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Suns Programmiersprache in der R/3-Workbench

SAP macht Java zu einer ABAP-Alternative

03.12.1998
Von Michael Hufelschulte
Suns Programmiersprache in der R/3-Workbench

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Nach Berichten in US-Medien hat die SAP große Pläne mit Suns Internet-Programmiersprache Java: Java soll demnach zu einer echten Alternative zur proprietären Programmiersprache ABAP (Objects) werden. Für R/3-Erweiterungen und zur Anbindung an Systeme von Drittherstellern - und zwar nicht nur Client-, sondern auch Server-seitig - soll sich Java demnach bald genauso nutzen lassen wie die hauseigene, nicht eben einfach zu erlernende Sprache. Peter Graf, in Walldorf für das Technologie-Marketing verantwortlich, wird mit einer Koexistenz-Vision zitiert: "Wir wollen ABAP nicht ersetzen, sondern geben den Leuten eine Wahlmöglichkeit. Wer SAP erweitern möchte, und zwar innerhalb des Systems, kann nun auch auf Java zurückgreifen."

Günther Tolkmit, Vice-President Corporate Marketing, erläuterte das Konzept gegenüber CW Infonet im Detail. "Es macht aus unserer Sicht Sinn, neben dem SAP-zentrierten ABAP Objects noch eine weitere Sprache zu unterstützen, die mehr dem Public Domain angehört. Java bietet sich hier schon aufgrund der philosophischen Ähnlichkeit - hoher Code, Portabilität - an." Es gebe allerdings eine Reihe wichtiger Elemente (etwa Dictionary Support, Mehrbenutzer-Entwicklungsumgebung, Change-Management von Ressourcen), die der Sun-Sprache derzeit noch fehlten. Deswegen bette die SAP Java als weitere Alternative in ihre "Development Workbench" ein. Die Java-Runtime werde zudem so in die R/3-Laufzeitumgebung integriert, daß Java- und ABAP-Anwendungen koexistieren könnten. Einen exakten zeitlichen Rahmen für die Java-Einbindung wollte Tolkmit allerdings nicht festlegen.

Auch über die langfristigen Konsequenzen der Entscheidung für ABAP hielt sich der Marketing-Mann bedeckt: "Im Moment sehen wir nicht, daß Java ABAP ersetzen könnte. Wenn wir uns in einem oder zwei Jahren noch einmal über das Thema unterhalten, können wir schon sehr viel konkreter werden." Derzeit gehe es vor allem darum, den Kunden eine zusätzliche Option zu bieten. Im Rahmen von Business-Applikationen komme es vor allem auf die Infrastruktur (Runtime-Umgebung, Middleware) an. Danach sei die Weiterentwicklung der Systeme über ihren Lebenszyklus "vorsichtig ausgedrückt" nicht zuletzt eine Frage der Skills, die man auf dem Arbeitsmarkt vorfinde. Und hier sei Java eindeutig im Kommen, bestätigte der SAP-Mann auf Rückfrage.