SAP macht Geheimnis aus neuem Preismodell

26.07.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Dann wird SAP seinen Kunden auch ein neues Preismodell präsentieren müssen, meint Niehörster. Das aktuelle Named-User-Modell, in dem die Nutzer je nach ihrer Rolle im Unternehmen auf stark modularisierte Softwaresysteme zugreifen, die sich aus vielen Bestandteilen unterschiedlicher Hersteller zusammensetzen, passt nicht mehr in diese Service-orientierte Welt.

Problematisch dürfte werden, dass ein einzelner Prozess für verschiedene Industrien eine unterschiedliche Wertschöpfung bietet. So bedeutet ein Procurement-Vorgang für einen herstellenden Betrieb etwas ganz anderes als für einen Finanzdienstleister. Dementsprechend dürften die Preise von Branche zu Branche unterschiedlich ausfallen. SAP plant damit ein noch komplizierteres Preismodell, das zudem noch viel individueller ausgerichtet ist, warnt Niehörster. "Das wird ganz schwer für die SAP zu erklären."

Auch Helmuth Gümbel, Analyst von Strategy Partners, befürchtet, dass SAPs Lizenz- und Preismetriken für die Anwender noch undurchsichtiger werden. Nachdem der Softwarekonzern mit der Einführung von R/3 versucht habe, sein Preismodell mit der Einführung des Named User strikt zu vereinfachen, hätten sich über die Jahre hinweg zirka 20 unterschiedliche Lizenzmetriken in die Preisliste eingeschlichen. Beispielsweise werde im Automobilsektor nach produzierten Teilen abgerechnet, im Finanzsegment nach der Zahl der Transaktionen.

In diesen Modellen vermisst SAP die Systeme alle Vierteljahre und stellt daraufhin eine Rechnung, berichtet Gümbel. Für die Kunden ist dieses Vorgehen insofern problematisch, als die Kosten kaum im Vorfeld zu kalkulieren und damit zu budgetieren sind. Wenn SAP diese Metriken weiter ausbaue und seine Preise am Geschäftserfolg seiner Kunden bemesse, seien zudem Konflikte programmiert. Kaum ein Anwender dürfe darüber begeistert sein, SAP über Gewinne und Auftragsvolumina in Kenntnis zu setzen.