"SAP gleicht einem Supermarkt"

31.10.2008
Von  und
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Eric Scherer, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens i2s, erklärt, was SAP-Kunden im Umgang mit ihrem Softwarelieferanten beachten sollten.

CW: Wie gelingt es Anwenderunternehmen, mehr Transparenz in ihre SAP-Kosten zu bekommen?

Scherer: SAP hat lange Zeit einfache Preismodelle gehabt, die auch für die Kunden einfach zu kalkulieren waren. Diesen Tugendpfad hat der Konzern in den vergangenen Jahren zunehmend verlassen. SAP hat für zusätzliche Module und Funktionen neue Preismodelle eingeführt, die sich häufig am Nutzen beziehungsweise der Performance orientieren. Das ging jedoch auf Kosten der Transparenz und Kalkulierbarkeit. Den Kunden wäre zu empfehlen, firmenintern eine Kenngröße zu definieren, auf die man seine jährlich oder monatlich zu zahlenden Lizenzpreise normiert. Das Einfachste ist an dieser Stelle immer noch ein User-bezogener Ansatz.

CW: Die Lizenzkosten sind die eine Seite, der Betrieb die andere. Wie können Anwender ihre SAP-Systeme möglichst effizient betreiben?

Scherer: Mit Disziplin. Wenn man sich das SAP-Portfolio ansieht, gleicht es einem Supermarkt der Möglichkeiten. Grundsätzlich bieten sich den Nutzern zwar alle möglichen Optionen, aber 90 Prozent der Geschäftsprozesse - und ich glaube, ich spreche hier für fast alle Unternehmen - lassen sich mit dem klassischen ERP-Kern von SAP abdecken. Wenn sich die Unternehmen strikt daran hielten und nicht für jede Kleinigkeit ein Zusatzsystem verwendeten, ließen sich enorm Kosten sparen. Und das in allen Bereichen: sowohl bei den Lizenzkosten wie auch bei den Beratungs- und Betriebskosten.

CW: Was sollten Anwender beachten, wenn sie mit SAP verhandeln?

Scherer: Grundsätzlich sollten die Kunden verhandeln. In der Vergangenheit waren viele Gespräche gar keine Verhandlungen. Man hat sich singulär auf Preismerkmale konzentriert, aber die Komplexität der Vertragswerke gar nicht beachtet. Die Unternehmen sollten sich die Punkte überlegen, die sie im Vertrag abgesichert haben möchten. Auch wenn man SAP nicht dazu bringen wird, die Verträge zu verändern, kann man zumindest eine Stellungnahme einfordern, in der sich der Konzern zu den Anliegen der Kunden äußert.

Wichtig ist auch, Langfristigkeit in die Vertragswerke hineinzubringen, um eine gewisse Sicherheit in seinem SAP-Betrieb zu erhalten. Man kann aber nur gut verhandeln, wenn man die Marktverhältnisse kennt. Kunden sollten keine utopischen Forderungen stellen. Dann werden sie in aller Regel auch Akzeptanz finden. (ba)