SAP fuehrt den "Repository-Switch" ein Sequent und Compaq starten zusammen eine R/3-Offensive

28.07.1995

MUENCHEN (CW) - Unix oder Windows NT? Diese Entscheidung muessen Anwender der Standardsoftware R/3 von der SAP AG kuenftig nicht mehr zwingend faellen. Die Sequent Computer Systems Inc. und die Compaq Computer Corp. wollen Unternehmen mit grossen Intel-PC- Installationen die Moeglichkeit geben, beide Server-Systeme einzusetzen.

Die Zusammenarbeit der Hersteller soll im Oktober dieses Jahres zeitgleich mit der Fertigstellung von Version 3.0 der SAP-Software erste Fruechte tragen. Dann wollen die Anbieter zunaechst fuer Grosskunden eine integrierte Umgebung aus Datenbank-Servern von Sequent und Anwendungs-Servern der Proliant-Reihe von Compaq sowie den noetigen Service und Support bereitstellen.

Mehrere Konstellationen sind moeglich, die gaengigste wird wohl wie folgt aussehen: Auf einer SMP-Maschine (SMP = Symmetrisches Multiprocessing) von Sequent wird unter dem Unix-Derivat Dynix/ptx das Datenbanksystem Oracle 7 betrieben. Die Anwendungen laufen auf NT-Servern der Proliant-Reihe von Compaq, auf denen bei Bedarf auch die Datenbanken Oracle 7 und SQL Server 6 von Microsoft installiert werden koennen.

R/3-Release-Wechsel soll vereinfacht werden

Auf den Datenbank-Servern von Sequent kann ebenfalls Windows NT genutzt werden, so dass bei Bedarf auf allen drei Ebenen das Microsoft-System laeuft. Den wesentlichen Kundenvorteil ihres Angebots im R/3-Umfeld sehen die Anbieter einem Beitrag des britischen Informationsdienstes "Computergram" zufolge in der verbesserten Desktop-Integration, den geringeren Kosten fuer Anwendungs-Server und in der Robustheit der Symmetry-Maschinen von Sequent.

Waehrend die Hardwarehersteller ueberlegen, wie vom R/3-Boom optimal zu profitieren waere, macht sich die SAP AG Gedanken darueber, ihre R/3-Kunden im Herbst dieses Jahres moeglichst schnell von Release 2.2 auf 3.0 zu ueberfuehren. Mit dem neu entwickelten Verfahren "Repository Switch" soll der Umstieg innerhalb kuerzester Zeit, laut SAP sogar in wenigen Stunden, gelingen.

Beim Upgrade wird dabei die aktuelle Version des R/3-Repositorys mit den Standardanwendungen und -datendefinitionen in den Hintergrund des produktiven Repositorys kopiert. Dafuer wird temporaer ein Platzbedarf von zirka 2 GB benoetigt. Anschliessend lassen sich die Objekte aus der abzuloesenden in die neue Version uebertragen. Laut Hersteller kann das produktive System waehrend des Datentransfers auf das neue Repository in vollem Umfang weiter genutzt werden.

Ist das neue Repository einschliesslich aller Modifikationen aufgebaut, erfolgt der "Switch": Durch Umbenennung der Datenbank wird auf das neue Repository umgeschaltet. Erst jetzt muss laut SAP der Betrieb angehalten werden, damit die Kundendaten in das Format des neuen Release konvertiert werden koennen. Bei diesem Verfahren ist es nicht mehr noetig, die CD-ROM, auf der das SAP-Release ausgeliefert wird, in das File-System einzulesen.