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SAP definiert Netweaver neu

13.10.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Cloud Computing:

SAP kündigte an, dass die eigene Cloud-Computing-Plattform künftig auch Netweaver-Funktionen nutzen soll. Anwender sollen damit ihre Cloud-Prozesse effizienter steuern können. Gemeinsame Basis aller SAP-Cloud-Anwendungen wird künftig ByDesign (ByD) sein, das bereits die technische Grundlage für das on-demand verfügbare Mittelstandspaket „Business ByDesign“ (BBD) bildet. Neben dieser kompletten ERP-Suite aus der Cloud arbeitet SAP derzeit an verschiedenen Cloud-Services für Großunternehmen, die als zusätzliche On-demand-Services die Business-Suite ergänzen und erweitern sollen. Sikka zufolge werden Anwenderunternehmen On-premise- und On-demand-Welten in Zukunft parallel betreiben. Viele Kunden suchten derzeit nach zusätzlichen Softwareservices, die über das Internet einfach zu implementieren und zu nutzen seien.

Mit der einheitlichen Cloud-Plattform hat SAP vor kurzem auch die Organisation seiner On-Demand-Entwicklungen zusammengefasst. Gab es zuvor zwei Abteilungen – eine für Cloud-Angebote im Konzernumfeld und eine für das Mittelstandsangebot BBD – wird sich künftig eine einzige Abteilung unter der Leitung von Peter Lorenz um die Cloud-Services von SAP kümmern. Nachdem SAP mit Release 2.5 von BBD nach langen Verzögerungen Anfang August auf den Markt gekommen ist, äußerte sich Lorenz zufrieden mit der Zwischenbilanz – ohne jedoch Angaben zu Kundenzahlen oder Umsätzen machen zu wollen. Für SAP gehe es derzeit vor allem darum, eine kritische Kundenmasse im Markt aufzubauen, um Entwicklungs- sowie Vertriebspartner für die Lösung zu begeistern. Die technische Seite habe SAP mittlerweile im Griff, nachdem Probleme rund um die Skalierbarkeit und die Multi-tenancy-Funktionalität gelöst seien. Damit lohne sich Lorenz zufolge der Betrieb von BBD. Für Ende 2010 kündigte der SAP-Manager das Release 2.6 an. Damit soll ein SDK für Partner ausgeliefert werden. Des Weiteren soll es Verbesserungen beim User Interface (UI) sowie erweiterte Funktionen für In-Memory-Computing und die Anbindung mobiler Endgeräte geben. In Release 3.0, das Mitte kommenden Jahres herauskommen soll, werden Lorenz zufolge vor allem neue Features beispielsweise für die Logistik integriert.

SAP wird allerdings noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen und vor allem belegen müssen, was seine Innovationen bringen. Eine Umfrage der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) hatte ergeben, dass Themen wie Cloud und In-Memory auf den Prioritätenliste ganz unten stehen. Vielmehr beschäftigt die Anwender die wachsende Komplexität der SAP-Landschaften sowie Probleme mit der Softwarequalität und Fragen rund um die Investitions- und Planungssicherheit im Umfeld der SAP-Lösungen.

Die Innovationen könnten jedoch dabei helfen, Komplexität aus den Systemen herauszunehmen, versucht Sikka der Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen. Beispielsweise ließen sich mit Hilfe des In-Memory-Computings direkte Abfragen auf die transaktionalen Daten aus dem SAP-System einrichten, ohne zunächst aufwendig ein Data Warehouse oder Data Marts entwickeln zu müssen. „Das macht die Landschaften einfacher.“

SAPs Technikchef kündigte an, bei der weiteren Entwicklung der Netweaver-Plattform verstärkt auf Partner zu setzen. „Es ist besser mit einem Ökosystem zusammenzuarbeiten als zuzukaufen.“ Sikka zufolge werden die IT-Landschaften bei den Kunden auch in Zukunft heterogen sein. „Es gibt keine One-Vendor-Umgebungen.“ Daher sei es sinnvoll mit Technikpartnern zu kooperieren, die in ihren jeweiligen Märkten das beste Know-how mitbringen, statt zu versuchen, sich den gesamten Stack zusammenzukaufen und dabei an der einen oder anderen Stelle Kompromisse einzugehen. „Ein Stack ist immer nur so stark wie das schwächste Glied.“