ERP-Software im Vergleich, Teil 2

SAP, IFS, Microsoft und Infor im Test

08.09.2010

IFS - IFS Applications

Benutzeroberfläche:

IFS bietet eine solide, aber unspektakuläre (fast schon biedere) Benutzeroberfläche. "Hübscher" wird die nächste Generation des Frontends ("Aurora"), die jedoch erst im zweiten Quartal 2009 freigegeben wird und somit nicht für diesen Test zur Verfügung stand. Derzeit verfügen die unterschiedlichen Module über verschiedene Frontends.

Ein grafischer "Business Modeler" dient dazu, Geschäftsprozesse zu definieren und auch gleich zu dokumentieren. Als einer der ersten ERP-Anbieter hat IFS eine Suchmaschine in die Software integriert. Mit ihr sind systemweite Suchanfragen im Google-Stil möglich.

CRM:

Das CRM-Modul ("Sales & Marketing") verfügt über ein anderes Frontend als die restlichen Bestandteile. Das Vertriebs-Tool erinnert an Office mit einer etwas ungewöhnlichen Karteireiterleister in der unteren Bildschirmhälfte.

Die CRM-Komponente gleicht Informationen mit Outlook effizient ab.

An Besuchsberichte kann der Nutzer Dateien anhängen. Zudem sind Manager in der Lage, Pflichtfelder für solche Berichte festzulegen.

Als flexibel erweisen sich die Offline-Funktionen. Für mobile Anwender gibt es einen Offline-Client fürs Notebook nebst lokaler Datenbank. Je nach Konfiguration umfasst die mobile Applikation nur die relevanten Kundendaten, möglich ist aber auch, das Angebotswesen der ERP-Lösung offline zu verwenden.

Bei Angeboten kann der ERP-Nutzer Kopf-, Fuß- und Positionstext erfassen. Zur Lieferterminermittlung unter Berücksichtigung von Material- und Produktionskapazität (Capable-to-Promise, kurz CTP) bezieht die Software - wie es sich für ein Multi-Site-System gehört - auch Produktionsgesellschaften ein.

Nett ist das Feature zum Erzeugen einer Angebotsrechnung.

Ergänzen lässt sich der CRM-Prozess durch einen Produktkonfigurator.

Konstruktion:

IFS lässt sich eng mit CAD-Systemen wie etwa Solidworks von Dassault Systèmes koppeln. Für Änderungen an Artikeln gibt es eine Revisionsverwaltung.

Die ERP-Lösung verfügt über ein eigenes Produktdaten-Management (PDM), lässt sich aber auch mit gängigen PDM-Lösungen verbinden.

Gut ausgeprägt ist das Projekt-Management, das auch eine Kostensammlung für Konstruktionsarbeiten beinhaltet. Wie einige andere ERP-Lösungen für die Maschinen- und Anlagenbranche gestattet es auch IFS, Artikel ohne vorherige Vergabe einer Artikelnummer zu erfassen.

Artikel lassen sich bereits hier als Ersatzteil markieren.

Produktion:

Aus einem Planauftrag kann der Anwender entweder einen neuen Fertigungsauftrag erstellen oder ihn in einen bereits bestehenden Fertigungsvorgang übernehmen.

Arbeitsgänge lassen sich einfach kopieren, um sie anderswo zu verwenden.

Ein Plus der IFS-Software: Artikelrevisionen lassen sich bis ins Lager mitführen. Jede Revision besteht aus eigenen Stücklisten und Arbeitsplänen.

Einkauf:

Das Einkaufssystem erlaubt Anfragen für Einmalartikel. Das sind beispielsweise Bauteile, die ein Unternehmen nur für einen Kundenauftrag benötigt. Ebenso sind Anfragen bei Lieferanten möglich, die noch nicht im Kreditorenstamm angelegt sind.

Sind Aufträge an Lieferanten vergeben worden, kann IFS auf Wunsch eine Absage an die Lieferanten erzeugen, die ebenfalls angefragt wurden, bei diesem Beschaffungsprozess jedoch nicht zum Zuge kommen.

Ein Fenster informiert den Anwender über den jeweiligen Status der Aufträge, etwa "Auftrag erteilt" oder "Bestellung erzeugt".

Über eine eigene Maske lassen sich Betriebsdaten erfassen (BDE) und Arbeitsgänge rückmelden. Gedacht ist das Tool beispielsweise für den PC in der Werkstatt.

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Service:

IFS verfügt über ein eigenes Modul für das Service-Management, das:

  • Serviceverträge nebst Garantien und Wartungsplänen,

  • eine Produktakte und

  • Eingabefelder für Fehlercodes (Symptome) vorsieht. Hierbei kann der Nutzer aus einer Liste mit Wertefeldern auswählen.

Bei der Kapazitätsplanung von Servicetechnikern können die Urlaube der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Die Informationen hält die HR-Komponente von IFS bereit.

Auswertungen:

Bezogen auf Fertigungsaufträge kann der Nutzer Kostenabweichungen sichtbar machen.

Eine Rentabilitätsanalyse soll bei der Entscheidung helfen, ob sich ein Auftrag lohnt. Hierbei berücksichtigt die Software die Kostendaten aus Stücklisten, Arbeitsplänen und die Konstruktionskosten.

Für Standardberichte steht eine Excel-Kopplung ("IFS Business Analytics") bereit, die eine Live-Verbindung zur ERP-Datenbank unterhält. Über die Microsoft-Tabellenkalkulation kann der Anwender mit entsprechenden Rechten ERP-Daten auch ändern.

Schwachstellen:

Hauptschwäche von IFS ist die geringe Bekanntheit und die angesichts des Anspruchs, SAP auch bei großen Kunden Paroli bieten zu können, relativ geringe Verbreitung in Deutschland. In Sachen Buchhaltung und Controlling liefert der Hersteller zwar gute Funktionen, kommt aber an SAP nicht heran.

Außerdem ist die Benutzerführung über die zahlreichen Module des Systems hinweg nicht immer stringent.