Chef der US-Niederlassung warf das Handtuch

SAP: Klares Minus mit operationalem Geschäft

28.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Die ordentliche Geschäftstätigkeit brachte der SAP AG, Walldorf, im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von etwa 220 Millionen Mark ein. Zeitgleich mit der Bekanntgabe der Ergebnisse ging der US-Chef des Softwarekonzerns von Bord.

Im ersten Viertel des Geschäftsjahres 2000 stieg der Umsatz der erfolgverwöhnten SAP AG gegenüber dem Vergleichsquartal 1999 um magere zehn Prozent auf 1,183 Milliarden Euro (rund 2,3 Milliarden Mark). Was die Alarmglocken zum Schrillen brachte oder bringen sollte: Der größere Teil des Zuwachses ist nicht auf eine Zunahme der Lizenzumsätze, sondern auf das florierende Wartungsgeschäft zurückzuführen.

Bei den US-Einnahmen verbuchte SAP - trotz des starken Dollars - sogar ein leichtes Minus. Das vor etwa einem Jahr eingeführte Internet-Paket "Mysap.com", mit dem die nachlassenden Umsätze bei der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware R/3 aufgefangen werden sollten, trug lediglich 80 Millionen Euro zu den Einnahmen bei.

Der Quartalsgewinn des größten deutschen Softwareunternehmens lag bei 56 Millionen Euro und damit um 43 Prozent unter dem des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Am deutlichsten wird die momentane SAP-Krise jedoch beim isolierten Blick auf das Ergebnis aus operativer Tätigkeit: Hatten die Walldorfer hier im ersten Quartal 1999 einen Gewinn von 174 Millionen Euro erzielt, so müssen sie heuer einen Verlust von 111 Millionen Euro bilanzieren. SAP begründet diesen Minusertrag vor allem mit den Kosten des neuen Mitarbeiterbeteiligungs-Programms.

Den operativen Verlust konnte der Softwarekonzern nur kompensieren, indem er sich von einigen seiner Beteiligungen an Startup-Unternehmen trennte. Damit sorgte er für einen warmen Regen von 238 Millionen Euro.

Zudem muss SAP einen weiteren Nackenschlag verkraften: Der für die USA zuständige Chief Executive Officer Kevin McKay hat das Handtuch geworfen - obschon ihm eine Position als weltweiter Finanzchef angetragen worden war. Im vergangenen Jahr hatte SAP bereits 27 hochrangige US-Manager an den Customer-Relationship-Spezialisten Siebel Systems verloren.

Die Position des amerikanischen SAP-Chefs bekleidet ab sofort Wolfgang Kemna, der bislang die deutsche Landesorganisation geleitet hat. Diese Aufgabe wiederum übernimmt der Schweizer SAP-Geschäftsfüher Ernie Gunst - zusätzlich zu seiner bisherigen Funktion.