Effizient und effektiv

SAP-Migration und Prozessharmonisierung

20.01.2010
Von RAAD Research
Die Frage lautet nicht ob, sondern lediglich wann idealerweise Prozesse zu standardisieren sind. Einen bestmöglichen Zeitpunkt gibt es nicht, aber die Gelegenheiten, die sich hierfür anbieten, sind vielfältig.
Prozessharmonisierung im Zuge von Migration auf SAP ER 6.0
Prozessharmonisierung im Zuge von Migration auf SAP ER 6.0
Foto: RAAD Research

Ein paar Allgemeinplätze vorweg. Unternehmensstrukturen werden auch im neuen Jahrzehnt komplexer werden, allein weil die Unternehmen wieder wachsen wollen. Auch die Vernetzung und der Datenaustausch zwischen Unternehmen werden weiter zunehmen. Kurzum: Die Unternehmenswelt wird komplexer und komplizierter. Schon allein deshalb werden die uns alle versorgenden IT-Strukturen nicht in die andere Richtung rennen können und auf einmal ganz einfach werden. Die digitale Welle wird in den kommenden Jahren auch noch so entlegene Winkel in Unternehmen erfassen und immer neue Geschäftsprozesse ermöglichen und in Bits und Bytes abzubilden versuchen.

Gerade deshalb ist es für Unternehmen entscheidend, die eigenen Geschäftsprozesse regelmäßig zu überprüfen. Nicht nur hinsichtlich der Effizienz sondern auch hinsichtlich ihrer Effektivität. Sollte jede unserer Länderniederlassungen einen eigenen Einkaufsprozess haben? Können wir unser Reporting weltweit einheitlich und vergleichbar machen? Dann wenigstens national? Wie viele unterschiedliche Finanzkonsolidierungsprozesse brauchen wir wirklich? Die Frage nach Standardisierung und Harmonisierung von Geschäftsprozessen ist wichtig, auch wenn diese von Mitarbeitern nicht immer begrüßt werden, um die Flexibilität und Agilität an den Unternehmensrändern zu gewährleisten und um sich nicht in einem Labyrinth von Myriaden von IT-Prozessen zu verlaufen.

Die Frage sollte also nicht lauten, ob, sondern wann Unternehmen ihre Prozesse standardisieren und harmonisieren. Einen bestmöglichen Zeitpunkt hierfür gibt es nicht, aber Gelegenheiten, die sich hierfür anbieten, wie Übernahmen oder Unternehmenszusammenschlüsse. Bei SAP-Kunden ist beispielsweise die Migration von R/3 zu SAP ERP 6.0 hierfür ins Auge zu fassen. Gerade bei Unternehmen, die in ihren R/3-Systemen viel Customizing betrieben haben, bietet sich eine Restandardisierung unter dem größeren funktionalen Standarddach von SAP ERP an. Eine aktuelle Befragung von RAAD bei mehr als 300 SAP-Kunden im November und Dezember 2009 ergab, dass 28 Prozent der Unternehmen, die aktuell eine Migration auf SAP ERP 6.0 planen, auch eine Prozessharmonisierung durchführen werden, also ähnliche Geschäftsprozesse einheitlich durch möglichst einen im SAP-System festgelegten Prozess ersetzen. Bei weiteren 20 Prozent ist dies in der Diskussion, aber noch nicht entschieden. 52 Prozent der Migrationskandidaten sehen hierfür keinen Bedarf.

Entscheidend für SAP-Beratungsunternehmen ist, dass drei Viertel aller Migrationsprojekte mit gleichzeitiger Prozessharmonisierung entweder komplett durch einen Dienstleister oder zumindest mit dessen Unterstützung durchgeführt werden sollen. Beratungsunternehmen sollten deshalb über eine profunde Prozesskenntnis verfügen, die häufig spezielle Branchenkenntnisse beinhalten muss. Dies gilt umso mehr, weil auch SAP sich klar als Lösungsanbieter für Geschäftsprozesse positioniert, auch wenn sie immer noch mit Abkürzungen wie ERP, CRM, BI etc. am Markt operiert. Neben der Prozesskenntnis darf aber auch die notwendige technische Umsetzungskompetenz nicht fehlen, da sonst Prozesse munter an der IT-Praxis des jeweiligen Kunden vorbeigeplant werden. (RAAD/pah)

Über RAAD Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.