"SAP-Produkte sind zu komplex"

19.10.2005
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Am negativsten schätzt Wesche jedoch das "Enterprise Services Repository" ein, jenen Speicher, in dem Web-Services abgelegt werden sollen, mit denen sich neue Geschäftsprozesse modellieren lassen. Hier zeigten sich noch viele Unklarheiten. Es sei nicht ersichtlich, was derzeit an Services vorhanden ist. Ferner fehlten Produkt- oder Versionsbezeichnungen. "Es ist unklar, ob SAP sich hier auf dem richtigen Weg befindet", so der Gartner-Mann. Bisher habe der Hersteller bestenfalls einen Prototypen. Das Repository soll 2007 verfügbar sein.

SAP könnte sich überfordern

Grundsätzlich liege die SAP mit ihrer Business Process Platform richtig. Das Unternehmen müsse jedoch aufpassen, die Entwicklungsgeschwindigkeit nicht zu übertreiben. "SAP ist kurz davor, sich selbst zu überfordern."

Überfordert hat Wesches Ansicht nach die SAP auch die Kunden. Er kritisierte zudem die Kommunikation mit den Anwendern. Der Hersteller habe ESA und Mysap ERP als Revolution dargestellt, was viel Verwirrung gestiftet habe. Unternehmen waren sich nicht im Klaren, warum sie auf Mysap ERP umsteigen sollten: "Ein Wechsel von R/3 auf Mysap ERP ist nur ein Release-Wechsel." Die Weiterentwicklung des ERP-Systems bezeichnete Wesche als "komplett zerlegtes R/3". Sie soll mit Mysap ERP 2007 vollzogen sein. Dieses Produkt werde den Anwendern vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 2008 zur Verfügung stehen.

Vielen Nutzern seien die Vorteile einer Service-orientierten Architektur, wie sie SAP mit ESA entwickelt, bewusst. Ein großer Teil werde jedoch skeptisch bleiben. Die ERP-Kunden dächten heute vielfach noch in Modulen und seien der technischen Beurteilung verhaftet. In Zeiten von SOA sei es jedoch vor allem wichtig, die damit möglichen Verbesserungen des Geschäfts darzustellen. Hierzu komme es darauf an, zwischen den Business-Experten und Plattformspezialisten zu vermitteln. "Das Geschäft muss die Innovation treiben", lautet das nicht mehr ganz unbekannte Mantra des Gartner-Managers.