SAP-Beratung: Das Feld der alten Hasen

08.04.2004
Von Magdalena Schupelius

Harnack: "Das SAP-Wissen ist in den Unternehmen angekommen. Konzeptionelle Tätigkeiten werden von unseren Mitarbeitern selbst übernommen." Das nötige Know-how wurde nur zu geringen Teilen in Schulungen vermittelt, entscheidend sei, so Harnack, "das gewachsene Wissen". Doch das bedeutet zwangsläufig nicht das Aus für externe Berater. Wer jetzt günstig im Rennen liegt, hat auch weiterhin gute Chancen, denn die Beraterbeziehungen der meisten Unternehmen sind relativ langfristig. Harnack etwa kooperiert mit einigen Beraterfirmen schon seit vier Jahren. Wissen wurde gemeinsam erarbeitet.

Auch große Gemeinschaftsentwicklungen wie etwa die Bankensoftware von SAP AG und Postbank bieten projektinterne Qualifikationspotenziale - für externe und interne Berater sowie Anwender. Ein vorgefertigtes Profil existiert dabei selten. David Thyssen, bei der Postbank zuständig für die Anwenderschulungen, erklärt: " Die Profile ergeben sich aus den internen Anforderungen."

Die Beraterzertifizierung nach klassischen Modulen zu unterteilen scheint inzwischen überlebt. Wehrenberg: "Ein rein modulorientiertes Beraterprofil hat keine Zukunft mehr." SAP-Projektleiter müssen ohnehin schon lange in der Lage sein, modulübergreifend zu denken und zu arbeiten. Und: Je weniger Modulexperten für ein Implementierungsprojekt benötigt werden, umso geringer sind die Kosten.

SAP selbst hat sein Ausbildungsprogramm für Berater von der modulorientierten zu einer lösungs- und beraterorientierten Ausbildung geändert. Die SAP-Ausbildungsinitiative "Pace" ( Process Aligned Competence Excellence) definiert nun die Qualifikationsziele neu. "SAP Consulting hat Beraterprofile für Bereiche entwickelt, in denen Anwendungs-, Technologie- und Entwicklungsberater innerhalb einer Lösung der Mysap Business Suite zusammenarbeiten", erläutert Interthal.

In den Pace-Profilen werden Produkt- und Prozesswissen miteinander kombiniert. Die Profile sollen typische betriebswirtschaftliche Prozesse widerspiegeln und enden nicht innerhalb einzelner Module. Interthal: "Prozesse beinhalten Themen, die systemtechnisch verschiedene SAP-Module oder Komponenten betreffen. Ein Berater muss diese Themen alle beherrschen, wenn er den Kundenanforderungen gerecht werden will."

Pace orientiert sich damit direkt an der Marktentwicklung und versieht eine Kompetenzbündelung mit Brief und Siegel, die SAP-Berater in der Praxis schon längere Zeit vorzuweisen haben. Sie müssen technische Entwicklungen und Innovationen in ihrem jeweiligen Bereich beherrschen und gleichzeitig fortlaufend Wissen und Erfahrung bezüglich "ihrer" Prozesse anhäufen.