Business-Intelligence-Tools

SAP Reporting-Werkzeuge für Mobile und Big Data

14.03.2013
Von 
Torben Hügens ist Head of Center of Excellence BusinessObjects bei Cametol ITLab.
Die Herausforderungen im Reporting-Umfeld wachsen. Zwei Trends bestimmen derzeit die Entwicklung: Anwender wollen Geschäftsdaten auch unterwegs über beliebige mobile Geräte auswerten können. Außerdem muss das Reporting im Zuge von "Big Data" mit immer größeren Datenmengen fertig werden. Welche SAP-Reporting-Werkzeuge für diese Anforderungen geeignet sind, zeigt der folgende Überblick.
Foto: Steria Mummert

SAP hat seine Palette an Reporting-Tools in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Da fällt es den Anwendern nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Dazu kommt, dass die Nutzer heute höhere Anforderungen an die Reporting-Tools stellen. Für die Unternehmen gilt es daher, je nach Einsatzszenario, das richtige Werkzeug auszuwählen.

Mobiles Reporting mit SAP-Werkzeugen

SAP deckt das Thema mobiles Reporting unter anderem durch die "SAP BusinessObjects Mobile BI App" ab. Diese App, erhältlich derzeit für iOS (Apple) und Android (Google), bietet die Möglichkeit, Daten auf mobilen Geräten zu analysieren. Als Designwerkzeuge können Anwender dafür "SAP Crystal Reports" und "SAP BusinessObjects WebIntelligence" verwenden. In Kürze unterstützt diese App auch SAP BusinessObjects Dashboards und SAP BusinessObjects Design Studio-Web-Applikationen. Damit soll für jede Art von Reporting-Anforderung eine mobile Analyse möglich sein.

Tool

Mobile Reporting-Anforderung

SAP Crystal Reports for Enterprise

Pixel-perfekte Berichte, dargestellt als PDF-Datei auf dem Mobilgerät, in Zukunft auch eingeschränkte Navigation im Bericht möglich

SAP BusinessObjects WebIntelligence

Ad-hoc-Analyse von vorwiegend relationalen Daten, vollständige Interaktivität auf dem mobilen Gerät vorhanden

SAP BusinessObjects Dashboards

Interaktive Dashboards, Basis-Design-Objekte werden unterstützt über einen HTML5-Export

SAP BusinessObjects Design Studio

Erstellung von Web-Templates für die OLAP-Analyse (HTML5-basiert), derzeit nur per Aufruf über QR-Code möglich

SAP BusinessObjects Explorer (inkl. Exploration Views)

Einfache Analyse von großen Datenmengen, Erstellung einfacher Dashboards

Die SAP BusinessObjects Mobile BI App erfordert jedoch eine installierte und konfigurierte "SAP BusinessObjects BI-Plattform". Um den gesamten Funktionsumfang nutzen zu können, ist ein möglichst aktuelles Service-Pack-Level (derzeit SP05) zu installieren. Nur damit können die Nutzer die erweiterten Funktionen der SAP BusinessObjects Mobile BI App verwenden.

Darüber hinaus gibt es eine App für iOS, die den Zugriff auf den "SAP BusinessObjects Explorer" erlaubt. Hierbei steht die einfache Analyse von großen Datenmengen (Big Data) im Vordergrund. Auf Basis der erzeugten Sichten können Nutzer sogenannte "Exploration Views" erstellen, die einfache Dashboards darstellen. Der SAP BusinessObjects Explorer ermöglicht durch eine einfache Bedienung, zum Teil eine Self-Service-BI zu realisieren. Um Analysen und Exploration Views zu erstellen, ist keine IT-Fachabteilung nötig.

Mit der SAP BusinessObjects Explorer App können Nutzer die erstellten Exploration Views, aber auch große Datenbestände auf dem Apple iPhone oder iPad selbst analysieren. Voraussetzung für den Einsatz des SAP BusinessObjects Explorers im Zusammenspiel mit dem "SAP Business Warehouse" ist der "SAP Business Warehouse Accelerator".

