Cloud for Analytics von SAP

SAP lässt den Orca auf die Daten los

13.10.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
SAP hat mit Cloud for Analytics ein neues Analyse-Tool präsentiert. Noch ist nicht klar ersichtlich, wie das Werkzeug in das bereits breit aufgefächerte BI-Portfolio des Konzerns passt. Mit dem Versuch, gerade Anwendern aus den Fachbereichen eine einfach zu nutzende Analysesoftware an die Hand zu geben, dürfte SAP allerdings richtig liegen. Doch das tun auch andere Hersteller.

SAP hat seinen neuen Software as a Service (SaaS) "Cloud Analytics" vorgestellt. Der unter dem Codenamen "Orca" entwickelte Software-Dienst baut auf der "SAP HANA Cloud Platform auf". Ziel des größten deutschen Softwareherstellers ist es, unter einem gemeinsamen Cloud-Dach verschiedene Funktionen rund um Reporting, Business Intelligence (BI), Planning und Predictive Analytics als integrierte Analytics-Lösung anzubieten. Nutzer sollen damit in die Lage versetzt werden, über ein einheitliches User-Interface auf Daten zugreifen, diese für Planungen, Analysen und Vorhersagen nutzen und direkt aus den Resultaten Aktionen und Entscheidungen ableiten zu können. SAP-Angaben zufolge ließen sich verschiedenste Datenquellen aus der Cloud wie auch On-premise mit Cloud for Analytics verknüpfen.

SAP lässt den Orca auf die Daten los
SAP lässt den Orca auf die Daten los
Foto: Neirfy - shutterstock.com

Das Problem mit dem viele Analytics-Lösungen heutzutage zu kämpfen hätten, sei deren Silo-Ansatz und die damit verbundenen Einschränkungen hinsichtlich der Analysemöglichkeiten, beschrieb Steve Lucas, President für den Bereich Platform Solutions bei SAP, seine Sicht auf die Situation vieler Kunden. SAPs Cloud for Analytics biete dagegen eine neue End-to-end-Erfahrung, warb der SAP-Manager, und erlaube den Anwendern auf sämtliche Daten im Unternehmen zugreifen zu können. "Für mich ist das mehr als nur Visualisierung von Daten."

Cloud-Tool adressiert Anwender aus Fachabteilungen

Mit seinem neuen Analytics-Werkzeug adressiert das Softwarehaus aus dem Badischen vor allem Anwender aus den Fachabteilungen. Hier wachse eine neue Generation von Mitarbeitern heran, mit wachsendem IT-Know-how und dem Drang, selbst agiler mit IT und Daten zu hantieren, stellte Stefan Sigg fest, Senior Vice President in der Produktentwicklung von SAP HANA. Das Thema Analytics aus der Cloud bezeichnete der SAP-Manager als Megatrend. Damit biete sich die Chance, Silos aufzulösen und Konflikte zwischen Fach- und IT-Abteilung aufzuheben. Die Nutzer wünschten sich eine einfache und durchgängige Lösung für ihre Analytics-Anforderungen.

Die soll nun Cloud for Analytics bieten. Sigg zufolge sei jeder Anwender, der mit Microsoft Excel zurechtkomme, auch in der Lage, die neue Cloud-Analytics-Lösung von SAP zu bedienen. Das System biete vorkonfigurierte Konnektoren, mit deren Hilfe sich unterschiedlichste Datenquellen anbinden ließen. Das Werkzeug sei zwar prinzipiell für die Zusammenarbeit mit SAP-Quellen optimiert, grundsätzlich jedoch agnostisch hinsichtlich des Datenursprungs. Per Drag and Drop sollen sich Daten aus der Cloud wie auch aus On-premise-Systemen mit dem Analytics-Tool verknüpfen lassen.

SAPs BI-Portfolio wird noch unübersichtlicher

Mit dem Launch der neuen Cloud-Lösung würden bestehende Analytics-Lösungen nicht vernachlässigt, versprach SAP seinen Kunden. Man werde die bereits existierenden Analytics-Produkte weiterentwickeln, sei es on-premise oder auf Basis der Cloud. Allerdings gibt es durchaus Verschränkungen zwischen dem neuen Cloud for Analytics und bestehenden Lösungen. Cloud for Planning beispielsweise werde künftig Bestandteil von Cloud for Analytics sein. Zudem würden Funktionen aus der on-premise und der Cloud verfügbaren Self-Service-BI-Lösung "SAP Lumira" mit Cloud for Analytics zusammengelegt. Wie sich das neue Analytics-Werkzeug in das bereits sehr breit gefächerte BI-Portfolio von SAP einreiht, ist derzeit noch nicht klar abzusehen.

Zu den Preisen des neuen Cloud-Tools hielten sich die SAP-Verantwortlichen noch bedeckt. Der Konzern sprach von Kosten, die es jedem User und jedem Unternehmen erlauben würden, schnell einzusteigen und das Werkzeug zügig in Betrieb zu nehmen. SAP-Manager Sigg ließ durchblicken, dass sich die Abrechnungsmetrik wohl nach User und Monat bemessen werde. Zu den Preisen selbst wollte er sich nicht äußern.

Anwenderunternehmen suchen nach einfachen Werkzeugen

Mit der Strategie, den Anwendern einfach zu nutzende BI-Werkzeuge inklusive dazugehöriger Visualisierungs-Tools zur Verfügung zu stellen, liegt SAP im Trend. Eine Lünendonk-Studie zum "Markt für Business Intelligence und Business Analytics in Deutschland Markt 2015" hat kürzlich gezeigt, dass Unternehmen, obwohl sie seit Jahren massiv in BI-Werkzeuge investierten, noch immer über kein zufriedenstellendes Management Reporting verfügten. Ziel sei es, die wichtigsten Fachbereiche eines Unternehmens integriert zu betrachten, um eine einheitliche Sicht auf das Unternehmen zu gewährleisten. Als größte Herausforderungen identifizierten die Anwenderunternehmen, BI-Inseln aufzulösen und ganzheitliche Lösungen einzuführen sowie das Berichtswesen der Fachbereiche im Sinne einer integrierten Unternehmenssteuerung stärker zu verzahnen.

Die Anbieter reagieren offensichtlich auf diese Defizite. Der Lünendonk-Studie zufolge ordnen acht von zehn Herstellern dem Thema Self-Service-BI eine sehr hohe (47 Prozent) beziehungsweise hohe Bedeutung (33 Prozent) zu. Auch das Thema Cloud und Software as a Service wird im BI-Umfeld aus Sicht der Anbieter in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Derzeit agieren die Anwenderunternehmen allerdings noch sehr zurückhaltend hinsichtlich der Nutzung von Analytics-Werkzeugen aus der IT-Wolke. Nicht einmal jedes 20. Unternehmen greift auf entsprechende Cloud-Tools zurück. Für Anbieter wie SAP wird daher in Zukunft noch jede Menge Überzeugungsarbeit für die eigenen BI-Cloud-Lösungen zu leisten sein.