Apple, Microsoft, IBM

SAP geht auf Partnersuche

01.06.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

SAP baut an seinem Partner-Ökosystem

Diese Entwicklungen sind ein Beleg dafür, dass die Kriegsbeile zunehmend vergraben werden. Auch SAP sucht verstärkt Kooperationen mit anderen Branchen-Schwergewichten. Anfang Mai sorgte die Meldung für Schlagzeilen, dass Apple mit SAP kooperieren wolle, um mit seinen iPhone- und iPad-Devices sowie der iOS-Plattform stärker im Geschäft mit Business-Applikationen Fuß zu fassen. Die Vereinbarung sieht vor, dass beide Unternehmen native iOS-Apps entwickeln. Anwender sollen dadurch mit ihren iPhones beziehungsweise iPads auf Business-Anwendungen zugreifen können, die auf der HANA-Cloud-Plattform laufen. Dieser Zugriff auf Daten und Geschäftsprozesse im SAP-Backend soll in Verbindung mit den aktuellsten iPhone- und iPad-Features wie dem Fingerabdrucksensor Touch ID oder Ortungsdiensten funktionieren.

Im Rahmen der Kooperation wollen Apple und SAP noch im laufenden Jahr ein neues iOSSoftware-Development-Kit (SDK) vorstellen, mit dessen Hilfe Entwickler gezielt auf bestimmte Business-Anforderungen ausgerichtete Apps bauen können. Basis dafür soll Apples Programmiersprache Swift sein. Zudem erhielten die Entwickler mit SAP Fiori for iOS eine speziell angepasste App-Design-Vorlage für den Zugriff auf die SAP-Welt. Flankiert werden die Entwicklerwerkzeuge von speziellen Schulungs- und Trainingsangeboten, teilten beide Unternehmen mit.

Bis es so weit ist, wird allerdings noch einige Zeit verstreichen. Das Entwicklungs-Framework soll Ende 2016 verfügbar sein. Bis die ersten Apps in den Stores liegen, dürfte es also bis zum kommenden Jahr dauern. Diese Apps können sich Kunden via App Store von Apple ziehen, hieß es von Seiten SAPs. Darüber hinaus ist auch geplant, die entsprechenden Apps im SAP-eigenen Store anzubieten. Das sei dem Softwarehersteller zufolge mit keinen Kosten verbunden. Kostenpflichtig sei jedoch die Anbindung an das SAP-Backend - abhängig von den jeweiligen Lizenzbedingungen.

Die Erwartungen an die vor Apple und SAP liegende Kooperation sind hoch. Die Partnerschaft werde die Art und Weise, wie Unternehmen mit iPhones und iPads arbeiten, grundlegend verändern, sagte Apple-Chef Tim Cook. Er verwies darauf, dass rund drei Viertel aller weltweit getätigten Geschäftstransaktionen SAP-Systeme tangierten. Daher sei der deutsche Softwarekonzern aus dem Badischen ein idealer Partner für Apple. Mit dem neuen Software-Development-Kit würden rund 2,5 Millionen SAP-Entwickler in die Lage versetzt, Apps für die iOS-Plattform zu bauen. Auch SAP-CEO McDermott stellte die Vorteile der Partnerschaft heraus: "Mit der Kombination der leistungsstarken Fähigkeiten der SAP HANA Cloud Platform und von SAP S/4 HANA mit denen von iOS, der führenden und sichersten mobilen Plattform für Unternehmen, werden wir helfen, den Menschen Daten in Echtzeit zur Verfügung zu stellen, wo immer und wann immer sie sich entscheiden zu arbeiten."

Darüber hinaus erhoffen sich die SAP-Verantwortlichen durch das Bündnis mit Apple neue Impulse für das Design von Apps sowie die dazugehörige User Experience. Zwar hat der deutsche Softwarekonzern an dieser Stelle in den vergangenen Jahren einige Anstrengungen unternommen, seine Benutzeroberflächen aufzupolieren, allerdings haben sich die Softwerker aus dem Badischen in Sachen UI-Design in der Vergangenheit nicht gerade profiliert. Das soll sich nun ändern. Die Partnerschaft mit Apple könnte den gesamten Bereich auf ein neues Niveau hieven, sagte Sam Yen, SAPs Chief Design Officer. "Die Apps, die Menschen heute im privaten Bereich nutzen, haben den Standard in Sachen User Experience gesetzt", so der SAP-Manager, "und die Benutzer erwarten die gleiche Usability und den gleichen Designkomfort in ihren Enterprise-Apps".

Das Konzept der Kooperation ähnelt dem Deal, den Apple Mitte Juli 2014 mit IBM abgeschlossen hatte. Beide Konzerne hatten vor knapp zwei Jahren eine weitreichende Allianz rund um mobile Technologien vereinbart. Gemeinsam wollten die Unternehmen einfach benutzbare Apps unter anderem für IBMs Big-Data- und Analytics-Services entwickeln. Im vergangenen Dezember meldeten Apple und IBM, ihr angepeiltes Ziel, bis Ende 2015 mehr als 100 Business-Apps herauszubringen, sei erreicht.

Insgesamt dürften die Verflechtungen im Triumvirat Apple - IBM - SAP intensiver werden. Erst Anfang April hatten SAP und IBM bekannt gegeben, ihre Partnerschaft in mehreren Schlüsselbereichen weiter vertiefen zu wollen. Im Kern gehe es darum, gemeinsam kognitive Geschäftsanwendungen zu entwickeln, branchenspezifische Lösungen zu erarbeiten und die Nutzererfahrung zu verbessern, erläuterte IBM in einer Pressemitteilung. So soll beispielsweise SAPs In-Memory-Datenbank HANA künftig auf Servern mit IBMs Power-CPUs laufen. Basierend auf einer bereits im Oktober 2014 geschlossenen Partnerschaft wollen IBM und SAP darüber hinaus weitere branchenspezifische Cloud-Lösungen entwickeln.