Reporting von Big Data mit SAP-Werkzeugen

Der Begriff Big Data wird derzeit in der Fachwelt stark diskutiert, wobei die Abgrenzung zu den bisherigen Data-Warehouse-Ansätzen oft schwerfällt. Aus Sicht von SAP ist Big Data vor allem in Zusammenhang mit der "SAP HANA-Appliance", einer Kombination aus zertifizierter Hardware und Software, zu verwenden. In SAP HANA werden die Daten nicht, wie bei einer relationalen Datenbank in Zeilen, sondern in Spalten abgelegt, was einen schnelleren Zugriff erlaubt. Für das Reporting lassen sich damit große Performance-Gewinne erzielen. Zusätzlich beschleunigt wird der Zugriff durch die Haltung der Daten im Hauptspeicher der Appliance (In-Memory). Dies führt in Summe dazu, dass das Reporting deutlich schneller wird. Auch der Prozess des Datenladens auf die SAP HANA-Appliance ist damit in kürzerer Zeit möglich.

HANA as Data Mart

In diesem Zusammenhang lassen sich zwei Szenarien unterscheiden: "HANA as Data Mart" und "BW powered by HANA". Bei HANA as Data Mart werden die Daten aus den Quellsystemen zum Beispiel über "SAP Data Services" oder "SLT" (SAP System Landscape Transformation Tool) in SAP HANA repliziert. Basierend auf diesen Daten können Nutzer dann diese Informationen mit den Tools der SAP BusinessObjects BI-Suite auswerten. In diesem HANA-as-Data-Mart-Szenario dient somit die HANA-Appliance der zentralen Datenhaltung, so dass kein SAP BW zusätzlich notwendig ist. Die Datenhaltung und -modellierung erfolgen direkt auf der Datenbank der SAP HANA-Appliance.

Um die Daten in den Tools der SAP BusinessObjects BI-Suite verwenden zu können, sind sogenannte "Analytic"- und/oder "Calculation-Views" zu erstellen. Auf der SAP BusinessObjects BI-Plattform als Teil der SAP BusinessObjects BI-Suite müssen Anwender für den Zugriff auf die Daten in den Analytic und/oder Calculation Views eine OLAP-Datenverbindung in der Central Management Console (CMC) angelegen (für SAP BusinessObjects Analysis, Edition for Microsoft Office und OLAP, sowie SAP Crystal Reports for Enterprise). Die einzelnen Tools können anschließend über die OLAP-Verbindung auf die Daten in SAP HANA zugreifen.

Je nach verwendetem Client-Tool werden unterschiedliche Techniken für den Zugriff auf die Daten in HANA genutzt. Zum Teil müssen Anwender derzeit noch einen Umweg über ein relationales Universum (.UNX) nehmen - für "SAP BusinessObjects WebIntelligence" und Dashboards. Das neue SAP BusinessObjects Design Studio erlaubt es, eine direkte Verbindung zu SAP HANA über eine OLAP-Verbindung aufzubauen, die lokal im Tool erstellt wird.

Mit "SAP Visual Intelligence" steht für das HANA-as-Data-Mart-Szenario ein weiteres Tool zur Verfügung, mit dessen Hilfe Nutzer ohne Vorkenntnisse ansprechende Visualisierungen, basierend auf großen Datenmengen, umsetzen können. Vergleichen lässt sich SAP Visual Intelligence mit dem SAP BusinessObjects Explorer. Allerdings ist SAP Visual Intelligence eine Client-Installation. In SAP Visual Intelligence können Anwender lokale Berechnungen erzeugen, die zusätzliche Einsichten in die Daten ermöglichen. Auch können Geohierarchien, basierend zum Beispiel auf Informationen zu Städten oder Bundesländern, erstellt werden, ohne dass diese in den Daten vorhanden sind. Mit diesen zusätzlichen Geoinformationen lassen sich Kartendarstellungen schnell und einfach erzeugen. Die Verbindung zu SAP HANA funktioniert über eine OLAP-Verbindung, die lokal im Tool erstellt wird.

