Branchenorientierung soll Kundennähe forcieren

SAP organisiert sich neu

10.10.1997

"Die 15 Branchen-Units sind gerade im Aufbau und werden künftig als Unternehmensbereiche unter dem Dach der AG agieren", berichtet Frank Schabel, PR-Manager bei der SAP. Hauptaufgabe der Branchen-Manager ist dabei die Erstellung von Plänen, wie und in welchem Zeitraum sich die jeweilige industriespezifische Software verändern soll. Zudem könnten Aktivitäten wie Zertifizierung von Partner-Schnittstellen in die neuen Bereiche verlagert werden.

In sogenannten "Solution Maps" erarbeiten die Branchen-Manager gemeinsam mit Schlüsselkunden der einzelnen Industriezweige Entwicklungsfahrpläne für die Bausteine. Dazu gehören die Branchen Energieversorger, Pharmazie, Erdöl und Erdgas, Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen, chemische Industrie, Bauindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt, Einzelhandel, Telekommunikation, Informationstechnik sowie Versicherungen und öffentliche Verwaltung.

"Die Branchen-Units haben künftig den direkten Kontakt zu den Kunden, den Beratern und den Herstellern von Add-ons einer Branche", fügt Schabel hinzu. Ziel sei es, gerade für kleinere und mittlere Unternehmen noch stärker vorkonfigurierte Systeme ausliefern zu können. Dadurch soll sich der Aufwand für Installation und Konfiguration, Aufgaben, die heute weitgehend von Beratern erledigt werden, verringern. Probleme mit Consulting-Companys, weil der SAP-Konzern einen Teil von deren angestammten Aufgaben selbst übernehmen will, befürchten die Walldorfer nicht.

Für den Mittelstand stärker vorkonfiguriert

Der "Kuchen ist groß genug", außerdem sieht die SAP die zusätzlichen Leistungen nicht als Beratungsgeschäft, sondern ordnet sie der Produktentwicklung zu. Dadurch, daß die Systeme vor der Auslieferung angepaßt würden, handle es sich um Produktgeschäft und bedeute nicht, daß die SAP zum Beratungshaus mutiere. "Produktentwicklung und -vertrieb ist und bleibt unser Hauptgeschäft", sagt SAP-Mann Schabel.

Technisch werden die Branchenlösungen und das Kernsystem separat entwickelt. Dabei ist letzteres für das Zusammenspiel von Betriebssystemen und der R/3-Software sowie Datenbanken und R/3 zuständig. Weitere Bestandteile des Kernsystems werden mit R/3 4.0 die Finanzfunktionen und die eng gekoppelten Logistikfunktionen sein (siehe CW Nr. 25 vom 20. Juli 1997, Seite 1: "Anwender müssen..."). Die Verbindung zu den Branchenapplikationen soll über SAPs Business Application Programming Interfaces (BAPIs) sowie die Application-Link-Enabling-(ALE-)Technik realisiert werden.

Für mittelständische Unternehmen bietet die SAP jetzt drei gebündelte R/3-Einführungspakete zum Festpreis an. In dem Bündel enthalten sind Schulungen für Systemverwalter, Live-Checks vor Systemstart sowie Remote-Upgrade-Services. Ein Paket für Dienstleistungsunternehmen sieht einen Zeitaufwand für die Einführung von 50 Manntagen vor und bietet R/3-Komponenten für die Finanz- und Anlagenbuchhaltung, die Kostenrechnung, den Basisbetrieb sowie die Datenbank. In das Paket für Produk- tionsunternehmen sind zudem die R/3-Anwendungen Materialwirtschaft und Vertrieb integriert. Dieses Paket wird in der Grundversion auf einen Aufwand von 125 Manntagen ausgelegt. Binnen 200 Manntagen soll in Fertigungsunternehmen das Paket eingeführt sein, das die R/3-Komponenten Produktionsplanung und -steuerung enthält. Optional kann in alle drei Pakete das Modul Personalplanung und -abrechnung (HR) von R/3 mit rund 30 Manntagen Installationsfrist eingebunden werden.