Partnerschaft mit NetBase

SAP forciert Social Analytics

13.12.2011

Zum Start gibt es noch keine Schnittstellen

So soll die Integration von SAP und NetBase einmal aussehen.
So soll die Integration von SAP und NetBase einmal aussehen.
Foto: SAP

Die NetBase-Software wird ab Januar unter dem Produktnamen "SAP Social Media Analytics" verkauft, kündigte Banks an. Die Preise orientieren sich an der Zahl der Nutzer-Seats sowie der Themen, die ein Unternehmen analysieren möchte, ergänzte Lisa Joy Rosner, Marketing-Chefin von NetBase. Nähere Angaben zu den anfallenden Kosten für die Anwender machte sie nicht.

Das Cloud-basierende System von NetBase gründet auf einer Datenbank, in der Inhalte aus sozialen Netzen mit einem Gesamtvolumen von rund 30 Terabyte gespeichert sind. Und der Daten-Pool wird ständig größer, weil das Unternehmen die Informationen kontinuierlich auffrischt. Laut Hersteller fließen rund 90 Millionen neue Postings pro Tag in die Datenbank ein.

Herzstück der Lösung ist eine Technik namens "Natural Language Processing" (NLP), die angeblich Web-Einträge inhaltlich bewerten kann. Hier sei man der Konkurrenz enteilt, warb Rosner für das eigene Produkt: "Wenn jemand schreibt, ´Ich liebe das iPhone, es ist echt cool´, dann wissen wir, dass mit ´es´ das iPhone gemeint ist", schilderte sie die Arbeitsweise der Lösung. NetBase könne zudem den Grad der Empfindung analysieren, "Es ist ein Unterschied, wenn jemand schreibt ´Ich liebe das iPhone´ oder ´Ich vergöttere das iPhone´", betonte Rosner.

SAP hat verschiedene Andockmöglichkeiten an die eigene Produktpalette identifiziert, passende Schnittstellen bieten etwa verschiedene CRM-Module sowie einige Lösungen aus dem BI-Portfolio (Business Intelligence). Zum Produktstart unter SAP-Label wird es aber noch keinen funktionierenden Übergabepunkt zur SAP-Familie geben, Nutzer müssen sich vorerst mit einer Export- und Import-Funktion auf Basis einer Web-services-API (Application Programming Interface) bescheiden.

Analyse-Funktionen für Verkauf und Entwicklung

Das NetBase-Produkt soll nicht nur die üblichen Verdächtigen in den Marketing-Organisationen überzeugen. SAP hat auch die Verkaufsabteilungen im Visier, die mit dem Tool die Preisgestaltung besser austarieren und näher an die Kundenwünsche heranrücken können. Zudem wirbt SAP mit den NetBase-Funktionen um die Produktentwickler. Ihnen stellt der Softwarehersteller in Aussicht, dass sie die Bedürfnisse potenzieller Käufer besser kennen lernen und ihre Planungsprozesse entsprechend gestalten können. "Wie sieht die Mode im kommenden Frühjahr aus? Wenn die Kleider in Fernost produziert werden, müssen sie diese Frage frühzeitig beantworten können", schilderte Banks ein mögliches Szenario.

Grundsätzlich bestätigen die Marktbobachter die ausführlichen Möglichkeiten, die eine Analyse von Social-Media-Inhalten theoretisch bietet. Doch ganz so überschwänglich bewerten sie die aktuellen Lösungen noch nicht: Social Analytics stecke in den Kinderschuhen, warnte etwa Susan Etlinger, Industry Analyst bei der Altimeter Group, die unter anderem NetBase und diverse Konkurrenten beraten hat. "Der Markt entsteht gerade erst und hat noch keine Struktur", sagte sie in einem Interview. "Hier werden viele unterschiedliche Anbieter in einen Topf geworfen." Radian6 sei mit seinen Social-Media-Dashboards eine Art allumfassender Vorreiter in diesem Segment. Firmen wie NetBase und Crimson Hexagon bieten dagegen ausgeprägte Fähigkeiten zur Textanalyse. Zudem grenze sich NetBase mit einem sehr großen Content-Archiv von der Konkurrenz ab.

Die Partnerschaft zwischen SAP und NetBase benötige aber zunächst eine ausführlichen Bewertung und Planung, weil die jeweiligen Lösungen inhaltlich weit auseinander liegen, erläuterte Etlinger. "Radian6 und Salesforce.com sind in ihrer Struktur nicht so verschieden", sagte die Analystin; die Lösungen seien jeweils auf CRM und Marketing ausgerichtet. SAP habe ein sehr viel breiteres Portfolio und biete damit ein ungleich größeres Potenzial, NetBase-Funktionen anzudocken. "Hier geht es nicht nur um das Marketing, sondern auch um die Produktentwicklung und das Lieferketten-Management - überhaupt um alle Bereiche in einem Unternehmen, in denen Social Media relevant sein könnte." (jha)