Weltweites Projekt für Ersatzteilbeschaffung

SAP erhält Millionenauftrag von Ford und Caterpillar

09.08.2002
MÜNCHEN (as) - Es ist einer der größten Aufträge der letzten fünf Jahre für die SAP: Im Rahmen eines millionenschweren Mammutprojekts wollen die Walldorfer gemeinsam mit dem Autokonzern Ford und dem Baumaschinenhersteller Caterpillar eine Software für die weltweite Beschaffung von Ersatzteilen entwickeln und sie anschließend als Mysap-Lösung vermarkten.

Die Vereinbarung sieht vor, SAPs bisherige Software für das Management von Ersatzteilen an die Anforderungen bei Ford und der auf dieses Anwendungsgebiet spezialisierten Dienstleistungsabteilung von Caterpillar, Catlogistics, anzupassen. Die auf den SAP-Produkten für die Steuerung von Lieferketten "Mysap SCM" sowie der Software für die Verwaltung von Kundenbeziehungen "Mysap CRM" basierende Lösung soll Ford und Caterpillar in die Lage versetzen, Händlern jederzeit einen weltweiten Einblick in den Ersatzteilbestand sowie den Status von Kundenbestellungen zu ermöglichen.

Die Lösung verspricht laut Kerstin Geiger, Vice President Industry Business Unit Automotive bei der SAP, außerdem einen Überblick über die gesamte Beschaffungskette von der Kundennachfrage bis zum Lieferanten. Schlüsselaspekte der gemeinsamen Entwicklung sind insbesondere Erweiterungen von Mysap SCM für eine bessere logistische Planung, die weltweite Beschaffung von Ersatzteilen sowie eine optimierte Lagerhaltung speziell mit Blick auf große Stückzahlen und höhere Effizienz. Die CRM-Komponente übernimmt Aufgaben wie das Order-Management, die Verwaltung der Kundendaten oder die Umsetzung von Marketing-Kampagnen.

15000 Händler im Netz

Marktbeobachter schätzen das Auftragsvolumen auf 40 Millionen Dollar, eine Summe, die Geiger nicht kommentieren will. Es sei aber das größte SAP-Projekt seiner Art und soll weltweit 15000 Händler und etwa 80 Läger über das Ford-Netzwerk anbinden und beispielsweise etwa 600000 Teilenummern verwalten. Benutzer sollen feststellen können, wo sich welches Ersatzteil befindet, und ihren Kunden dadurch beispielsweise kürzere Lieferzeiten garantieren. "Statt eines bisherigen kaskadierenden Bestellprozesses könnten Händler Teile auch untereinander anfordern, statt auf Lieferungen aus dem Zentrallager zu warten. Das verbessert die Planung."

Das Mammutprojekt soll in mehreren Phasen umgesetzt werden, wobei Geiger davon ausgeht, dass in zwölf bis 18 Monaten die ersten Bestandteile testreif sind. Man könne dabei auf den Erfahrungen aus eigenen Projekten für die Ersatzteillogistik bei Porsche, VW oder Bosch aufbauen und Mitarbeiter von SAPs Global Professional Service Organization ins Feld führen. "Zudem werden wir einen weiteren großen Systemintegrator hinzuziehen", verriet Geiger.

Ford und Caterpillar sind langjährige SAP-Kunden, wobei Catlogistics als IT-Service-Provider seit Jahren für andere Firmen, einschließlich Ford, die Ersatzteillogistik organisiert. Catlogistics setzt laut Geiger standardmäßig SAP-Software für das Order- und Warehouse-Management ein und betreut weltweit 50 entsprechende Projekte, die zumindest kurz vor dem Echtbetrieb stehen. Aus dieser Kooperation zwischen Ford und Caterpillar heraus war im letzten Jahr eine Allianz zwischen beiden Konzernen geschlossen worden, die eine neue Softwaregeneration für das weltweite Ersatzteil-Management zum Ziel hatte.

Die Wahl der SAP lässt sich wohl zum Teil aus den langjährigen Geschäftsbeziehungen erklären. Zugleich stachen die Walldorfer auch SCM-Konkurrenten wie Oracle, das Partner von Ford ist, sowie i2 aus, das derzeit ein großes SCM-Projekt bei Caterpillar implementiert. Geiger erklärt daher den Zuschlag an die SAP damit, dass ihr Unternehmen Ford und Caterpillar für die spezielle Aufgabe das umfassendste, integrierte Lösungsangebot anbieten sowie mehr Referenzen vorweisen konnte.

Zeitungsberichte, nach denen das Projekt als Bestandteil des von Ford mitinitiierten, bisher aber hinter den ehrgeizigen Erwartungen zurückgebliebenen Online-Marktplatzes "Covisint" zu interpretieren sei, wies die SAP-Managerin zurück: "Covisint visiert nicht die Beschaffung von Ersatzteilen an, sondern beschäftigt sich mit Einkaufsprozessen wie Ausschreibungen und Auktionen für die tägliche Produktion."

SAP seinerseits erhofft sich durch den künftigen Vertrieb der Lösung, das lukrative Marktsegment für SCM-basierende Software zum Management von Ersatzteilen erschließen zu können. Dieses soll eigenen Untersuchen zufolge bis zum Jahr 2007 ein Umsatzvolumen von fünf Milliarden Dollar generieren. Die geplante Lösung ist laut Geiger nicht vertikal ausgerichtet, sondern soll vielmehr neben der Automobilindustrie, auch im Maschinen- und Anlagenbau sowie für Hightech-Unternehmen angeboten werden.