SAP Business Warehouse powered by HANA

Im Szenario "BW powered by HANA" dient SAP HANA als Ersatz für eine klassische, relationale Datenbank. Die Aufbereitung der Daten für das Reporting erfolgt im SAP Business Warehouse weiterhin über InfoObjekte, DSOs, InfoCubes etc. Für den Zugriff auf die Daten im BW powered by HANA werden BEx Queries verwendet, die die ‚normalen‘ Funktionen vom SAP BW zur Verfügung stellen. Aus Sicht des SAP BW ist SAP HANA lediglich eine zusätzlich unterstützte Datenbank, die sowohl die Datenladeprozesse als auch das Reporting deutlich beschleunigt, und zwar durch die verwendete In-Memory-Technologie und die spaltenweise Ablage der Daten. Gegenüber der Verwendung des SAP BW zusammen mit dem SAP Business Warehouse Accelerator (BWA) ist allerdings festzuhalten, dass sich nur signifikante Veränderungen beim Datenladen feststellen lassen. Das Reporting selbst wird meist nicht signifikant beschleunigt, die Performance des Szenarios "BW powered by HANA" entspricht der Performance des SAP BW zusammen mit einem SAP BWA.

Aus Sicht des Reportings hat sich durch die Verwendung von SAP HANA als Datenbank für das SAP BW im Grunde nichts verändert. Die Tools der SAP BusinessObjects BI-Plattform greifen über die BICS-Schnittstelle (BI Consumer Services) auf die BEx Queries im SAP BW zu. Dafür ist zunächst in der Central Management Console, ähnlich wie beim Szenario "HANA as Data Mart", eine OLAP-Verbindung anzulegen. Über diese OLAP-Verbindung können die Tools der SAP BusinessObjects BI-Plattform auf die Daten im SAP BW zugreifen und profitieren von den Performance-Verbesserungen des "BW powered by HANA"-Szenarios. Ausnahmen bilden das "SAP BusinessObjects Design Studio", der "SAP BusinessObjects Explorer" und "SAP Visual Intelligence".

Das SAP BusinessObjects Design Studio benötigt keine OLAP-Verbindung über die SAP BusinessObjects BI-Plattform. Vielmehr funktioniert der Zugriff auf die SAP-BW-Daten über die SAP GUI (lokale OLAP-Verbindung). Der SAP BusinessObjects Explorer kann im Szenario "BW powered by HANA" nur über relationale Modelle (.UNX) auf Daten im SAP BW zugreifen, ein direkter Zugriff über die BICS-Schnittstelle ist derzeit nicht möglich. Dies führt dazu, dass die multidimensionalen Daten im SAP BW nur als relationale Daten im SAP BusinessObjects Explorer zur Verfügung stehen. SAP Visual Intelligence kann ebenfalls nur über einen relationalen Umweg auf Daten im SAP BW zugreifen. Die Roadmap von SAP gibt keine Hinweise darauf, dass dies in der Zukunft geändert werden soll.

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Schnittstellen für die verschiedenen Tools und die beiden Szenarien:

Tool

Reporting-Anforderung

Schnittstelle zu "BW powered by HANA"

Schnittstelle
zu "HANA as Data Mart"

SAP Crystal Reports for Enterprise

Pixel-perfekte Berichte

OLAP-Verbindung (BICS)

JDBC / ODBC

SAP BusinessObjects WebIntelligence

Ad-hoc-Analyse von vorwiegend relationalen Daten

OLAP-Verbindung
(BICS)

relationales Universum

SAP BusinessObjects Dashboards

Interaktive Dashboards, in der neuesten Version auch Möglichkeit zur mobilen Analyse von Daten

OLAP-Verbindung
(BICS)

relationales Universum

SAP BusinessObjects Analysis, Edition for OLAP

Web-basierte Analyse von OLAP-Daten

OLAP-Verbindung
(BICS)

BICS/JDBC

SAP BusinessObjects Analysis, Edition for Office

Office-basierte Analyse von OLAP-Daten (Excel und PowerPoint)

OLAP-Verbindung
(BICS)

BICS/JDBC

SAP BusinessObjects Design Studio

Erstellung von Web-Templates für die OLAP-Analyse (HTML5-basiert)

OLAP-Verbindung
(BICS)

