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SAP: Hasso Plattner gibt im Mai den Vorstandsvorsitz ab

14.03.2003
SAP-Gründer und Vorstands-sprecher Hasso Plattner wird am 9. Mai in den Aufsichtsrat wechseln. Henning Kagermann steht dann allein an der Spitze des Walldorfer Konzerns.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nicht völlig unerwartet, aber dennoch früher als gedacht tritt Hasso Plattner (59) von seinem Amt als Vorstandssprecher der SAP AG zurück und wechselt nach der Hauptversammlung des Konzerns am 9. Mai dieses Jahres in den Aufsichtsrat. Dort wird ihn Gründerkollege Dietmar Hopp zu seinem Nachfolger als Vorsitzender des Gremiums vorschlagen, selbst aber ebenfalls im Aufsichtsrat verbleiben.

Damit steht zunächst Henning Kagermann (55) allein an der Spitze des größten deutschen Softwareanbieters. Der Professor für theoretische Physik kam 1982 zum Unternehmen und verantwortete zunächst die Entwicklung der Finanz- und Rechnungswesenprodukte. Seit 1991 ist er Mitglied des SAP-Vorstands; 1998 wurde er Co-Vorstandssprecher und bildete gemeinsam mit Plattner die öffentliche Doppelspitze des Unternehmens. Kagermann gilt als effizienter und erfahrener Manager, obwohl ihm Plattners Charisma ein wenig abgeht.

Hasso Plattner gründete die SAP im Jahre 1972 gemeinsam mit vier weiteren Kollegen von IBM. Dank seines zwölfprozentigen Anteils an der Firma, der rund 2,6 Milliarden Euro wert ist, gehört Plattner zu den reichsten Männern Europas. "Es scheint der beste Zeitpunkt gekommen zu sein, das Tagesgeschäft komplett in die Hände von Henning Kagermann zu übergeben", erklärte Plattner. Er könne für SAP und dessen Kunden mehr Wert schaffen, wenn er seine Zeit und Energie auf die mittel- und langfristigen strategischen Themen konzentrieren könne.

"Ich hatte großes Glück mit Henning einen wahren Partner an der Seite zu haben. Heute sieht man seine Spuren überall innerhalb der SAP und er hat sehr klare Vorstellungen wie es weiter gehen soll. Ich freue mich, Henning in meiner neuen Rolle dabei unterstützen zu können", so Plattner weiter. Einer Unternehmensmitteilung zufolge wird er weiterhin "seine aktive und sichtbare Rolle innerhalb und außerhalb der SAP wahrnehmen" und dazu auch seine Büros in Walldorf und Palo Alto, Kalifornien, behalten.

Spekulationen um einen bevorstehenden Rückzug Plattners waren im vergangenen Monat verstärkt ins Kraut geschossen, nachdem der frühere Toptier-Chef Shai Agassi, mit 34 Jahren jüngster SAP-Vorstand, die Verantwortung für die Technologieentwicklung übertragen bekam. Agassi gehört gemeinsam mit Vertriebsvorstand Léo Apotheker zur neuen Manager-Generation der SAP.

Gegenüber der "Financial Times Deutschland" erklärte Plattner, er habe den Wechsel mit Aufsichtsratschef Hopp bereits vor gut einem Jahr abgesprochen. Als Zeitpunkt sei allerdings nur ein Termin kurz vor einer Hauptversammlung in Frage gekommen - "also dieses Jahr oder nächstes". Hopp habe klar gemacht, dass er lieber heute als morgen den Wechsel wünsche. Einen Zusammenhang mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mannheim gegen Hopp wegen einer umstrittenen Bürgschaft an MLP-Chef Bernhard Termühlen wiesen Plattner wie Hopp zurück.

Die US-Börse reagierte auf die Ankündigung des Positionswechsels mit einem Kursanstieg der American Depositary Receipts (ADR) der SAP um 1,13 Dollar oder sechs Prozent auf 19,98 Dollar zum NYSE-Fixing. (tc)