ERP-Software im Vergleich, Teil 2

SAP, IFS, Microsoft und Infor im Test

08.09.2010

Infor - ERP LN (vormals Baan)

Benutzeroberfläche:

ERP LN hat seine Ursprünge beim niederländischen ERP-Spezialisten Baan. Das für die diskrete Fertigung konzipierte Produkt hat mehrere Generations- und auch Eigentümerwechsel hinter sich. Mittlerweile gehört es zum Softwarekonzern Infor Global Solutions. Eine Besonderheit ist der "Dynamic Enterprise Modeler", mit dem sich Geschäftsprozesse gestalten lassen.

Die Benutzeroberfläche hat Infor unlängst durch die Technik "Myday" verschönert. Über sie erhält der Anwender auf seine Rolle zugeschnittene Funktionen und Reports. Zudem informiert Myday über Ereignisse. Dazu zählen Warnungen, wenn Aufträge aus dem Termin zu laufen drohen.

Sobald es ans Eingemachte geht, verlässt der Nutzer Myday und befindet sich in einer relativ klassisch anmutenden ERP-Maske. Zu den praktischen Eigenschaften dieses Frontends zählen Suchfelder oberhalb der Spalten in einer Liste. Darüber kann man ohne Wechsel der Ansicht beispielsweise im Materialstamm stöbern.

Der Anwender kann anhand selbst gewählter Kriterien Farbcodes für Felder vergeben.

CRM:

Im CRM-Funktionsumfang ist ein Debitoren-Cockpit enthalten, so dass sich der Verkäufer im Kundengespräch über den potenziellen Käufer informieren kann. Das Cockpit bedient sich der Daten aus der integrierten Finanzbuchhaltung.

Wie viele andere ERP-Hersteller auch bietet das Infor-System keine Offline-Funktionen für CRM im Standard. Hier verweist das Softwarehaus auf Zusatzprodukte wie etwa "Infor CRM Epiphany".

Angebote:

In Sachen Angebotswesen fällt ERP LN positiv auf: Sehr einfach kann der Nutzer beispielsweise Alternativen für einen Posten im Angebot einfügen. Auch die Angebotskalkulation erreicht der ERP-Anwender ohne Umwege. Hat sich der Kunde entschieden, lässt sich aus dem Angebot recht einfach ein Auftrag erzeugen.

Konstruktion:

Änderungsvorschläge für die Konstruktion können aus dem Servicemodul der ERP-Software erzeugt werden. Ein Workflow steuert die Abläufe, so dass diese sich nachvollziehen lassen.

Einkauf/Disposition:

Funktionen für Angebotsvergleiche helfen dem Einkäufer. Er kann verschiedene Offerten anhand verschiedener Kriterien gegenüberstellen, etwa aufgrund der Gesamtsumme.

Zum Kontext passende, integrierte Reports der Myday-Oberfläche geben dem Beschaffer weitere Auskünfte zu den Lieferanten.

Produktion:

Wie SAP gestattet es auch Infor ERP LN, Belegflüsse zu verfolgen. Beispielsweise lässt sich so ermitteln, aus welchem Verkaufsauftrag welche Produktionsaufträge resultierten.

Plantafeln zur Darstellung von Fertigungsaufträgen gehören mittlerweile zum Standard von ERP-Systemen. Bei ERP LN ist diese Funktion besonders flexibel.

Speziell für die Fremdvergabe von Fertigungsaufträgen ins Ausland erzeugt die Infor-Lösung neuerdings eine Pro-forma-Rechnung, sollte der Auftraggeber Material beistellen müssen.

Lieferung:

Infor zählt neben SAP zu den wenigen Anbietern, die eine eigene Software ("Infor XDEX") für die Exportabwicklung gemäß dem ab 1. Juli gültigen Atlas-Verfahren bieten können.

Service:

Infor bietet Funktionen zur Disposition und Einsatzplanung von Servicetechnikern. An Kunden ausgelieferte Produkte lassen sich in einer Geräteakte pflegen. Bei diesen Aufgaben hilft ferner ein integriertes Dokumenten-Management.

Rechnungswesen:

Infor ERP LN ist nicht nur in der Produktionssteuerung, sondern auch beim Rechnungswesen für den Multisite-Betrieb gerüstet. Beispielsweise lassen sich mehrere Firmen mit einem gemeinsamen Logistik-Dienstleister und verschiedenen Lagern einrichten.

Den Bereich Personalwesen deckt Infor mit einem Produkt des Kooperationspartners Hansalog ab.

Auswertungen:

Wer über die Reports der Myday-Oberfläche hinausgehende Funktionen benötigt, wird auf das Zusatzprodukt "Infor PM 10" verwiesen.

Schwachstellen:

Infor ERP LN ist ein über Jahre gereiftes System, das die Fertigung steuern kann. In Sachen CRM-Unterstützung bietet das Produkt trotz der guten Angebotsfunktionen zu wenig.

Die neue Oberfläche Myday ist zwar ein Schritt in Richtung Benutzerfreundlichkeit, noch wirkt sie aber wie aufgesetzt, da für Buchungen das klassische ERP-Frontend herhalten muss.

Das Rechnungswesen kann, was es soll. Mehr nicht. An die Funktionen von SAP reicht das Modul nicht heran. (fn)

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