Anwender sorgen sich um Zukunft von SC400

SAP AG legt Steeb-CAS und Consulting-Tochter zusammen

12.06.1992

MÜNCHEN (hv) - Die Walldorfer SAP AG ist dabei, ihre Mittelstands-Tochtergesellschaften Steeb-CAS und SAP Consulting zu einem Unternehmen zu verschmelzen. Dieser Plan des Branchenriesen sorgt bei Teilen der Steeb-CAS-Anwenderschaft für erhebliche Unruhe.

Wird die neue Mittelstands-Organisation der SAP eine reine R/3-Company? Vernachlässigt der Branchenriese die AS/400-Klientel aus dem Steeb-CAS-Umfeld? "Die Kunden aus dem AS/400-Bereich sind wahnsinnig irritiert", ärgert sich ein Anwender, der seine Identität nicht der Öffentlichkeit preisgeben will. SAP plane, und das wisse inzwischen jeder in der Branche, die Software SC/400 nicht mehr weiter zu entwickeln und zu vermarkten. Alle Energie fließe bei den Walldorfern in das Großprojekt R/3. Solche "Gerüchte" bringen Helmut Polzer, Mitglied der Geschäftsführung bei Steeb-CAS, in Rage: "So etwas Bescheuertes" sei ihm selten untergekommen.

Am Standort Weinstatt flössen alljährlich elf Millionen Mark allein in die Entwicklung des PPS-Teils der AS/400-Software. "Ich muß etwas dagegen unternehmen, daß die Leute ständig sagen, SC/400 wird nicht weiterentwickelt - so eine Verleumdung!"

SAP werde bekanntlich in den nächsten Jahren keine R/3-Lösung für die AS/400 auf den Markt bringen, schon allein deshalb, weil der IBM-Rechner nicht die nötigen Systemvoraussetzungen biete. Sicher sei die These nicht falsch, SAP habe sich mit den Firmen Steeb und CAS eine Kundenbasis für die neue Produktlinie gekauft, aber es widerspreche der wirtschaftlichen Logik, diese Kunden bis dahin nicht mit einer angemessenen Software bei Laune zu halten.

Für die Walldorfer ist der Weg für eine Fusion der beiden Tochtergesellschaften frei, nachdem sich die SAP Consulting GmbH nicht mehr zur Hälfte in den Händen des Beratungskonzerns Andersen Consulting befindet, sondern zu 100 Prozent zur SAP AG gehört (siehe auch CW Nr. 21 vom 22. Mai 1992, Seite 1: "Andersen Consulting geht bei R/3 auf Tuchfühlung zur SAP"). "Andersen ist nicht mehr Teilhaber an der SAP Consulting; das gibt uns die Gelegenheit, diese Mittelstands-Division zu gründen", führt deren künftiger Geschäftsführer Reinhold Hecker aus.

Die weiteren Entwicklungspläne der AS/400-Software formuliert Hecker so: Zunächst werde man das Rechnungswesen aus dem Steeb-Bereich und die Logistik-Software von CAS besser integrieren.

Sein Unternehmen erwarte, daß sich die AS/400 langfristig zu einem offeneren System entwickeln werde - dann sei die Kopplung von R/3- und SC/400-Modulen geplant. Schon bald könnten dezentral ablauffähige R/3-Bestandteile in das SC/400-System integriert werden.