides: Ideen wie HANA, die wirklich einen technischen Durchbruch schaffen, und die Qualität und Verlässlichkeit bei der Weiterentwicklung unserer Technologieplattformen, auf der dann schnelle innovative Anwendungen etwa für mobile Endgeräte oder Cloud-Lösungen aufbauen." Innovations-Management liegt auch SAP-Mitgründer Hasso Plattner am Herzen. Starke Hierarchien seien dabei eher hinderlich. Bestätigt fühlt er sich durch das Echtzeit-Datenbankprojekt HANA, das dem Unternehmen zurzeit viel Auftrieb gibt und laut Plattner "aus dem Untergrund" kam. Dazu passt auch die Aussage der deutschen Software-Ikone, für ihn seien Firmen wie Google und Facebook Vorbilder. Sie "denken das Unmögliche und setzen Ideen oft schneller um als Riesentanker wie IBM oder Microsoft". Plattner ist dabei durchaus klar, dass SAP eher zur zweiten Kategorie zählt.

Chefs müssen Entwickler verstehen

Plattner hält nicht viel davon, wenn Unternehmen zwischen Fach- und Management-Laufbahn unterscheiden: "Ein Manager muss verstehen, was der Programmierer tut. Er muss mit Budgets umgehen und Mitarbeiter inspirieren können." Zuckerberg etwa könne programmieren, Ballmer nicht. Einmal in Rage, sagt der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende, er habe die "Powerpoint- und Bulletpoint-Kultur" satt. In Stanford habe er gelernt, Entwickler müssten ihre Arbeit schriftlich in vollen Sätzen dokumentieren, um Missverständnisse zu vermeiden.

Neue Möbel, neue Ideen?

Eine Innovationskultur ist laut Snabe nicht einfach so zu haben. Man muss dafür etwas tun. Vor gut einem Jahr habe SAP begonnen, die Räumlichkeiten neu zu gestalten, um "Kommunikation und Kreativität zu fördern", wie Snabe sagt. Alles sei bunter geworden, die neuen Möbel böten viele neue Möglichkeiten, das Arbeiten und den Gedankenaustausch in agilen Teams zu unterstützen. Nun sei die Personalabteilung am Zug, so der Co-Vorstand. Sie müsse potenziellen Bewerbern die Botschaft von der "neuen SAP" mitteilen. Natürlich sehe er, dass Bewerber eher von Google oder Apple als Arbeitgeber träumten. Ihnen müsse man die Alternative SAP schmackhaft machen, schließlich sei sein Unternehmen der wichtigste weltweite Lieferant von Firmensoftware.

Von Hans Königes

Design Thinking ...

... ist ein multidisziplinärer Ansatz, mit dem Produkte, Dienstleistungen und Konzepte entwickelt werden. Es verbindet Denkprozesse und Arbeitsabläufe aus dem Design mit Methoden aus Technologie und Wirtschaft und stellt dabei die Bedürfnisse der Nutzer in den Mittelpunkt.