ERP-Software im Vergleich, Teil 2

SAP, IFS, Microsoft und Infor im Test

08.09.2010

SAP - SAP Business All-in-One (SAP ERP)

Benutzeroberfläche:

Weltweit wird das ERP-Frontend von SAP ERP von rund 13 Millionen Anwendern genutzt. Schön ist es deshalb trotzdem nicht. Zwar wurde die Oberfläche in den letzten Jahren immer wieder modernisiert, doch das Buchhalter-Image konnte sie bislang nicht abstreifen.

Wer damit leben kann, erhält praktische Funktionen. So kann, wer die Übersicht über die zahlreichen SAP-Transaktionen verloren hat, über eine Suchfunktion die gewünschte Maske ausfindig machen.

Listen enthalten Felder mit Links, so dass man über eine Artikelnummer in den Artikelstamm verzweigen kann.

Zudem sind Dokumente wie Zeichnungen, Produktbilder und CAD-Modelle gut mit Datensätzen aus dem Artikelstamm und dem Kundenauftragsbestand verbunden.

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CRM:

SAP ERP verfügt über eine Vertriebssteuerung, doch werden Anwender die Funktionen des Zusatzprodukts "SAP CRM 2007" zu schätzen wissen. Dessen Oberfläche dürfte eher bei den Vertriebsleuten Anklang finden.

Positiv fällt die Aktivitätsverwaltung auf, mit der sich leicht Folgeaktivitäten erzeugen lassen.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die CRM-Komponente eng mit dem ERP-Kern verbunden.

Angebote:

Zum Erzeugen eines Angebotstexts stehen Formatierungen zur Verfügung. Über eine Angebotsversionierung lässt sich verfolgen, was man dem Kunden so alles versprochen hat. Die Versionen sind über die Standardfunktion "Belegfluss" ersichtlich, die für alle belegbezogenen Abläufe im SAP-System bereitstehen. Angebote werden zudem im System archiviert.

Sehr einfach kann der Nutzer ein Angebot in einen Auftrag übernehmen. Dabei hilft die Funktion "Positionsübernahme", wenn nicht alle Positionen übertragen werden sollen. Auch hier lässt sich per Belegfluss verfolgen, wie aus einem Angebot ein Auftrag wurde, welche Anzahlungen geleistet wurden etc.

Konstruktion:

CAD-Programme lassen sich über verschiedene Wege an die ERP-Software anbinden. Die eleganteste, aber auch teuerste führt über SAP PLM (Product-Lifecycle-Management).

Damit lässt sich eine Produktstruktur abbilden. Sie enthält eine Änderungshistorie und Preise. Ein Änderungswesen prüft ab, ob Änderungen gültig sind. Konstruktionsvorgänge können die Nutzer über Workflows steuern, etwa über die "Änderungsanfrage". Dieser Workflow kann auch über die CAD-Software (im Test war es "Solidworks") angestoßen werden.

Produktion:

SAP unterscheidet zwischen Konstruktions-, Fertigungs- und Universalstücklisten. In Letzteren ist quasi alles enthalten.

Aus dem Produktionsbereich gelangt man ohne Umwege in die Kalkulation.

An manchen Stellen hat SAP der Software durchaus auch moderne Oberflächenfunktionen spendiert: Aufträge lassen sich per Drag and Drop auf die jeweiligen Arbeitsplätze übermitteln.

Eine integrierte Betriebsdatenerfassung dient dazu, Aufträge zurückzumelden.

Als funktionsreich und übersichtlich erweist sich die Steuerung für die Fremdfertigung.

Einkauf:

Spätestens hier zeigt sich die Eignung der SAP-Software zur Konzernlösung: Rahmenverträge für Lieferanten können für eine ganze Firmengruppe angelegt und verwaltet werden.

Ein weiteres Detail, das positiv auffällt: Für die Qualitätssicherung beim Wareneingang legt SAP ein Prüflos automatisch an.

Lieferung:

Für die Packmittelverwaltung bietet SAP ERP einen umfangreichen Satz an Funktionen. Eine Packmittelstruktur präsentiert verschiedene Ebenen, etwa Paletten, Kartons etc.

Als einer von wenigen Anbietern liefert SAP über den Zusatzbaustein "SAP Global Trade System" eine eigene Software für die Exportabwicklung gemäß dem Atlas-Verfahren, die darüber hinaus eine Präferenzkalkulation bietet. Damit lässt sich die Ursprungseigenschaft eines Produkts ermitteln. Dies ist relevant für Erzeugnisse, die zu Präferenzzollsätzen ausgeführt werden sollen.

Service:

Auch SAP kennt eine Geräteakte, die eine ausführliche Änderungshistorie mitführt.

Servicetechniker können leicht ersehen, welchem Kunden welches Gerät gehört. Das ist brauchbar, wenn beispielsweise eine Maschine den Besitzer wechselt.

Über den Serviceauftrag kann der Anwender rasch in die Kalkulation wechseln, um dem Kunden einen Kostenvoranschlag zu unterbreiten.

Finanzbuchhaltung:

Die SAP-Module FI/CO sind ideal zur Abbildung von Konzernstrukturen ausgelegt. SAP unterscheidet hier zwischen einem "Mandanten" (eine Firmengruppe), dem mehrere "Buchungskreise" (rechtlich eigenständige Gesellschaften) untergliedert sind. Darunter lassen sich "Werke" und "Lager" einrichten. Diese Gliederung gestattet es, Controlling-Funktionen auch für komplexe Unternehmensstrukturen einzurichten.

Auswertung:

Für Reports steht SAP BW zur Verfügung. Über die Ansichten ist ein Absprung in die Belege im ERP-System möglich, die diese Zahlen "verursacht" haben. Mit dem Tool "BEx Web" lassen sich Berichte auch im Browser darstellen.

Schwachstellen:

SAP bietet so zahlreiche Funktionen, dass sie sich kaum in einer Oberfläche unterbringen lassen. Man kann sich leicht in den Masken verheddern. Zudem sind viele Ansichten nicht konsistent. Einige Listenanzeigen erinnern an die R/3- und R/2-Ära. In künftigen Erweiterungen des Systems soll es harmonisierte Oberflächen geben.

Zudem bietet SAP im ERP-Standard nur wenige Vertriebsfunktionen. Man verweist hier auf das mittlerweile ausgereifte CRM-Beiboot.