SAP geht mit ESA auf die Zielgerade

30.05.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Ist Kagermann zu ehrgeizig?

Analysten zweifeln indes, ob das ambitionierte Vorhaben gelingt. Die Marktforscher von Forrester Research gehen davon aus, dass es zunächst einmal etwa zwei bis drei Jahre dauern dürfte, ehe sich die große Mehrheit der SAP-Klientel mit der neuen Architektur überhaupt ernsthaft auseinander setzt.

SAP wird noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um seine Anwender von den Vorzügen der neuen Architektur zu überzeugen. Trotz großer Marketing-Anstrengungen ist es dem Konzern noch nicht gelungen, alle Zweifel auszuräumen. "Ich weiß nicht, was Netweaver für einen R/3-Kunden bedeutet", gab Stanley Ezzell, Vice President des im US-amerikanischen Ashland, Alabama, beheimateten Möbelherstellers Wellborn Cabinet Inc., unumwunden zu. Sein Unternehmen habe schon Millionen für SAP-Programme ausgegeben. Müsste er jetzt von seinem Vorstand weitere Millionen für die nächste Generation einfordern, könnte er sich einen neuen Job suchen.

Plattner sorgt für Wirbel

Um Unruhe zu schüren, muss SAP nicht unbedingt die Konkurrenz bemühen. Das eigene Management schafft es auch allein, Verwirrung zu stiften. So hatte SAP-Mitbegründer Hasso Plattner in einem Interview mit der "Financial Times" durchblicken lassen, ein Verkauf beziehungsweise eine Fusion seien durchaus vorstellbare Optionen für die Zukunft. Im Falle eines interessanten Angebots werde das Unternehmen sein Votum einzig vom wirtschaftlichen Sinn abhängig machen. Als mögliche potente Käufer nannte Plattner IBM, Microsoft und Google. Derzeit gebe es jedoch keine konkreten Verhandlungen. Auch die SAP-Zentrale beeilte sich in der Folge zu versichern, alle Vermutungen über einen Verkauf seien pure Spekulation.