SAP düpiert die Wettbewerber

27.04.2005
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

SAP hingegen arbeitet mit Nachdruck daran, in die Liga der Plattformanbieter vorzudringen. Die für 2006 angekündigte "Business-Process-Plattform" auf Basis der "Netweaver"-Integrationssoftware soll nicht nur komplementären, sondern auch konkurrierenden Tool-Anbietern geöffnet werden. Das Portfolio werde Kagermann zufolge durch Co-Innovationen wachsen. Ein Hintergrund: Zumindest die Nischenanwendungen, mit denen SAP selbst keine Skaleneffekte erzielen kann, sollen von außen entwickelt und beigesteuert werden. "In einem gewissen Grade wird dies die Softwareindustrie verändern", prognostiziert der CEO.

Zudem muss der Walldorfer Konzern darauf bedacht sein, in puncto Außendarstellung nicht die Fehler anderer dominanter Softwarehersteller zu wiederholen: "Da zeichnet die Offenheit der Plattform ein schönes Bild", urteilt Techconsult-Analyst Kubsch. Zudem spiegle dies die Realität wider, denn reine SAP-Anwenderunternehmen sind sehr selten. Allerdings müsse der Konzern noch einiges in die Netweaver-Familie investieren, um das Potenzial der Strategie auszuschöpfen, prognostiziert der Techconsult-Mann. Die hohe Marktdurchdringung, die SAP bis dato im Applikationsbereich erreicht hat, gilt es ab sofort zu wiederholen.

Fazit

SAPs steter Zugewinn an Marktanteilen setzt die Wettbewerber unter Zugzwang. Dass der Konzern mit starken Zahlen in das "Jahr der Investitionen" gestartet ist, macht die Sache für die Konkurrenz nicht leichter. Microsofts Umsatz im Business-Software-Bereich stagnierte zuletzt, aktuelle Ergebnisse (am 28. April) geben womöglich Aufschluss über eine Trendwende. Siebel brach im Lizenzgeschäft ein und tauschte erneut den CEO aus. Oracle stemmt sich mit den Milliarden aus dem Datenbankge-schäft gegen die Walldorfer. Die "ruhige Hand" des SAP-Managements zeigt Wirkung - der Konzern hat zuletzt keine gravierenden Fehler begangen. Daher wird der kommende Umstieg auf die Business-Process-Plattform umso interessanter, denn SAP muss ausgetretene Pfade verlassen. Wenn das Unternehmen dabei strauchelt, schmilzt der Vorsprung. Wenn nicht, ist das Rennen erst einmal gelaufen. Dann wären die Walldorfer dort, wo Microsoft im Desktop-Markt ist - im Club der Monopolisten.