BICS/JDBC

SAP BusinessObjects Explorer (inkl. Exploration Views)

Einfache Analyse von großen Datenmengen, Erstellung einfacher Dashboards; Self-Service BI; inkl. Möglichkeit der Analyse von Daten auf dem iPad

relationales Universum, keine Direktverbindung möglich

JDBC

SAP Visual Intelligence

Einfache Analyse von großen Datenmengen auf dem Desktop; Self-Service BI

relationales Universum

JDBC

SAP BusinessObjects Mobile BI

Darstellung von WebIntelligence- und Crystal Reports-Berichten auf mobilen Endgeräten (iOS oder Android)

OLAP-Verbindung
(BICS)

WebIntelligence: relationales Universum; Crystal Reports: JDBC/ODBC

Abhängig vom gewählten Szenario steht Anwendern somit eine große Vielfalt an Reporting-Tools zur Verfügung, um Big Data zu analysieren. Neben Daten, die aus klassischen IT-Systemen kommen, müssen Unternehmen jedoch auch immer mehr Daten mit einbeziehen, die in dezentralen Datenbanken gehalten werden. Daher prüfen derzeit viele Anwender, ob der Einsatz des Apache Hadoop Frameworks für sie sinnvoll ist. Dieses Framework ermöglicht die Speicherung sehr großer Datenmengen über seine verteilte Architektur.

Ein Argument gegen die Verwendung von Hadoop war bisher, dass eine Integration in bereits vorhandene Reporting-Infrastrukturen nicht möglich sei. Um diesen Nachteil zu überwinden, bietet SAP seit kurzem ein Big-Data-Bundle an, welches die Verbindung von SAP HANA mit Hadoop ermöglicht. Das Paket umfasst eine SAP HANA-Appliance als zentrale Datenhaltung, "SAP Sybase IQ" als Analyse-Server, den "SAP Data Integrator", um die Konnektivität herzustellen und Daten von Hadoop in SAP HANA zu extrahieren, sowie die SAP BusinessObjects Business Intelligence-Plattform. Damit können auch Daten aus Hadoop in SAP HANA aufbereitet und über die SAP BusinessObjects BI Plattform ausgewertet werden.

Für Anwender, die bereits die Tools der SAP BusinessObjects BI-Plattform verwenden, bedeutet dies keinen Umstellungsaufwand. Sie haben eine vergrößerte Anzahl von Datenquellen zur Verfügung, aus denen Daten in SAP HANA geladen werden können. Somit lassen sich Auswertungen auch auf diesen Datenbeständen durchführen. Die Implementierung eines solchen Szenarios unterstützt SAP durch Partnerschaften mit verschiedenen Hadoop-Anbietern.

Fazit

Insgesamt gesehen ist SAP mit SAP BusinessObjects Mobile BI und SAP HANA für die Trends im Bereich Data Warehouse gerüstet. Dabei ist jedoch einzuschränken, dass bestimmte Funktionen in beiden Bereichen noch fehlen, die dem Anwender die Nutzung vereinfachen könnten. Gerade die SAP HANA-Appliance kann die Performance gerade bei der Verarbeitung großer Datenmengen deutlich verbessern. Unternehmen, die unter einer schlechten Performance ihres SAP BW leiden, können ihr Reporting klar beschleunigen. Dem gegenüber stehen aber auch Kosten für die SAP HANA, die nicht zu unterschätzen sind. Eine genaue Analyse der Vorteile und der Kosten ist daher immer angeraten, um den Einsatz von SAP HANA zu rechtfertigen. In Zukunft wird SAP HANA aus Sicht der SAP zur zentralen Plattform für möglichst viele Produkte. Das Szenario "BW powered by HANA" stellt somit nur den Einstieg in die neue "In-memory"-Welt dar.

Im Hinblick auf das Reporting mit mobilen Geräten holt SAP im Vergleich zu anderen Anbietern bei den Features auf. Im Bereich Dashboards gibt es allerdings jetzt zwei Lösungen. Daher sollten Anwender ihre Anforderungen genau analysieren, um das passende Tool auszuwählen. (ba)