SAP für Soldaten

16.02.2005
Um die Einführung von SAP-Software voranzutreiben, setzt die Bundeswehr auf realistische E-Learning-Trainings.

Vor vier Jahren hat die Bundeswehr begonnen, ihre Geschäftsprozesse und die Mittelverwaltung umzustrukturieren. Ein wichtiger Baustein ist die Einführung von SAP-Programmen für Bereiche wie internes Rechnungswesen, Controlling oder Personal-Management. Bis aber alle betroffenen 45000 Soldaten und zivilen Angestellten mit der Standardsoftware arbeiten können, fällt ein erheblicher Schulungsaufwand an. Um die Kosten im Rahmen zu halten, wickelt die Bundeswehr die Trainings über das bereits bestehende "Lernportal Fernausbildung" ab - eine Lotus-basierende E-Learning-Lösung, die unter den Soldaten sehr beliebt ist.

Die Mitarbeiter im Personalwesen zum Beispiel lernen derzeit mit Hilfe eines für die Bundeswehr entwickelten Web-based Trainings (WBT) die Pflege der Personalstammdaten. Damit der Lernerfolg gesichert ist, musste Siemens Business Services (SBS), das das virtuelle Training entwickelte, das Umfeld berücksichtigen. Laut SBS-Projektleiterin Elvira Thoben galt es, den richtigen "militärfachlichen Ton" zu treffen, von dem sich die Lernenden angesprochen fühlen: "Das war letztlich nur durch den Dialog mit den Mitarbeitern der Bundeswehr möglich."

Zudem mussten typische Arbeitsabläufe, insbesondere das Befehlsschema "Lage - Auftrag - Durchführung", möglichst exakt in der Software nachgebildet werden. Darum wurde der virtuelle Gefreite Palko geschaffen: Diesen begleiten die Sachbearbeiter durch die Stationen seiner militärischen Karriere (Kommandierung zur Ausbildung, Zuerkennung von Ausbildungs- und Tätigkeitsnummer sowie Zuteilung von Einsatzbereichen, Ernennung zum Zeitsoldaten etc.) und halten jeweils die Stammdaten aktuell.

Insgesamt umfasst das SBS-Training "SAP R/3 HR - Personalstammdaten pflegen" drei Stufen: Das "Basiswissen" ist für den Selbstlernbetrieb gedacht, wobei Testaufgaben am Schluss jeden Abschnitts die Kontrolle des Lernerfolgs ermöglichen. Die "Demos" bestehen aus kommentierten Videosequenzen, in denen die Nutzer jeden Arbeitsschritt verfolgen können und Zusatzinformationen zum Funktionieren der HR-Software erhalten. Die "Übung" schließlich enthält die eigentliche Simulation: Hier bearbeiten die Lernenden eine typische Arbeitsaufgabe wie im Echtsystem, allerdings mit eingeschränkten Navigationsmöglichkeiten. Ein Durchlauf nimmt etwa fünf Stunden in Anspruch. Zusammen mit Präsenztrainings setzt das Streitkräfteamt das WBT seit einem Jahr ein. (am)