53 Millionen Dollar über Budget

SAP-Großprojekt der U.S. Army läuft aus dem Ruder

11.07.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

SAP gibt sich wortkarg

Aus Sicht der Auditoren stellt sich ferner die Frage, ob das System nach seiner Implementierung überhaupt seine ursprünglichen Ziele erfüllt - zwischen Juni 2005 und September 2009 hätten sich die Testing-Requirements von 314 auf 634 mehr als verdoppelt. "Komplette und akkurate Programm-Anforderungen sind entscheidend, weil GFEBS Schnittstellen zu wenigstens 141 anderen Systemen hat oder diese ersetzt", warnt das Inspector General's Office und rät, so lange keine weiteren Nutzer auf das System zu lassen, bis die Kritikpunkte ausgeräumt sind.

Die zuständigen Projekt-Manager bei der Army versuchen verständlicherweise, die Probleme herunterzuspielen. "Die Armee glaubt, dass die in dem Bericht identifizierten Risiken handhabbar sind und sich nicht materiell auf die Kosten und Zeitplanung auswirken werden", sagt ein Sprecher des für Beschaffung, Logistik und Technologie zuständigen Assistant Secretary of the Army. Vom Softwarelieferanten SAP gab es zu der Angelegenheit nur eine floskelhafte Stellungnahme, in der die "starke Geschäftsbeziehung" mit der US-Army betont wird. Der als Systemintegrator beteiligte IT-Dienstleister Accenture war am vergangenen Freitag nicht mehr dazu zu erreichen.

Für Michael Asuret von der einschlägigen Beratungsfirma Asuret ist der Report jedenfalls keine Überraschung. "Verspätete, underperfomende und überteuerte IT-Projekte gehören bei den Öffentlichen Händen zum Alltag", kommentiert der Berater via Email. Daran hätten auch neue Bemühungen wie das Federal IT Dashboard und neue Gesetze wie der Information Technology Investment Oversight Enhancement and Waste Prevention Act von 2009 wenig geändert. Und der kürzlich angekündigte Rücktritt des Regierungs-CIOs Vivek Kundra könne "die Sache nur noch verschlimmern".