Apple, Microsoft, IBM

SAP geht auf Partnersuche

01.06.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender verstehen SAP-Strategie nicht

Wie die Zukunft von SAPs Mobile-Lösungen aussehen wird, ist derzeit jedoch noch etwas unscharf. Im Zentrum stand bis dato die eigene SAP Mobile Platform, inklusive einer offenen Mobile Application Development Platform (MADP). Damit sollten Entwickler plattformübergreifend mobile Apps entwickeln können, für iOS, Android und Windows-Geräte, heißt es auf der Website von SAP. Grundprinzip für die Gestaltung der Oberflächen und des User Interface (UI) bildet SAP Fiori. Der dahinter stehende Designansatz sieht vor, reine Web-Anwendungen zu bauen, die auf jedem Betriebssystem und in nahezu jedem Web- und Mobile-Browser lauffähig sind. Dieser Ansatz hat weiterhin Bestand, betonten die SAP-Verantwortlichen.

Für die Kunden kam SAPs Volte in der MobileStrategie indes überraschend und sorgte für Verwirrung. "Über die Meldung zur Kooperation von Apple und SAP waren wir überrascht", sagte Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Aus Sicht der Anwendervertretung ist nicht klar, wie die Kooperation mit Apple zur bislang verfolgten Roadmap passt. "Die Kooperation wirft bei uns und unseren Anwendern viele Fragen auf, da SAP aus unserer Sicht eine klare Fiori- und UI5-Strategie besitzt", beschrieb Lenck die Stimmungslage und fragte im gleichen Atemzug: "Welche Rolle spielen native iOS-Apps in diesem Zusammenhang?" SAP wird an dieser Stelle seinen Kunden noch einiges erklären müssen. Lencks Fazit zur Ankündigung: "Aktuell verstehen wir die Strategie nicht und werden daher mit SAP in Diskussionen treten."

In der Branche wurde die neue Mobility-Achse Apple-SAP unterschiedlich beurteilt. Jens Beier, Business Unit Manager SAP Solutions & Technology bei Fritz & Macziol, warnte Anwenderunternehmen, vorschnell weitreichende Investitionen in Apple-Geräte zu planen. "Mit dem iPhone 2007 und mit dem iPad 2010 war Apple einige Jahre lang der bewunderte Innovationsführer im Bereich Mobility", sagte Beier. "Seit 2014 aber neigt sich diese Ära dem Ende zu." Andere Hersteller hätten aufgeholt und Apple mittlerweile sogar übertroffen. Sich jetzt auf Apple allein festzulegen, heiße nichts anderes, als auf das weniger innovative Produkt zu setzen. "Das ist bitter, aber die Wahrheit. Lange Zeit hat sich Apple auf seinen Lorbeeren ausgeruht." Kunden müssten daher aufpassen, sich nicht auf die falsche proprietäre Plattform festzulegen. Ein Wechsel auf Android oder Windows sei in der Folge kaum noch möglich oder sehr teuer.

"Unternehmen wollen Offenheit und Flexibilität", so der Manager weiter. Da passe eine Festlegung auf nur ein einziges Betriebssystem nicht in die Zeit. Nur Lösungsanbieter, die auf Plattformunabhängigkeit setzen, könnten heute langfristig Erfolg haben. Denn nur Produkte, die mit allen Betriebssystemen kompatibel sind, also auch mit Android, iOS oder Windows, garantierten Anwendern Wahlfreiheit und Ausbaufähigkeit - ein Aspekt, den wachsende Unternehmen aus vielerlei Gründen sehr schätzen. Beiers Fazit: "Aus Sicht der Kunden ist die neue Partnerschaft zwischen Apple und SAP daher ein fragwürdiger Schritt."

Björn Bröhl, Head of Marketing Communications & Sales bei Trivadis, fragt nach der Innovation der Kooperationsankündigung. Apps aus dem Spiele- und Privatbereich hätten vorgemacht, wie benutzerfreundliche, intuitive Oberflächen und Anwendungen heute aussehen sollten. Daran müssten sich SAP und Apple orientieren. Der Trivadis-Manager fordert: "Sie sollten Schnittstellen und Programmierhilfen anbieten, die es einfach machen, Unternehmenssoftware für Mobilgeräte zu entwickeln und fit für den App-Store zu machen." Standards sollten sie als Basis begreifen und die eigene Entwicklungsumgebung dementsprechend zukunftstauglich und offen für alle gestalten, nicht mehr proprietär und rückwärtsgewandt.