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SAP-Anwender nutzen Risiko-Management zu wenig

07.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Risiko-Management kann bei Einführungsprojekten von SAP-Lösungen zum langfristigen Erfolg beitragen. Aber nur rund ein Viertel der Anwender setzt es bei der Einführung auch ein, ergab eine Online-Befragung von rund 150 DSAG-Mitgliedern (Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe): 78 Prozent der Teilnehmer gaben an, sie verzichteten bei der Einführung ihrer SAP-Lösungen auf Risiko-Management.

Auftretende Budget- und Terminüberschreitungen sowie Probleme bei der Funktionsumsetzung sind der Erhebung zufolge eher hausgemacht: Rund 58 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass sich die aufgetretenen Probleme im Vorfeld angekündigt hätten. Risiko-Management hätten sie verringern, wenn nicht sogar verhindern können.

"Es ist überraschend, dass die Mehrheit der Unternehmen bei der Einführung von SAP-Lösungen auf Risiko-Management verzichtet. Wir sehen einen großen Nachhol- und Aufklärungsbedarf in den Unternehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass die aufgetretenen Probleme bei der Einführung von Standardsoftware primär bei den Anwenderunternehmen begründet liegen", erklärte Karl Liebstückel, zweiter Vorsitzender der DSAG und Professor an der Fachhochschule Würzburg.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Einführung von Standardsoftware sind laut Studie Unterstützung durch die Geschäftsleitung (82 Prozent), kompetentes Projekt-Management (78 Prozent), gute Zusammenarbeit (67 Prozent), strukturierte Vorgehensweise (67 Prozent) sowie die Einbeziehung der Fachabteilung (66 Prozent).

Nur knapp 18 Prozent der befragten Anwender haben ihre Ziele vollständig erreicht. Rund 63 Prozent gaben an, dass die Ziele "in einem akzeptablen Rahmen" erreicht wurden. 19 Prozent verfehlten die Vorgaben eher oder vollständig. In rund 56 Prozent der Projekte ließen sich benötigte Funktionen auf Anhieb richtig umsetzen, in 44 Prozent waren Nacharbeiten erforderlich.

60 Prozent der Befragten dokumentierten eine Terminüberschreitung - in etwa zwei Dritteln Fälle eine Überschreitung des geplanten Fertigstellungstermins von bis zu 25 Prozent vor. Zudem wurde bei über zwei Drittel (68 Prozent) der Projekte das Budget überschritten, im Schnitt um 21 Prozent.

Die Hauptrisiken bei Standardsoftwareprojekten sind der Studie zufolge der fehlende Einsatz von Risiko-Management (78 Prozent), mangelnde Zeit in der Planungsphase (78 Prozent), unklare Anforderungen (78 Prozent), Mehrbelastung der Mitarbeiter (75 Prozent), permanente Änderungswünsche während der Projektphase (74 Prozent), schlechte Planung im Vorfeld (67 Prozent) sowie bei 63 Prozent die (mangelnde) Beherrschung der SAP-Technologie.

An der Umfrage im Rahmen der Diplomarbeit von Andreas Weber zum Thema "Risikomanagement von Standardsoftware-Einführungsprojekten - Konzept und empirische Studie" an der FH Würzburg nahmen 148 SAP-Anwenderunternehmen aus dem DSAG-Arbeitskreis Basis & Technologie teil. Ihre durchschnittliche Projektdauer betrug 15 Monate. Pro Projekt wurden im Schnitt fünf Module eingeführt -Schwerpunkt bildeten die Module Finanzen/Controlling, Materialwirtschaft, Produktionsplanung, Vertriebsabwicklung sowie Personalwirtschaft. (tc)